Sólstafir sind zunächst einmal: einfach anders. Ihr einzigartiger Blend aus Metal, wundervollen Melodien, psychedelischen Momenten und einer gefährlich starken Unterströmung aus klassisch gefärbtem Hardrock kommt variantenreich daher und glänzt in ähnlich bizarrer Schönheit wie die Landschaften ihrer Heimat Island. Ihr mittlerweile fünftes Album ›Ótta‹ setzt in logischer Weise fort, was die vierköpfige Band 2011 mit dem von der Kritik hoch gelobten Vorgänger ›Svartir Sandar‹ begonnen hatte. Auch hier lautete die Anweisung für den Hörer ›erwarte das Unerwartete‹, etwa die plötzlichen Verlockungen subtiler Streicher oder ein irgendwie hypnotisch klingendes Banjo.
Blut und Seele
Nichts von alledem war noch zu hören, als Sólstafir 2002 ihr Debut „Í Blóði og Anda“, übersetzt „Blut und Seele“ veröffentlichten. Anstelle des heutigen Sirenengesanges auf isländisch und aus schroffer Kehle, spuckte Frontmann Aðalbjörn Tryggvason giftig verkrustete Vocals in die Gegend und waren die rasenden Gitarrenläufe klar vom Black Metal beeinflusst. Dennoch waren Sólstafir schon damals so klar als Unikat erkennbar, wie dies bis heute der Fall ist, ihre Alben „Masterpiece Of Bitterness“ (2005) und „Köld“ (2009) stellten jedes Mal die neuen Errungenschaften einer evolutionären Bandgeschichte ins Licht.
Zeit für Klischees, die sich auf Island allerdings schnell jedem Besucher als Realität erweisen. Sólstafirs Musik ebenso sehr ein Produkt arktischer Blizzards wie auch eines von Vulkanausbrüchen, Geysier-Eruptionen, saftig grüner Grasflächen und salziger Meereswogen. Mit „Ótta“ streifen die Isländer etwas unerklärlich Altertümliches wie gleichsam Zeitloses und trotzen dabei doch jeder Kategorisierung. Dieses Album muss wieder und wieder gehört werden, bis sich die vielen Schichten lösen undden Blick auf immer neue Details frei geben, jedes einzelne neu und anders als das Vorige, und doch enthüllen sie am Ende alle das Selbe: Einen großartigen Song nach dem anderen.
Sie alle folgen einem Konzept, das auf einem alten isländischen System der Zeiteinteilung namens „Eykt“ („acht“) basiert, wie es auch aus mittelalterlichen Klöstern bekannt ist. Dabei wurden die 24 Stunden des Tages in acht Teile von jeweils drei Stunden aufgeteilt. „Ótta“ startet um Mitternacht mit „Lágnætti” (“Low Night”), setzt sich durch jeden “Eyktir” des Tages fort und endet mit “Náttmál“ ( „Night Time), der Zeit von 21 bis 24 Uhr.
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Diese Form der Zeiteinteilung gestaltet den Tag offener als das unbarmherzige Ticken unserer Uhren, die jede Sekunde zählen und die Menschheit so zu Vasallen des gesellschaftlichen Tages-Countdowns machen. Mit Sólstafir besitzen wir nun ein Gegenmittel, welches zuhause ebenso gut funktioniert wie im Konzert. Lehnen Sie sich einfach zurück, schließen Sie die Augen, nehmen Sie sich alle Zeit der Welt und verlieren Sie sich in den Meisterwerken von Sólstafir. Vielleicht ja bald auch auf Rezept.
Die Dates:
- 17.05.2016 Gruenspan, Hamburg
- 18.05.2016 Täubchenthal, Leipzig
Links:
www.solstafir.net
www.facebook.com/nordicgiants
Veranstalter:
www.kj.de