Preview: Project Pitchfork „25 Jahre Jubiläums Tour“ – Erwartet das Unerwartete (23. – 24.09.2016, Dresden)

Project Pitchfork starten ihre „25 Jahre Jubiläums Tour“ mit einer Doppel-Show in Elbflorenz

Project Pitchfork, 1989 in Hamburg gegründet, gehört zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Vertretern des Dark Electro-Genres, welches man seit den frühen Neunzigern entschieden prägt und zu ungeahnten Erfolgen führte. Die beiden treibenden Kräfte hinter der Band sind bis heute Peter Spilles und Dirk Scheuber. Weil Peter aus Hamburg, Dirk aus den neuen Bundesländern kommt, gelten Project Pitchfork als erste „deutsch-deutsche“ Band überhaupt.

Der Anfang

In den späten Achtzigern zirkulieren erste Project Pitchfork-Tapes in der Hamburger Szene. Schon die ersten Aufnahmen rufen euphorische Resonanz hervor. Ermutigt durch diese positiven Reaktionen, wagt man sich am 15.02.1990 erstmals auf die Bühne der Hamburger Szene-Disco „Kir“ und kann den ausverkauften Saal restlos überzeugen. im März 1991 erscheint das revolutionäre Debüt „Dhyani“. Es ist eine der ersten Stilverknüpfungen zwischen elektronischer Musik und Gothic und geht als viel zitierter Meilenstein in die Geschichte des Dark Electro ein. Von Anfang an waren Project Pitchfork Meister der Improvisation, die aus den gegebenen Möglichkeiten stets das Beste herauszuholen. Diese Arbeitsweise wenden Project Pitchfork auch auf künftigen Veröffentlichungen an – sowohl „L’am Bras“ als auch „Entities“ erscheinen 1992 und untermauern die visionäre Rolle der Band in der Szene. Bei Project Pitchfork ist nicht nur die Musik, sondern auch die Herangehensweise an die Band untypisch für eine Band aus der Gothic-Bewegung: Schon früh entschließt sich Peter Spilles dazu, die Band zu seinem Beruf zu machen und sich nur noch auf seine Musik zu konzentrieren. Neben dem hohen Veröffentlichungstempo schlägt sich diese Entscheidung auch in den zahlreichen Konzerten nieder, welche die Band in den frühen Neunzigern durch die ganze Bundesrepublik, als erste Szeneband auch in die neuen Bundesländer führt.

Die Entwicklung

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

Am 07.02.1994 erscheint „IO“. Es ist das erste rein digital produzierte Pitchfork-Album und hebt den Sound der Band auf ein neues Level. Erstmals wird man in den deutschen Albumcharts vorstellig (Rang 56), erstmals gibt es auch eine ausgedehnte Deutschland-Tournee. Der EP „Corps d’Amour“ folgt im Herbst 1995 mit „Alpha Omega“ – beides die ersten Veröffentlichungen des eigenen Labels Candyland Entertainment. Auf „¡Chakra:Red! (veröffentlicht am 05.02.1997) stehen großflächig eingesetzte Sample-Gitarren für den Weiterentwicklungsdrang der Band, außerdem markiert das Album den Einstieg von Jürgen Jansen ins feste Line-Up. Weiter geht es Schlag auf Schlag: Nach der ersten USA-Tournee veröffentlicht man am 05.10.1998 das Konzeptalbum „Eon Eon“. Der Clip zu „Steelrose“ bringt Project Pitchfork ins Musikfernsehen und sorgt für die erste von zwei Echo-Nominierungen, die Band spielt auf Mega-Festivals wie Rock am Ring, Eurorock oder Arvika. „Daimonion“ kann diese Erfolgsserie 2001 noch toppen: Das Album schießt bis auf Platz 8 der deutschen Charts, eine gewaltige Europatournee begleitet das Werk. Dass es immer noch ambitionierter und noch anspruchsvoller geht, beweisen Project Pitchfork mit der folgenden „NUN“- Trilogie: Am 30.09.2002 erscheint mit „Inferno“ der erste Teil dieses Triptychons, gefolgt von den EPs „View From A Throne“ und „Trialog“.

Der Weg in die Gegenwart

Am 30.05.2005 erscheint „Kaskade“. Mit 15 Stücken präsentiert es sich sehr vielseitig, ein Umstand, der Spilles dazu führt, auf dem anfangs nur als Download erhältliche Werk „Wonderland/One Million Faces“ einzig zwei überlange Stücke zu platzieren. Auch diese Veröffentlichung, die 2007 zusätzlich als CD erscheint, steht für den ungebrochenen Experimentierwillen der Band. „Dream, Tiresias!“ erscheint am 27.03.2009 und entpuppt sich als Brückenschlag zwischen Dark Electro, modernsten Produktionsmethoden und gewohnter musikalischer Tiefe. Dieses Konzept geht voll auf: Man spielt so fleißig Konzerte wie selten zuvor, begibt sich auf eine zweite US-Tournee und präsentiert sich auf vielen Gothic-Festivals als die Dark Electro-Macht, die man immer gewesen ist. Als wäre dieses Album eine Initialzündung für eine neue Ära gewesen, geht es bei Project Pitchfork in hohem Tempo weiter: Im Sommer 2010 erscheint mit „Continuum Ride“ ein kraftstrotzendes, in der Szene bejubeltes Dark Electro-Manifest, gefolgt vom Opus „Quantum Mechanics“, das ziemlich genau ein Jahr später erscheint und bis auf Rang 12 in die deutschen Albumcharts vordringt.

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

Diese Entwicklung zeigt eindrucksvoll: Die Zeichen stehen bei Project Pitchfork eindeutig auf Sturm, der Trend zeigt selbst nach all den Erfolgen und Leistungen klar nach oben, die Kreativität ist auch nach 16 Studioalben, weit über 100 Songs und ungezählten Konzerten auf der ganzen Welt ungebrochen. Wenn die vergangenen Jahre etwas bewiesen haben, dann das: Auch die nächsten 25 Jahre werden bei Peter Spilles und seinen Bandkollegen frei nach dem Motto „Erwarte das Unerwartete“ ablaufen. Das war 1990 so, und das wird immer so sein.

Was kann man noch über Projekt Pitchfork schreiben?

Über eine Band, die ein ganzes Genre aus der Taufe gehoben, ein Heer an Epigonen herangezüchtet und doch nie eingesehen hat, das Zepter auch nur einmal aus der Hand zu legen? Zählen nicht die unzähligen Klassiker mehr, die bereits die zweite Generation leidenschaftlicher Dark-Electro-Jünger auf die Tanzflächen treiben? Wiegt nicht eine Anekdote wie die, dass es eben Project Pitchfork waren, welche Rammstein einst als Tour-Support dabei hatten, schwerer als jedes Wort?

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

Nun, vielleicht kann man ja doch noch etwas schreiben. Das hingegen ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass Peter Spilles nicht müde wird, sich, sein Projekt und seinen Sound stetig neu zu erfinden, seine Kunst immer wieder zu reflektieren, neu zu verorten und sich nie auf den Lorbeeren seines bisherigen Schaffens auszuruhen. Wie dieses theoretische Gefasel in Musik gefasst klingt, zeigen die Titanen des düsteren Electro auf „Blood“. Keine Kampfansage, kein Aufmucken, keine bemühte Steigerung in immer lächerliche Extreme oder Plattitüden. Nein, „Blood“ ist nichts Geringeres als ein weiterer stählerner Beweis, dass jedwede Revolution, jeder kümmerliche Putschversuch schon an diesem Bollwerk namens Project Pitchfork wird. Bis hier und nicht weiter – das gilt auch nach über 25 Jahren Bandgeschichte.

An unseren Händen klebt Blut.

Das ist in Zeiten wie diesen nichts ungewöhnliches, wird uns von „Blood“ aber auf überaus nachdrückliche Weise vor Augen geführt. Der ebenso simple wie effektive Albumtitel ist als großes Oberthema, aber auch als Vorsilbe aller Tracks dieses wuchtigen Angriffs zu verstehen. Die Stücke heißen „Moon“, „Loss“ oder „Money“, an sich alltägliche Worte, die erst unter Zuhilfenahme des Titels ihre düstere Bedeutung entfalten. Blut als Währung, Blut als bestimmender Faktor ergeben einen blutigen Marsch gegen Ungerechtigkeit, Krieg und Unterdrückung, eine elektronische Initialzündung für mehr Selbstbestimmung. „Blood“ ist nicht nur ein weiteres Album, sondern ein in sich verzahntes, clever durchdachtes und ganz nebenbei höllisch kraftvolles Album, das auf der Tanzfläche vor allem für eines sorgen wird: Blutige Füße.

Diese Entwicklung zeigt eindrucksvoll: Die Zeichen stehen bei Project Pitchfork eindeutig auf Sturm, der Trend zeigt selbst nach all den Erfolgen und Leistungen klar nach oben, die Kreativität ist auch nach 16 Studioalben, weit über 100 Songs und ungezählten Konzerten auf der ganzen Welt ungebrochen. Wenn die vergangenen Jahre etwas bewiesen haben, dann das: Auch die nächsten 25 Jahre werden bei Peter Spilles und seinen Bandkollegen frei nach dem Motto „Erwarte das Unerwartete“ ablaufen. Das war 1990 so, und das wird immer so sein.

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

Die Dates:

  • 23.09.2016 Reithalle / Straße E, Dresden
  • 24.09.2016 Reithalle / Straße E, Dresden
  • 30.09.2016 Das Bett, Frankfurt am Main
  • 01.10.2016 Das Bett, Frankfurt am Main
  • 02.10.2016 Kulturfabrik, Krefeld
  • 06.10.2016 Hirsch, Nürnberg
  • 07.10.2016 Backstage (Werk), München
  • 08.10.2016 Club Cann, Stuttgart
  • 18.11.2016 Huxley´s Neue Welt, Berlin
  • 19.11.2016 Mau Club, Rostock
  • 25.11.2016 Werk 2 (Halle A), Leipzig
  • 26.11.2016 Gewerkschaftshaus, Erfurt
  • 09.12.2016 Musikzentrum, Hannover
  • 10.12.2016 Markthalle, Hamburg

 

Links:

www.project-pitchfork.eu

Veranstalter:

Protain Concert GmbH

Bernd Aust Kultur Management

Tobias Richter
Tobias Richterhttps://www.facebook.com/mischband/
Jeder sollte einen Tobi haben. Keiner von uns hat ihn je gesehen, der Typ ist einfach zu groß und artig, der schmeißt aufgeblasene orange Dinger in Einkaufsnetze und - wie man so hört - muss sich der Ü190 Hüne dafür bücken. Eat Sleep Ball Repeat. Ansonsten ist ein Tobi einer, der Kassetten professionell aufwickeln kann, "der immer Ärger macht, der Streiche spielende Anstifter, der, der süchtig nach Furcht ist, ein Sinnbild für Gefahr." Jeder sollte einen Tobi haben. Und eine B-Seite.

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