Es ist wieder soweit und der April steht wieder vor der Tür. Zeit also für einen musikalischen Rückblick in den März. Aus unserer Playlist „bs! Songs of 2022“ wurde wieder ein glücklicher (oder unglücklicher) Song ausgewählt, über den sich die Redaktion nach Herzenslust auslassen kann.
Der Song im März: Florence & The Machine mit „My Love“, ausgewählt von Rune
Hört einmal selbst:
Das denkt die Redaktion:
Rune: My Love ist ein Song der ins Ohr geht, der Lust aufs tanzen macht und der Florence + The Machine typisch auch gleichzeitig eine ganze Menge Tiefgang besitzt. My Love ist ein Song mit zwei Gesichtern, auf der einen Seite das sad little poem in dem Frontfrau Florence Welch ihre Schreibblockade aufgrund fehlender Inspiration in Zeiten von Covid Lockdowns thematisiert und auf der anderen Seite das überaus tanzbare, von Dave Bayley produzierte, Disco-Type, Upbeat Instrumental, des eigentlich als Akustik Version konzipierten Songs, mit dem die Band der Zurückhaltenderen Instrumentalisierung von High as Hope etwas den Rücken kehrt und wieder mehr an die Zeiten von Ceremonials und How Big, How Blue, How Beautiful erinnert.
Michael: Florence + The Machine: eine Formation, mit der ich mich zuvor nie beschäftigt habe und es dabei auch bleiben wird. Nach jedem Durchlauf von „My Love“, erinnert es mich an Songs von osteuropäischen Künstlern beim Eurovision Song Contest. Das dazugehörige Musikvideo unterstreicht dies noch. Das ist weder despektierlich, noch abwertig oder gar negativ gemeint, denn „My Love“ ist KEIN schlechter Song. Man kann ihn hören und er tut auch nicht weh. Aber Interesse, Begeisterung oder Faszination ist für mich was anderes. Oder besser ausgedrückt: it´s not my cup of tea.
Judith: Florence + The Machine- die englische Antwort auf Amy Mc Donald. Flower Power trifft elektrische Beats. Eingängig, angenehm, unaufdringlich, einprägsame Stimme und ein Herzchen für die Spotify Lieblingsliste.
Thea: Florence Welch ist ohne Frage eine Meisterin ihres Gebiets. Die aktuelle Single „My Love“ überrascht durch Disco-Bombast, der mehrmaliges Hören erfordert, um die doch eher fragile Thematik des Songs durchscheinen zu lassen. Zu seiner wahren Stärke findet der Song jedoch erst im sich stetig wiederholenden Refrain. Alles in allem ein starker Song, wie man ihn von Florence & The Machine gewohnt ist.
Kristin: Florence + The Machine ist eine großartige und wunderbare Künstlerin mit sagenhafter Stimme. Der Text zu “My Love” ist nachvollziehbar und fragil, aber musikalisch braucht er viele Anläufe, um in die Gänge zu kommen. Durchaus tanzbar und wippbar, aber mir persönlich fehlt der “Bämm”, damit er in meine Playlist wandert. Das macht der schöne Text auch nicht wett.
Torsten: Treibene Beats gepaart mit einer bestimmenden Leichtigkeit – so zeigte sich mir „my love“ unserer Formation im März im ersten Durchlauf. ‚Reingehört‘ von bs! mischt auch weiterhin die Geschmäcker der Redaktion zu einem außergewöhnlich vielfältigen Menu. Der erste Happen „my love“ schmeckt super süß, macht Lust auf mehr. Der eingängige Refrain übernimmt dann leider die Führung und mischt die Note unsauber ab. So wird aus einem bunten Tisch dann doch nur ein Teller Nudeln mit Tomatensoße. Gut gewürzt, aber kein Menu und damit nur ein Teller Spirelli-Nudeln.
Jörg-Martin: Was für ein Lied… ätherische rote Zauberelfe trifft auf krasse Beats. Auf den ersten Blick klingt der Song wie ein Liebeslied. Erst bei genauem Zuhören erkennt man in ihm den ganzen Schmerz der Pandemie und was die Einsamkeit der Isolation mit uns gemacht hat, wie sie uns den Atem genommen hat, die Kreativität ertränkt. Wie sie Florence die Freude und die Lebendigkeit der Kunst raubt. Florence verarbeitet in diesem Song ihre Schreibblockade während der Pandemie. Den Moment des Kontrollverlusts. Das Verlieren des Landeplatzes für die Worte, die Gefühle, den Sinn, die Liebe. die Leere, die Ungewissheit, das nie Enden wollen. Das Ende nicht sehen können. Die Verzweiflung, die viele von uns gespürt haben, noch immer spüren. heftige Worte, Gefühle einer Depression, die die ganze Welt erleidet. Intensiv, stark. Der Soundtrack der Pandemie. Stärker wird es nochmal beim Schauen des offiziellen Videos zu diesem Song. denn es wurde Anfang des Jahres in der Ukraine mit vielnen UkrainerInnen im Cast und am Set gedreht. Menschen, die jetzt auf der Flucht sind oder mit Waffen die Zerstörung der Zivilisation bekämpfen müssen. Der Soundtrack dieser Zeit.
Melanie: Die bittersüße Stimme von Florence Welch ist es, die auch mich als Metal-und-Gothic-Anhänger immer mal wieder mitreißt. Der neue Song „My Love“ ist ein gelungenes hors d’oeuvre des kommenden Albums, und verdient ein anerkennendes Kopfnicken. Mehr als ein Appetizer ist es jedoch nicht, die Beine werden kurz angeregt und aufgewärmt, doch der Spannungsbogen kann keinen Pfeil abschießen. Es gibt wenig Steigerung, die den Hörer alles vergessend und wie in Trance die Nacht durchtanzen lässt. Allerdings ist ein Warm Up äußerst wichtig, bevor das schweißtreibende Workout losgeht – warten wir ab, ob das volle Album seinem Namen gerecht wird und ein „Dance Fever“ auslösen wird.
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Florence & The Machine