„Ey Thea, bis nächste Woche ist Deadline für deinen Jahresrückblick…“ – WIEBITTEWAS? Das kann doch nicht schon Dezember sein? Doch, verdammt. Aber gut, schauen wir mal zurück auf mein musikalisches 2023. Ich bin ganz ehrlich: Ich war in diesem Jahr überfordert und vielleicht auch ein wenig übersättigt. Während ich mich 2022 gefühlt vor jede Bühne gestellt hab, an der es eine Steckdose gab, weil es einfach wieder ging, habe ich mich in diesem Jahr etwas zurückgehalten. Bringt ja nix Band XYZ zum 3x zu sehen, während sie noch immer mit dem gleichen Material tourt. Auch bei Festivals war dieses Jahr irgendwie die Luft raus, dazu kamen nach wie vor Absagen und Verschiebungen wegen bescheidenen Vorverkäufen – ein paar Staples waren dann aber doch wieder dabei:
#1: Konzert des Jahres: Sparta im Tower, Bremen am 16.9.2023
Das Album Wiretap Scars von Sparta begleitet mich vielleicht noch keine 20 Jahre, aber 17 bestimmt. Live konnte ich die Band um Ex-At-The-Drive-In-Musiker Jim Ward bisher nicht sehen. Wenn man im tiefsten MV aufwächst, ist die Chance auf Konzerte eher dünn. Dazu kam, dass die Band aus Texas doch eher selten hier unterwegs war und sich zwischenzeitlich auch immer mal wieder längere Pausen gönnte. Umso cooler, dass sie sich entschlossen haben, 20 Jahre Wiretap Scars auch bei einigen Clubshows in Deutschland zu zelebrieren. Bei Tourankündigung vorbereitet darauf, nach Hamburg oder Berlin düsen zu müssen, war meine Überraschung groß zu sehen, dass sie auch in Bremen vorbeischauen. Und dann noch im muckeligen Tower. Die Vorfreude war lang und gut, aber so ein bisschen Skepsis schwingt ja auch immer mit, wenn man eine Band das erste Mal sieht, die man selbst so lang auf ein so hohes Podest gestellt hat. Eine Enttäuschung gab es aber nicht. Im Gegenteil. Die Band hat hervorragend gespielt und uns alle mitgenommen auf eine kleine Zeitreise. Dazu das Versprechen, dass die nächste Deutschlandtour nicht lange auf sich warten lassen soll. So muss es sein.
#2: Album des Jahres: Pascow – Sieben
Auch wenn es in diesem Jahr spannende neue Sachen gab von Bands, die ich sehr liebe wie Slowdive, The National oder Sufjan Stevens, kommt die Antwort auf die Platte des Jahres für mich überraschend. Pascow mit Sieben. All Killer, No Filler. Ernster, kluger, deutschsprachiger Punkrock ohne viel Schnickschnack, schön geradeaus. Oft höre ich Alben zur Erscheinung sehr exzessiv und verliere dann irgendwann das Interesse. Dies war bei Pascow nicht so, Sieben dreht sich bis heute regelmäßig auf dem Plattenteller. Und auch, wenn für mich Songs wie Von unten nichts Neues und Mailand deutlich herausstechen, gibt es auf dem Album keinen einzigen Song, den ich skippen würde, bei Vinyl durchaus ein Vorteil. Zwei Mal durfte ich das Material auch live hören – bei einer Show im Lieblingsclub, dem Bremer Schlachthof und auf dem Hurricane – und ganz ehrlich, viel besser wird’s in dem Genre nicht!
#3: Festival des Jahres: Watt En Schlick
Ja, ich wiederhole mich. Ja, es ist wieder das Watt En Schlick. Ja, vielleicht sollte ich mir auch mal andere Festivals dieser Größenordnung anschauen, aber, das Watt En Schlick lässt einfach keine Wünsche offen. Fast vor der Haustür, direkt am Strand, ohne diese ganze extreme Konsumkacke, mit wirklich netten, entspannten Gästen, die eine gute Zeit dem Alkoholrausch vorziehen und natürlich ein herausragendes Line-Up, das jedes Jahr auf’s neue dazu einlädt, Künstler*innen außerhalb des eigenen Dunstkreises kennenzulernen. Klar haben mich die Auftritte von Sleaford Mods, Blond, Peaches und Maxïmo Park begeistert, aber noch cooler fand ich Ditz, die mir bis dato noch nie begegnet sind. Oder den Bulgarian Cartrader, oder Alli Neumann, die ich zwar kannte aber noch nie live gesehen hab. Oder Roy Bianco und die Abbrunzati Boys die ich mir sonst niemals freiwillig angeschaut hätte. Aber beim Watt En Schlick wurde ich geschlagerstrudelt und das war gut so. Bin seitdem definitiv ein besserer Mensch. Abseits dessen konnten wir in diesem Jahr langjährige Freunde überzeugen mit ihren kleinen Kids auch zum Festival zu kommen und das alles mitzuerleben. Das ist natürlich extra gut!
Musikalischer Vorsatz:
Während ich es liebe, mich auf Festivals von neuen Künstler*innen überzeugen zu lassen, gravitiere ich bei Soloshows oft zu Bekanntem, das würde ich gern ändern und mehr zu Konzerten von Acts gehen, die ich noch nie live gesehen habe und dafür vielleicht mal das 500. Tocotronic-Konzert ausfallen zu lassen, so gut die auch sind. Und weniger Spotify hören, mehr Platten kaufen…aber dafür braucht’s ein größeres Regal, dafür dann wieder ne größere Wohnung…ach.
Als Teil unserer Beitragsreihe Reingehört haben unsere Redakteur*innen Monat für Monat ihre Lieblingssongs in unserer Spotify Playlist bs! Songs of 2023 gesammelt und daraus einen zufällig ausgewählten Song am Ende des Monats kurz und knapp reviewt.
Die Top 3 Songs des Jahres 2023 von Thea sind:
- Sufjan Stevens – So You Are Tired
- Pascow – Mailand
- Kisses – Slowdive
Wenn ihr Wissen wollt was unsere Redaktion dieses Jahr sonst so gehört und gefeiert hat dann schaut gerne in die anderen Jahresrückblicke unserer Redakteur*innen rein oder checkt unsere Spotify Playlist bs! Songs of 2023 mit allen Lieblingssongs 2023 aus.