Endlich wieder Sommer. Aber so richtig. Samstagabend, 25 Grad, die Sonne scheint. Der Geruch von Open Air liegt in der Luft (und Bratwurst)! Und was könnte schöner sein als ein fetter Sommerabend mit den Berlinerjungs Beatsteaks? Mir persönlich fällt nichts besseres ein und den > 4500 Besuchern an diesem Abend in der Dresdner Jungen Garde auch nicht.
Die Band hat sich von einer kleinen Punk-Attraktion über die Jahre zu einer der größten Rockbands in Deutschland entwickelt. Unverwechselbar verbinden sie Elemente aus Rock, Punk, Dub, Pop oder auch Polka zu einem neuen Ganzen: Dem Beatsteakssound. Und an diesem Abend spielt die Band nach fast 3 Jahren Live-Pause endlich wieder. Auch in Dresden.
Schön, schöner – Junge Garde.
Es ist gegen 18 Uhr, kurz nach Einlassbeginn und es sieht noch nicht so voll aus auf den Rängen der Freilichtbühne Junge Garde.. Doch der anfängliche Schein trügt – die Option der Abendkasse wird heute rigoros bis ins Letzte ausgenutzt. Die Junge Garde im Großen Garten Dresden gleicht einem Amphitheater – egal, wo man steht oder auch sitzt, wie groß oder klein man auch sein mag – die Sicht ist prima und die gastronomische Versorgung ist an jeder Stelle gegeben. Die schattigen Plätze der Jungen Garde sind als erstes belegt. Doch Hektik bricht hier heute nicht aus. Das liegt aber auch an der entspannten Gesamtatmosphäre in der Garde: Freundliches Personal, coole Security, vielfältiges Angebot, wunderschöne Location, cooles Publikum.
Vor allem aber auch eins: Tolle Live Musik!
Das Österreicher Duo Cari Cari startet pünktlichst um 19 Uhr den Abend. Das Indie-Rock-Duo wurde von Sängerin Stephanie Widmer und Gitarrist Alexander Köck gegründet und macht bereits nach den ersten Takten gute Laune. Wer denkt, dass er in einem Wild Western Film ist, ist auf der richtigen Spur. Gegründet wurde die Band, um ihre Musik in einen Quentin Tarantino Film zu bekommen – davon sind die beiden nicht weit entfernt: in die Serien Shameless und The Magicians haben sie es bereits geschafft. Cari Cari sind cool, sie grooven und sind dabei live überschwänglich am Gitarre spielen und andererseits total chillig am Mikrofon. Wenn man ein Western Duell mit Coolness gewinnen könnte, wären Cari Cari ungeschlagen auf Platz Eins.
Leider muss sich auch eine tolle Band wie Cari Cari an den strengen Zeitplan des heutigen Abends halten – wegen der nahen Lage zum Wohngebiet ist 22 Uhr Schluss in der Jungen Garde. So ist das Duo nach etwa 25 Minuten mit dem Warm-Up durch und der Umbau startet. In der Zwischenzeit haben die letzten Restkarten an der Abendkasse glückliche Besitzer gefunden – die Garde ist an diesem Abend bis auf die Randplätze gefüllt, jeder Getränkestand läuft auf Hochtouren. Viel Zeit bleibt nicht zum Bierholen. In 30 Minuten wird die Bühne von der fleißigen Crew beatsteakfertig gemacht – der Glitzervorhang hängt schon.
Hello, hello Joe
So kann es 20 Uhr endlich losgehen. Die Beatsteaks sind bereit für Dresden, Dresden ist bereit für die Beatsteaks. Mit Hello Joe startet ein umjubelnder Konzertabend voller Ekstase und Durchdrehen, den die Beteiligten lange im Gedächtnis haben werden. Die Stimmung ist von Beginn an am Überkochen. Es wird Pogo getanzt und über das Publikum gedived, Bier fliegt in die Luft. Obwohl die Security von Beginn an mit herumfliegenden Menschen zu tun hat, bleibt die Stimmung prima und entspannt. Dresden ist an diesem Abend besonders gut drauf.
Kommando Sunshine – wie wild könnt ihr?
Wild, wilder, Dresden. Weder Publikum noch Band haben diesen Samstagabend nur einen einzigen Hänger. Ein Konzert, dass zu 100 % gelungen ist. Gibt’s denn sowas? Ja! Viel zu lange musste man auf unbeschwertes Tanzen, Singen, Hüpfen, Diven und Live-Musik warten. Umso schöner, dass alle Beteiligten nicht vergessen haben, wie “Konzert” funktioniert. Und falls doch, dann geben die gut gelaunten Beatsteaks heute gern eine Nachholstunde.
Mit Schirm, Charme und Gitarre heizen die Fünf/Sechs ihrem Publikum ein, das schon weit im Vorfeld fühlt, was ihre Band von ihnen möchte. Jedes Lied wird mit Textsicherheit und Euphorie mitgesungen, dass man als Band nur von so treuen Fans träumen kann. Bei Atomic Love testen die Beatsteaks die Stimmbänder des Publikums bis zum Äußersten aus – die Botschaft ist gewiss übers Elbufer hinaus zu hören. Und warum sich auch nicht von der guten Laune anstecken lassen? Bei Monotonie kommt sogar leichtes Südseefeeling auf – Hawaiigrooves und die passenden Griffs machen das möglich. Hey Du lockt den letzten schüchternen Hobbysänger aus der Reserve. Wer jetzt keinen Spaß hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Die Junge Garde singt laustarkt und swingt-springt beflügelt den ganzen Abend lang. Ekstase pur!
Die Beatsteaks vertreiben in ihrem zweistündigen Konzert jegliche dunklen Wolken am Himmel und in den Köpfen. Damit bescheren sie ihrem dankbaren Publikum eine bombastische und wundervolle Zeit des Durchdrehens und der Leichtigkeit. Sie beweisen, dass gut gemachte Musik reicht, um die Menschen mitzureißen – kein Chichi, keine wahnsinnigen Effekte, keine Choreo. Dafür stehen Loslösung, Tuchfühlung mit den Fans, Händeschütteln, Diven im Vordergrund.
Let Me In widmen die Beatsteaks ihrer Crew, die die anstrengenden zwei Corona-Jahre miterlebt und zum Glück auch überlebt hat. Nach dieser harten Zeit für die Kultur- und Veranstaltungsbranche ist es nicht selbstverständlich, dass alle noch da sind, wo sie vorher waren und auch dabei bleiben werden. Umso schöner, dass die Beatsteaks Crew zusammenhält.
Die letzte halbe Stunde widmen sich die Beatsteaks dann dem Komplettabriss. Es folgen Gassenhauer an Hits, es wird nochmal richtig wild. Und das Beste: auch nach 90 Minuten Konzert ist von Müdigkeit keine Spur zu sehen. So feiert Dresden die letzte halbe Stunde noch einmal so richtig durch. Getreu dem Motto:
I don’t care as long as you sing
Der Beatsteaks-Klassiker darf natürlich nicht fehlen. Aber irgendwann muss dann doch leider Schluss sein. Mit aufkommender Dunkelheit kurz vor 22 Uhr leuchtet die Garde bei dem Song besonders magisch. Die Atmosphäre ist beflügelnd am überkochen. Schade, dass dann leider wirklich Schluss sein muss. Die Beatsteaks hätten bestimmt noch 1,2,3, … Stunden gespielt, wenn man sie gelassen hätte. Unter tobendem Applaus verabschiedet sich die Band mit I Never Was von der euphorischen und glücklichen Meute.
Bitte gerne wieder, danke Dresden!
Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2022):
Setlist Beatsteaks:
- Hello Joe
- Frieda und die Bomben (Fu Manchu cover)
- Ticket
- Hand in Hand
- Gentleman of the Year
- Atomic Love
- Monotonie (Ideal cover)
- Milk & Honey
- Kommando Sunshine
- Under a Clear Blue Sky
- You in Your Memories
- Jane Became Insane
- Cheap Comments
- Hail to the Freaks
- Disconnected
- To Be Strong
- Hey Du (Ilona Schulz cover)
- Von nun an ging’s bergab (Hildegard Knef cover)
- Summer
- Cut Off the Top
- Let Me In
Zugabe Teil 1: - As I Please
- I Don’t Care as Long as You Sing
Zugabe 2: - DNA
- Shiny Shoes
- Unminded
- I Never Was