Der Herbst kann schon müde machen. Wie soll man in diesem Zustand vernünftige eigene Songs schreiben? Eben, geht nicht. Daher ist unser Song Of The Month für den Oktober ein knackiges Cover. Hi! Spencer versuchen sich an Adeles „When We Were Young“ – Größenwahn oder doch gelungen? Das entscheidet knallhart die Redaktion!
Der Song im September: „When We Were Young“ von Hi! Spencer ausgewählt von Daphne:
Das denkt die Redaktion:
Daphne: Als normalerweise Coversongs eher ablehnend entgegen stehende Person freue ich mich jetzt schon auf das erste Mal, bei dem ich die Performance live sehen werde. Mach das mal einer nach!
Michael: Hm, ich muss gestehen, eine wirkliche Beurteilung von „When We Were Young“ von Hi! Spencer werde ich nicht abgeben können. Warum? Ich finde, wenn man einen Song von einem anderen Interpreten performt, spiegelt es meist nicht das eigene künstlerische Können dar. Okay, man könnte die Neuinterpretation so umarrangieren, so dass es in das eigene „Song-Korsett“ passt, aber braucht man sowas überhaupt? Es gibt generell sehr wenige Coverversionen, die ich für sinnvoll erachte, geschweige denn, dass sie sogar besser als das Original sind. Aber das ist ein anderes Thema… Daher bleiben wir fair: Hi! Spencer haben sich von der großartigen Adele „When We Were Young“ geschnappt und somit ihren ersten englischsprachigen Song (singen normalerweise auf Deutsch) veröffentlicht. Grund dafür ist das 10jährige-Bandjubiläum, für das dieser Song eine Huldigung an die Vergangenheit sein soll. Der Song wird gut dargeboten (somit keine Schändung des Originals), in Szene- bzw. Faninternen Kreisen könnte er (vor allem live) auf Dauer gut ankommen, aber für mich wird er nur eine kurze Randnotiz werden.
MichaL: Wenn eine Band einen Song covert und dieser Song bereits ein Welthit ist, kann mensch eigentlich nichts falsch. Das Lied hat einen hohen Wiedererkennungswert, war schon mega erfolgreich. Was kann da noch schief gehen? Man sollte auf keinen Fall „When We Were Young“ von Adele so singen, wie Adele es gemacht hat. Mensch würde kläglich scheitern, weil es besser nicht geht. Aber es geht auf eine andere Art . Adele hat ihre Ballade episch emotional angelegt. Die Indie-Punker Hi! Spencer machen aus dem Hit eine tanzbare Nummer, die sofort abgeht und gute Laune macht. Sven Bensmann hat eine Stimme mit Wiedererkennungswert und der Chorus mit einschmeichelnder Gitarre macht Lust auf nochmaliges Hören. Und gleich nochmal und nochmal. Und live wird der Song sowieso der Kracher sein.
jms: Gitarre, Schlagzeug, kernige Männerstimme – ein netter klassischer Skaterrocksong geht ab. Doch halt, der Text… hey, das is ja ADELE. Just like the Movies. Aber so ganz anders. Hello Spencer. Süsser kleiner Ohrwurm-Kandidat. Was macht diese Band sonst so? Ich hör mal weiter.
Rune: Gute Cover sind eine Seltenheit. Einen Song zu covern ist eine hohe Kunst an der die meisten leider scheitern, gerade dann wenn man sich an Hochkaräter wie in diesem Fall „When we were young“ von Adele wagt. Die Neuinterpretation von Hi! Spencer ist zum Glück keine Vollkatastrophe geworden aber auch nichts Weltbewegendes. Musikalisch wie gesanglich ganz solide jedoch ohne wow Moment und somit ein Cover welches man sich immerhin anhören kann aber auch nicht muss.
Torsten: Hi! Spencer machen mit ihrem Cover vieles richtig. Gut kopiert ist meist besser als schlecht selbst gemacht. Gecovert meine ich, gecovert. Und das haben sie tatsächlich. Vom Original ist nicht mehr viel geblieben, typischer Hi! Spencer Radiopop das Ergebnis. Nette Produktion, tolle Stimme. Eine dieser Bands, die auf einem der unzähligen Sommerfestivals sicher arg ins Blut gehen, zu Halloween 2022 aber nur mit den derzeit vorherrschenden Temperaturen Hand in Hand gehen.
Johanna: Eine Indie-Punk-Cover-Version von Adeles „When we were young“ ist eine interessante Idee der Osnabrücker Band Hi! Spencer. Wenn man sie sich anhört, ist es aber dann doch nicht mehr ganz so spannend. Cover-Versionen sind eine tolle Gelegenheit einen Song nochmals aufleben zu lassen, ihn neu zu entdecken, aber dieses Cover ist nichts, was hängen bleibt. Zwar ist es ziemlich anders als das Original, aber das Ergebnis trotzdem nicht mehr als ein solider Indie-Song.
Thea: Erster Gedanke: Ahh, cool, mal ein anderes The Killers Cover als Mr. Brightside. Zweiter Gedanke: Ähh, ne…falsches Personalpronomen – aber so hieß doch auch dieses geile Retro-Emo-Indie-Festival in Las Vegas gerade. Wenn man dann jedoch auf die Kommentare der Kolleg*innen schielt, kommt plötzlich Adele ins Spiel. Wa? Obwohl ich musikalisch nicht komplett unter einem Stein lebe, ist mir das Original noch nie untergekommen und Hi! Spencer zuliebe höre ich es mir auch erstmal nicht an. Ihre Interpretation ist etwas, das klanglich ganz gut auf das gleichnamige Festival gepasst hätte. Eine locker-fluffige Indienummer, eher für den Sommer als für den Herbst, bisschen zu glatt – regt zwar zum Fußwippen an, löst aber abseits dessen nicht viel in mir aus. Pluspunkte für’s Outro – live als Konzertabschluss bestimmt hervorragend.
Links:
Hi! Spencer
Alle Redaktionsfavoriten findet ihr in unserer Songs of 2022 Playlist:
