Reingehört: Songs of 2022: Calexico – mit „El Mirador“ [06/2022]

Viele verschiedene Menschen haben nunmal verschiedene Ansichten – vor allem bei Musik. Auch in diesem Monat herrschte keine Spur von Einigkeit in der Redaktion. So könnten die Meinungen zum Song of the Month „El Mirador“ von Calexico kaum weiter auseinandergehen.

Der Song im Juni: Calexico mit „El Mirador“ ausgewählt von Jörg:

Hört einmal selbst:

Das denkt die Redaktion:

Jörg: El Mirador – Der Leuchturm, der Titelsong der neuesten Platte der texanischen Band Calexico. Die Geschichte einer einsamen Suche nach dem Summen im Herzen, der Hoffnung auf ein besseres Leben und dem Leuchturm, der den Weg weist. Verloren im alten Leben, verloren auf der Suche nach Dir. Nicht wissend, wie verloren ich war. Doch der Leuchturm zeigte mir den richtigen Weg. Eine magische Allegorie auf die Suche nach der Zukunft, die so viele Menschen versuchen. Die Zukunft, die DU gefunden hast. Magische Sätze, der Refrain in Spanisch, die Verse in Englisch. Rhythmischer TexMex-Mambo trifft auf Smoke Citys „Underwater Love“ und erschafft die Atmosphäre eines grossen Wunders. Magie pur. Was für ein Opener. Dieser Song macht Lust auf mehr Calexico, auf den Rest der Platte. Ich würde sie sooo gerne wieder live sehen.

Johanna: Das Lied „El Mirador“ trifft bei mir ins Schwarze. Lateinamerikanische Folklore modern interpretiert, eine Mischung von unterschiedlichen Musikstilen und eine Stimmung, bei der man sich nicht sicher ist, ob sie als melancholisch oder doch hoffnungsvoll und beschwingt mit einem gewissen Manu-Chao-Vibe beschrieben werden kann. Schon immer waren das Attribute, die für mich einen spannenden, langlebigen Song ausmachen. „El Mirador“ transportiert eine Leichtigkeit und ist trotzdem nachdenklich. Ich freue mich diese Entdeckung gemacht zu haben und darauf, das neue Album Lied für Lied kennenzulernen!

Michael: Unsere Rubrik „Reingehört“ sorgt dafür, dass ich mir auch mal Bands anhöre, deren Namen mir zwar ein Begriff sind, aber bisher nie mit ihnen beschäftigt habe. Mal bin ich positiv überrascht (z.B. im Februar bei Sondaschule) und mal gibt es mir die Bestätigung, dass ich mich bewusst nie mit der jeweiligen Band beschäftigt und auch nichts verpasst habe. So wie in diesem Fall mit Calexico. Trotz warmer lateinamerikanischer Klänge in „El Mirador“ lässt mich alles daran kalt. Auch nach mehreren Durchläufen. Ich möchte fair bleiben: da ich nicht einmal weiß, ob dieser Song auch zu 100% repräsentativ für Calexico ist, habe ich mir andere Songs angehört, aber mit dem gleichen Resultat. Keine schlecht gemachte Musik, aber auch keine, die nicht mal einen Zündfunken an Interesse auslösen kann. Einziger Pluspukt an „El Mirador“: dieser Song lässt mich an eine meiner Lieblingsserien „Breaking Bad“ erinnern. Immerhin etwas!

Daphne: Ein lauer Sommerabend in der kleinen Küstenstadt, die untergehende Sonne, die alles in Sepia haucht. Das Straßencafé an der Ecke, mit Sonnenbrille und Halstuch die letzten Strahlen einfangen, gleichzeitig am lauen Abendwind abkühlen. Mit einem staubig trockenen Rotwein in der Hand den Mofafahrern zusehen. Meine Hängematte schwingt weiter, die Gedanken fliegen nur. Ein bisschen wie aus einem Wim Wenders Film (harte Pina-Vibes!) gepaart mit Vorstellungen einer mexikanischen Audrey. Herrlich tragend aber kein Stück langweilig. Meine Ohren vereinbaren für diesen Sommer noch ein Date mit Calexico.

Melanie: Die Beschreibungen der Band Calexico sind äußerst kreativ und reichen von „Alternative-Country-Rocker“ bis hin zu „Latin Folk Pop“. Genauso spannend wie die Beschreibungen des Musikstils ist das Trompeten-Intro, das geradewegs aus einem Tarantino Film stammen könnte. Auf alt getrimmt und hoch dramatisch als liefe Kill Bill auf dem Bildschirm. Doch nach den ersten Sekunden ändert sich dieser erste Eindruck leider. Der Song leiert zwischen mäßig spannend und belanglos plätschernd hin und her. Es ist definitiv nicht meine Musik, aber würde sie nebenher irgendwo als Begleitmusik laufen – zum Beispiel im Fahrstuhl – müsste ich auch nicht gleich den Notknopf drücken und fluchtartig den Raum (Fahrstuhl) verlassen. Fazit: nur in ganz ganz kleinen Maßen für mich erträglich.

Torsten: Was nun folgt wird unserem Song des Monats gewiss nicht gerecht. Der Band vermutlich auch nicht. Könnte der Beginn auch aus der Titelmelodie einer neuen Netflix Produktion stammen, kommt danach nur noch eine Menge nichts. Auch hier lässt sich der Vergleich ziehen. Doch hat nahezu jede Produktion des Streaming Anbieters etwas Gutes, suche ich hier vergebens danach. Belanglos leiert das Ding dahin. Ich bin überzeugt: die 7:16 min für den zweifachen Durchlauf hätte ich besser verschwenden können.

Thea: Schwierige Angelegenheit, so weiß ich wohl, dass Calexico zu den wirklich guten Live-Bands zählen und eine feste Fangemeinde hinter sich haben, dennoch werde ich mit ihnen auf Platte nie so richtig warm. Daran ändert auch „El Mirador“ leider nichts. Mir ist die Nummer zu sperrig und für eine Länge von über 7 Minuten passiert mir in dem Song letztendlich viel zu wenig. Leider gibt mir der Opener keinen Anreiz, den Rest des Albums anzuhören.

Judith: Der Song of the month ist doch immer wieder eine Überraschung. Und zieht gleich die Frage nach sich, von wessen Playlist der wohl kommt. Ein Hauch von Salsa, lateinamerikanischer Lebensfreude und Leichtigkeit, garniert mit einer Prise Wüstenwind, einem Hauch Melancholie und einer rockigen Untermalung. Auf jeden Fall auch ein zweites, drittes oder gar viertes Mal hören wert.

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Calexico

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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