Mit ihrer ersten Soloplatte zog Judith Holofernes 2014 erstmalig ohne ihre Mitstreiter von Wir sind Helden in die Welt hinaus, „ein leichtes Schwert“ schwingend. Der Nachfolger „Ich bin das Chaos“ (VÖ: 17.03.2017) schließt in seiner Spielfreude klar an das „zerzauste Debut“ an, mit wilden Einflüssen zwischen Breeders, Cramps, Nick Cave, dem frühen Bowie, Marvin Gaye und Cyndi Lauper. Große Melodiebögen, schmelzende Chöre, Streicher und Bläser, die mit synthetischen Flöten duettieren müssen, irrwitzig groovige Textergüsse und sperrige Gitarren – „Ich bin das Chaos“ bewegt sich rasant zwischen sehr unterhaltsam und sehr traurig. Überraschend ist das selbstbewußte Bekenntnis zu „so etwas wie Glanz. Und Tiefe. Und Schönheit! Die Songs wollten das so,“ sagt Holofernes.
Eine Handvoll melancholischer Stücke bilden das dunkle Herz einer ansonsten hellen, zugewandten, offenherzigen Platte. Sie sähe das Album in „hellen Farben, die vor dunklem Hintergrund erst richtig leuchten,“ sagt Holofernes. Und leuchten tut es, dieses Chaos. Vor allem aber wir, die Chaoten, erstrahlen sanft unter dem warmen, empathischen Blick von Oberchaotin Holofernes.
„Wir sind doch Alle verliebt ins Chaos, mit mehr oder weniger Sicherheitsabstand. Natürlich fürchten wir es auch, und wehren uns. Das ganze Leiden und Feilschen, all die ungeschickten Versuche, das Chaos zu beherrschen – das rührt mich, und gleichzeitig finde ich es wahnsinnig komisch.“
Die Idee des Chaos durchzieht die elf Songs als deutlicher roter Faden: „Ich empfinde das Album beinahe wie ein kleines Musical, in dem alle Protagonisten die gleiche Welt bewohnen und auf unterschiedliche Weise mit ihr hadern.“ Eine überraschende Kollaboration war prägend für den Sound: Die meisten der elf Songs schrieb die Berlinerin – nicht zuletzt bekannt für ihre deutschen Texte – mit dem färöischen, englischsprachigen Songwriter Teitur. Die beiden trafen sich 2014 in Berlin, nachdem Teitur auf ein – ins deutsche übersetzte – Cover aufmerksam wurde, dass Langzeit-Fan Holofernes auf Konzerten spielte. Man verabredete sich in einem Café, kurz darauf zu einer ersten Schreibe –Session. Fünf Songs entstanden in diesen ersten vier Tagen in Berlin, acht weitere in einer Woche auf den Faröer Inseln, viele davon auf Englisch. Die, die ihr am Nächsten waren, übersetzte Holofernes sich am Ende zurück ins Deutsche.
Auch im Studio war Multiinstrumentalist Teitur dabei und spielte nicht nur „so viele Instrumente, wie in einen Kleinlaster passen,“ sondern arrangierte auch Streicher, Bläser und Theremin –Chöre zu einem erfundenen Orchester, dass sie liebevoll ihr „Imaginary Doomsday Orchestra“ tauften. Produziert hat erstmals Pola Roy, Holofernes ́ Ehemann und Heldendrummer.
„Es war toll für uns, in neuen Rollen zusammen zu arbeiten. Ich kommuniziere oft über Bilder, da ist es viel Wert, dass Pola nicht nur meinen Plattenschrank teilt, sondern auch seit 14 Jahren mit mir zusammen exzessiv Filme und Serien guckt.“
„Ich bin das Chaos“ (VÖ: 17.03.2017) Das Cover-Foto ist von Marco Sensche, Artwork von Benjamin Kakrow für Typeholics. Veröffentlicht wird „Ich bin das Chaos“ erstmalig über mein eigenes Label Därängdängdäng Records, in Zusammenarbeit mit Embassy of Sound/ Zebralution.
Die Dates:
- 15.03.2017 Frankfurt, Sankt Peter
- 16.03.2017 Leipzig, Täubchenthal
- 17.03.2017 Wien, Szene
- 18.03.2017 München, Muffathalle
- 20.03.2017 Köln, Gloria Theater21.03.17 Berlin, Lido
- 22.03.20 17 Hamburg, Mojo
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