Wenn dieser Künstler in Deutschland wohnen würde, wäre das bestimmt irgendwo im Ruhrgebiet. Da wo die ehrlichen, aufrechten Arbeitertypen herkommen. Ein Typ zum Gernhaben. Ein harter Arbeiter, ein Kumpeltyp.
Ein Musik-Malocher
Es dürften global nur wenige Künstler*innen dermaßen unter der angespannten Lockdown-Lage der letzten 20 Monate gelitten haben wie der ebenso nah- wie fühlbare Punk-Troubadour der Postmoderne, Frank Turner. Zum einen, weil es tatsächlich kaum vergleichbare Musiker*innen gibt, die mit einem solchen Engagement und Drang fast pausenlos jede Konzertbühne bespielen, auf der sich eine Gitarre und ein Mikroeinstöpseln lassen (in Zahlen: rund 3.000 Shows vor insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen innerhalb von 15 Jahren Solokarriere). Und zum anderen, weil Frank Turners einzigartiges „Lost Evenings“-Festival, das er ein Mal jährlich an einem besonderen Ort veranstaltet und welches im vergangenen Jahr erstmals in Berlin stattfinden sollte, als eine der ersten Großveranstaltungen im Frühjahr 2020 gecancelt werden musste.
And who′d’ve thought that after all
Something as simple
As rock ′n‘ roll would save us all?
Who’d′ve thought that after all
It was rock n roll
Dennoch kann ein derart von der Kunst und dem konzertanten Kollektiverlebnis Getriebener wie Frank Turner auch in Zeiten eines Lockdowns nicht einfach untätig daheim sitzen und Gitarrenläufe üben. Entsprechend dürfte man kaum Artists finden, die sich ihr Publikum in den zurück liegenden Monatenderart regelmäßig und extensiv per Livestream ins heimische Wohnzimmer holten. Auch dabei ging es nicht nur ums Musik machen, sondern um einen existenziellen Mehrwert: Im Rahmen seiner zahllosen, teils spontan anberaumten Livevideo-Sessions sammelte er knapp 300.000 britische Pfund ein zur Unterstützung und Rettung zahlloser kleiner Liveclubs in ganz Großbritannien (sowie einigen internationalen Clubs, darunter auch das Hamburger Molotow) – ein Engagement, für das er mit dem bedeutenden „Music Venues Trust Award“ ausgezeichnet wurde für sein „Outstanding Achievement for Grassroots Music Venues“. Denn auch, wenn Turner nun schon seit vielen Jahren und Tourneen meist die größeren Hallen füllt, weiß er, wo er herkommt und was ein „Punkrocker by heart“ seiner Szene und Subkultur schuldig ist.
Fast selbstverständlich auch: Neben all dieser Umtriebigkeit komponierte Turner während der Monate des Stillstands gleich noch sein nächstes, mittlerweile neuntes Studio-Album „FTHC“, das für den 11. Februar 2022 angekündigt wird und garantiert denselben Weg nehmen wird wie die vier Vorgänger: Schnurstracks in die Top 3 der britischen Albumcharts sowie in bald alle Album-Hitlisten in ganz Europa. Und dies beileibe nicht mit einer auf den Massengeschmack schielenden Zugänglichkeit, sondern mit Turnershöchsteigener, unkorrumpierbarer Tonalität und stilistischen Handschrift, bei der Punk und Folk, Alternative Rock und Singer/Songwriter zu einem erfrischend unpolierten, gleichwohl hymnischen Amalgam verschmelzen. Erste Höreindrücke des Albums versprechen sogar noch mehr: Etwa eine punktuelle Hinwendung zu seinen ursprünglichen brachialen Hardcore-Wurzeln einerseits, andererseits aber auch überraschende Studiogäste wie US-Folker Jason Isbell oder Dominic Howard, sonst Schlagzeuger bei den Olymprockern Muse.
Inhaltlich wird „FTHC“ seinen Hörer*innen erneut mindestens ebenso nahe kommen wie Frank Turner den Fans bei seinen Konzerten: Auch in den neuen Songs erweist sich Turner als sprachlich pointierter Chronist des Lebens, seiner Widerstände und Verluste. Meist beschrieben aus einer intimen, autobiografischen Perspektive und doch so erzählt, dass jeder einen individuellen Bezug zu den Textzeilen finden kann. Selbst wenn es, wie in dem Song „Farewell to My City“, um seinen ganz privatenAbschied von London geht, seiner geliebten Metropole, der er in diesem Jahr nach 20 Jahren den Rückenkehrte, für ein künftiges naturbasierteres Leben in Essex.
Natürlich: Ein Song könnte kaum noch persönlicher die Seele und das Herz seines Erschafferswiedergeben – und trotzdem kann man garantieren, dass Hunderttausende von Augenpaaren auf der ganzen Welt beim Hören nass werden dürften, weil er voller Wärme und Wehmut einen endgültigen Abschied illustriert von etwas, das für einen Großteil des eigenen Lebens immer unverzichtbar schien. Essind – neben seinem fast penetrant ständig neu mit Leben gefüllten Zweitnamen „the hardest working man in showbusiness“ – gerade diese in bestechende Textzeilen und Melodien gegossenen emotionalen Wahrhaftigkeiten, die Frank Turner immer wie deinen besten, verständnisvollsten Freund wirken lassen.Und zwar für jeden einzelnen Fan. Auf eben diese unmittelbare Verbindung kann sich das Publikum beiden frisch für das Frühjahr bestätigten Shows freuen, wenn ihr Held mit seinen Sleeping Souls und neuen Songs zu uns auf Tour kommt.
Die Dates:
- 18.04 2022 Bremen – Aladin Music Hall
- 19.04.2022 Dortmund – FZW
- 21.04.2022 Hannover – Capitol
- 22.04.2022 Stuttgart – Im Wizemann (Halle)
- 23.04.2022 Saarbrücken – Garage
- 24.04.2022 Leipzig – WERK2 – Halle A
- 26.04.2022 Heidelberg – halle02
- 11.05.2022 Nürnberg – Löwensaal
Links:
www.frank-turner.com
Veranstalter:
www.fkpscorpio.com
www.sunday-entertainment.de (lokal Hannover)