2022…aufregend. Die Musik- und Veranstaltungsbranche hat sich durch zahlreiche Förderprogramme wieder aufraffen können und spätestens seit dem Festivalsommer fühlt sich auf Events alles wieder ziemlich normal an. Nur, dass eben manchmal die Gäste fehlten und der ein oder andere Saal doch recht leer geblieben ist. Klar, das Virus ist noch da und sorgte für weitere Absagen und Verschiebungen, aber einige große Musikmomente gab es trotzdem. Ziemlich viele sogar. Hier meine Top 3.
#1 Konzert
Das beste Konzert? Es gab wirklich viele tolle Shows, aber wenn mir der Rest der Redaktion die Pistole auf die Brust setzt, entscheide ich mich ganz klar für Maybeshewill am 11.3. in Köln und das aus vielfältigen Gründen. Erstens: Die Band ist wieder da. Nach der Trennung 2016 hatte ich die Hoffnung auf eine Live-Show der Briten völlig aufgegeben – zum Glück kam irgendwann The Cures Robert Smith auf die Idee, ein eigenes kleines Festival nur mit geilen Bands in London zu veranstalten und fragte auch Maybeshewill, ob sie nicht Bock hätten – hatten sie. Danke Robert, du Fuchs! Es folgte die Pandemie und meine Hoffnung siechte wieder dahin. Bis schließlich im Winter 2021 nicht nur eine Tour mit Terminen in Deutschland angekündigt wurde, sondern auch gleich ein neues Album erschien: „No Feeling is final“. Treffend.
Der zweite Grund: Für mich war es das erste richtige, voll besetzte Clubonzert nach Corona. Zwar noch mit Maske, aber das war in diesem Moment ziemlich egal. Maybeshewill machen ziemlich klassischen Post-Rock, da tanzt und verausgabt man sich nicht, sondern steht und genießt. Und das wieder gemeinschaftlich tun zu können ist natürlich magisch.Dritter Grund: In erster Linie sind Maybeshewill vor allem eins: fucking talentiert. Nicht nur auf Platte, sondern auch live schafft die Band es, einen komplett abzuholen und in den Bann zu ziehen und das ganz ohne Gesang. Wahnsinn.
Honorable mentions: Der Grand Münster Slam der Donots, Die Nerven und Kat Frankie im bremischen Tower und Pabst im Lagerhaus
#2 Album
Das beste Album? Es scheint, als hätten Künstler während Corona richtig viel Zeit gehabt, um an genialem neuem Material zu arbeiten. Auch hier fällt mir die Entscheidung sehr schwer, also nehme ich, was vermutlich am meisten bei mir gelaufen ist: „Drift“ von Pianos Become the Teeth. Die Band aus Baltimore schafft es, sich von Album zu Album klanglich weiterzuentwickeln, ohne dabei musikalischen Trends hinterherzurennen. Während die Ursprünge von Pianos Become The Teeth im Post-Hardcore liegen, ist das nunmehr fünfte Album „Drift“ deutlich entspannter, aber nicht im Sinne von „sonnig-entspannt“. Post-Rock trifft Showgaze. Melancholie trifft musikalische Vertracktheit. Es ist eine Platte, die auf einige zu traurig, zu düster wirken mag, die aber ihre ganze Schönheit entfaltet, wenn man bereit ist, sich ihr intensiv zu widmen. Absolute Hörempfehlung, gerade zur kalten Jahreszeit. Mit einem Glas Rotwein noch besser.
Honorable mentions: „Die Nerven“ von Die Nerven, „Olympia“ von Betterov, „Asphalt Meadows“ von Death Cab For Cutie, „nichts“ von Fjørt
#3 Festival
Das beste Festival? Meine Festivalbesuche in diesem Jahr hielten sich in Grenzen. Während die großen durch ein ewig gleichlangweiliges Line-Up glänzten, dass auch vor 10 Jahren hätte so aussehen können, sind einige kleine Festivals scheinbar vom Erdboden verschwunden. Daher ist mein Favorit, wie vermutlich jedes Jahr das Watt En Schlick. Langweilig, ich weiß. Aber im Grunde ist es das perfekte Festival. Ein gesunder Mix aus Newcomern und bekannten Acts, Spannung durch geheime Auftritte, wirklich entspannte Menschen und natürlich die Lage mitten am Meer. Der einzige Nachteil: an der Nordsee weiß man eben nie so recht, was mit dem Wetter ist. In diesem Jahr waren regen und Sonne ständig im Wechsel, wodurch es aber auch einige tolle Festivalmomente gab. Kid Simius & Bonaparte im strömenden Regen auf der kleinen Floßbühne. Tanzende, klitschnasse aber glückliche Menschen im Schlick. Am Abend zuvor spielte dort noch Betterov vor vollem Platz im Sonnenuntergang. Oder die amerikanischen Algiers, die an Perfektion kaum zu übertreffen sind und die ebenfalls in heftigem Regen ein spannendes Set hinlegten. Und natürlich die Headliner, die Beatsteaks, die kurzerhand den Kids das Crowdsurfen beigebracht haben. Und Käthe Kaffee aus Oldenburg. Vernünftiger Kaffee auf einem Festival? Unbezahlbar.
Als Teil unserer Beitragsreihe Reingehört haben unsere Redakteur*innen Monat für Monat ihre Lieblingssongs in unserer Spotify Playlist bs! Songs of 2022 gesammelt und daraus einen zufällig ausgewählten Song am Ende des Monats kurz und knapp reviewt.
Die Top 3 Songs des Jahres 2022 von Thea sind:
1. Betterov – Bring mich nach Hause
2. Brutus – Dust
3. Von Wegen Lisbeth – Elon
Wenn ihr Wissen wollt was unsere Redaktion dieses Jahr sonst so gehört und gefeiert hat dann schaut gerne in die anderen Jahresrückblicke unserer Redakteur*innen rein oder checkt unsere Spotify Playlist bs! Songs of 2022 mit allen Lieblingssongs 2022 aus.
Links: