Du hast zu folgen, wenn Kürbisse zum Tanz laden. Besonders dann, wenn es nur 3 rare Konzerte in ganz Deutschland sind. Neben Hannover luden die Kürbisse auch in Mönchengladbach und Berlin zum Tanz. Die zweite von drei Stationen war nun also Hannover auf der ansich 23 Konzerte beinhaltenden Welttournee mit passendem Namen: „The World Is A Vampire„!
Besonders skeptisch war ich, weil ich den letzten Auftritt bei Rock am Ring in 2007 in nicht sonderlich guter Erinnerung behielt. Gut 17 Jahre ohne live-Kürbisse, auch konnten die letzten Studio-Alben nicht in Gänze zünden. Doch die Vorfreude blieb groß! Spoiler: nicht zu Unrecht!
Die bereits anwesenden Fans früherer Tage sind, ähnlich wie die Protagonisten selbst auch, inzwischen in die Jahre gekommen. Wenig junges Gemüse, dafür aber massig knorrige Bäume mit etlichen Jahresringen. Insgesamt war es sowohl vor als auch in der Halle zu Beginn des Abends noch wirklich luftig.
Pünktlich 19.30 Uhr ging das Licht für Interpol an. Die Indie-Band hatte es vor leeren Rängen schon zu Beginn eher schwer. Locker flockige Radiosongs reihten sich aneinander, hätten jedoch auch aus der Konserve ähnlich viel Emotionen wecken können. Die Songs ähnelten sich, zeigten sich aber für das geneigte Kürbis-Publikum zu glatt. So verhakten sich Band und Publikum an diesem Abend nicht und rutschten ohne Augenkontakt aneinander vorbei. Tat nicht weh, aber eben auch nicht gut.
Unterdessen fanden immer mehr Kürbis-Jünger den Weg in die heilige Halle, zwischenzeitlich bildeten sich sogar (sehr gut geordnete) Schlangen quer über den Hallen-Vorplatz. Es schien sich also doch noch zu füllen – besser spät als nie. Insgesamt haben sich um die 7.000 auf den Weg in die ZAG Arena Hannover gemacht.
today is the greatest
Today
day I’ve ever known
Gegen 21 Uhr war es dann endlich soweit. Nacheinander kamen Kiki Wong (die sich zuvor gegen unzählige Mitbewerber*innen durchsetzen konnte), Jack Bates, Katie Cole, Jimmy Chamberlin, James Iha und natürlich Billy Corgan auf die Bühne. Die Band überließ nichts dem Zufall und machte schnell unmissverständlich klar, dass dieser Abend ein audiovisueller Leckerbissen werden würde. Die Bühne wies unendlich viele optische Spielereien auf und strahlte förmlich nur so vor Freude.
Diese Riffs, diese Stimme. Mit The Everlasting Gaze starten die Kürbisse in diesen Abend. Flashback in 3, 2, 1… Nicht wenige haben sich bereits mit den ersten Riffs in die eigene Jungend zurückversetzt gefühlt. Der Sound ist fett und drückt gut nach vorn. Laut, teils zu laut und an einigen Stellen der Arena dadurch schon leicht am zerren (nicht das Gute). Doch lassen sich die Fans davon nicht abbringen und rasten bei Today das erste Mal richtig aus.
Die Band funktioniert, alles greift ineinander und es wirkt als hätte es nie eine andere Konstellation gegeben. Ohne Ansagen bleibt kaum Zeit zu verarbeiten – warum auch… schließlich gilt es diesen Abend und jede Minute vollends auszukosten. Dabei gäbe es einiges was nachwirken wird. Diese unverwechselbare Stimme und die damit verbundenen Erinnerungen aus vergangenen Zeiten. Diese Riffs, und immer wieder dieses Licht.
Das hat Gewicht!
Doch was war das…? Eine Art Ansage des Herrn Corgan? Ein kurzes „Thank you“ kam ihm über die Lippen um sich dann im darauffolgenden Song zu verlieren. Thru the Eyes of Ruby vom gefeierten Doppel-Album Mellon Collie and the Infinite Sadness beweisen einmal mehr die Klasse dieser absoluten Ausnahmeformation.
In you, I see dirty
In you, I count stars
In you, I feel so pretty
In you, I taste God
In you, I feel so hungry
In you, I crash carsWe must never be apart
Ava Adore
Es folgt ein Song-Feuerwerk der Extraklasse. Tonight Tonight, Ava Adore, Disarm, Bullet With Butterfly Wings, 1979 über Jellybelly bis hin zu Rhinoceros vom Debut Gish.
Kurz vor dem Finale des Abends nimmt sich James Iha nach Cherub Rock noch einmal die Zeit die Band vorzustellen, den Fans zu danken und dann mit Zero den finalen Song auf die Ohren zu geben.
Auch wenn die eigentliche Zeit des Grunge vorbei ist, tat dieser Abend den 7.000 angereisten Fans sehr gut. In Zeiten von Weichspüler-Radiomusik wirkt ein strenges Riff noch Wunder. Mehr davon.
That we don’t even care to shake these zipper blues
1979
And we don’t know just where our bones will rest
To dust, I guess forgotten and absorbed to the Earth below
Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2024):
Setlist Interpol:
- C’mere
- Narc
- My Desire
- Say Hello to the Angels
- Obstacle 1
- Into the Night
- Evil
- The Rover
- Pioneer to the Falls
- The New
- PDA
- Slow Hands
Setlist The Smashing Pumpkins:
- Intro
- The Everlasting Gaze
- Doomsday Clock
- Zoo Station (U2 cover)
- Today
- Thru the Eyes of Ruby
- Spellbinding
- Tonight, Tonight
- That Which Animates the Spirit
- Ava Adore
- Disarm
- Springtimes
- Mayonaise
- Bullet With Butterfly Wings
- Empires
- Beguiled
- 1979
- Birch Grove
- Panopticon
- Shame / Jellybelly
- Rhinoceros
- Gossamer
- Cherub Rock
- Zero
Links:
https://smashingpumpkins.com/
https://www.interpolnyc.com/