Madsen: die Indie-Rocker aus dem Wendland auf Tour mit Nephew

Foto: hfr.

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Nur wer eine Herausforderung annimmt, kann sich mit etwas Glück und Geschick später über einen Sieg freuen. Das muss kein Sieg auf ganzer Linie sein. Nicht der Sieg an sich, sondern das erhabene Gefühl, es geschafft zu haben. Bei den Aufnahmen zu ihrem vierten Album haben sich Madsen einer besonderen Herausforderung gestellt. Und das Ergebnis, „Labyrinth“, lässt keinen Zweifel an ihrem Glück und Geschick.

Die „klassische Herausforderung“ des landläufig als schwierig angesehenen dritten Albums konnte Madsen bereits 2008 mit „Frieden im Krieg“ bravourös krachend meistern. Also wollten die Vier diesmal mehr. Die Idee lässt sich eigentlich in einem Wort zusammenfassen: Größe. Das Gefühl von Größe wie es in einem Stadion allgegenwärtig ist…


Diese Größe von bewegten Chören. Größe im Klang, ohne dabei Fett anzusetzen. Große Gitarren. Große Worte. Große Produktion. Die Größe einer eingeschworenen Gemeinschaft. Größe in jeder Beziehung. Aber vor allem das Größte, was das Leben zu bieten hat: das Leben selbst, die Liebe und eine universelle Umarmung. Das ganze Zeug also, das in den falschen Händen zu monumentalen Kitsch verkommt. Mit so etwas zu arbeiten, jegliche Peinlichkeit zu vermeiden und bei allem notwendigen/gerechten Pathos an keiner Stelle das Maß zu verlieren, DAS ist eine Herausforderung!

Wie man an seinen Herausforderungen wächst und dabei über sich hinauswächst, das zeigt kein deutsches Album der letzten Jahre deutlicher als „Labyrinth“. Ein Album, so groß wie das Verlangen, die Welt aus den Angeln zu heben. Die Magie dieses Unterfangens mag auch damit zusammenhängen, dass wir beim Namen Madsen weniger an Stadion-Rock als an schwitzige Keller und durchgebrutze Verstärker denken. Obwohl Madsen seit Stunde Null bei Universal unter Vertrag stehen, vermitteln ihre Musik und ihr Auftreten eine Authentizität, die für gewöhnlich einem Indieact, gern aus der Hamburger Schule, angedichtet wird. Wo der Indie-Spirit regiert, herrscht auch oft ein Hang zum Problematisieren. Die alles entscheidende Frage lautet dann: Darf man das? Spaß haben? Auch mal die Sonnenseiten des Lebens besingen? Hemmungslos auf die Tonne hauen? Darf man natürlich nicht. Madsen haben sich einfach das Recht genommen, es trotzdem zu tun. Vor diesem Hintergrund wird „Labyrinth“ nicht nur vom Mut zur Größe bestimmt, sondern auch von einer Art der Befreiung.

Für viele ist „Labyrinth“ ein grandioser Sieg ohne Wenn und Aber, das beste Album der bisherigen Karriere der Band. Für Madsen selbst ist „Labyrinth“ vor allem ein persönlicher Gewinn. Diese Haltung macht sie am Ende zu echten Siegern, zu den Siegern der Herzen.

Der Sound von Nephew ist modern. Ausgefeilt. Elektronischer Rock. Mit unerwarteten Wendungen und einer guten Portion Ironie. Depeche Mode meets Rammstein meets Talking Heads? Nephew haben mit ihren in Rock und Elektronik verpackten Hooks einen einzigartigen Stil kultiviert – ein janusköpfiges Soundmonster, das sowohl eine sanfte emotionale Seite als auch rohe ungeschliffene Energie vereint. Für Nephew ist Dualismus ohnehin eine wichtige Angelegenheit, was neben der Musik auch ihre Texte spiegeln: Mittels einer Kombination aus englischer und dänischer Sprache loten sie neben emotionalen auch politische Untiefen aus.

Die Labyrinth Termine 2010 im Überblick (Support: Nephew):

  • Foto: hfr.

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    09.12.2010 Krefeld (Deutschland), Kulturfabrik

  • 10.12.2010 Erfurt (Deutschland), Stadtgarten
  • 11.12.2010 Leipzig (Deutschland), Felsenkeller Leipzig
  • 13.12.2010 Saarbrücken (Deutschland), Garage
  • 14.12.2010 Hannover (Deutschland), Capitol Hannover
    Einlass: 19:00 Uhr; Beginn: 20:00 Uhr; Vorverkauf: 18 € zzgl. aller Gebühren; Abendkasse: 23 €
  • 15.12.2010 Berlin (Deutschland), ASTRA
  • 17.12.2010 Hamburg (Deutschland), Docks
  • 18.12.2010 Hamburg (Deutschland), Docks

Links:
www.madsenmusik.de
www.nephew.dk
www.living-concerts.de

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Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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