Der Wizo. Katzenhasser. Bremenhasser. Nazihasser. Auch wenn wir Letzteres zu 100 % unterstützen, sind wir uns noch immer nicht sicher, warum der Wizo das erste Mal seit den Neunzigern wieder im Schlachthof spielen darf und nicht mit Mistgabeln und Fackeln aus der Stadt vertrieben wurde. Klar, jeder hat ne zweite Chance verdient, aber die zahlreichen Redaktionskatzen von be-subjective sehen das etwas anders.
Da das Hirn des Menschen jedoch etwas größer ist, als das der gemeinen Hauskatze, haben wir statt einer Katze eine Redakteurin nach Bremen geschickt, die versucht, über Zeilen wie
„Katzen sind ein blödes Tier,
machen Augen rot.
Und Hustenreiz im Hals, dafür
besser Katze tot. “
hinwegzuhören. Das Vorprogramm an diesem Abend bestreiten Radkey aus Missouri/USA, die im Vorfeld breit vom Wizo vorgestellt werden, was ihnen etwa zehn wertvolle Minuten ihrer Show gekostet haben dürfte. Und das ist tragisch, denn die drei Brüder kommen gut bei den Bremern und Bremerinnen an und lösen bereits nach kurzer Zeit euphorische Tänzchen im schmalen Bereich vor der Bühne des Schlachthofs aus. Radkey haben für ihr junges Alter eine beachtliche Bühnenpräsenz, kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie in den USA schon für Größen wie Jack White eröffnen durften. Der Sound der Jungs erinnert teilweise an die Misfits der Neunzigerjahre, nur etwas frischer…und mit deutlich weniger Haargel.
Nach einer halben Stunde bester Unterhaltung müssen sich die bremischen Gäste vom angenehmen Supportprogramm verabschieden und sich auf düstere Zeiten gefasst machen. Wizo dürfen also tatsächlich wieder den Schlachthof besudeln.
„Die Schönheit des Verfalls“
So der Titel der Tour, gibt den Ton des Abends vor. Der Wizo schafft es, sich ganze fünf Songs mit unserer Redakteurin zu vertragen. Die Eröffnungsnummer „Hey Thomas“ lässt sofort in Nostalgie schwelgen. Wie lange dreht sich der Wizo eigentlich schon auf dem heimischen Plattenteller? Gedanken über das eigene Alter, den eigenen Verfall und die Unendlichkeit werden zum Glück sehr schnell von zwei Dingen unterbrochen: 1. Fliegende Bierbecher inklusive Bier. Überall. Das gute Zeug, ey! Und 2: Von der Seegurke. Wer kann bei dem Song schon ernst bleiben?
„Um die Sicht zu vernebeln und um sich zu verziehen
Kann die supertolle Seegurke die letzte Karte ziehen
Dann macht die Seegurke, was nur die Seegurke kann
Sie kotzt die Eingeweide raus und brüllt: „Fick dich, Mann!“
Doch dann, irgendwann, ging es doch um die Katz. Was haben diese supersüßen flauschigen, schlechtgelaunten Vierbeiner dem Wizo bloß getan? All der Gram über den Katzenhass verfliegt jedoch genauso schnell, wie die kurzweiligen Songs der Band. Es geht schließlich auch noch um Käfer, und Goldfische und unser aller unliebster Parasiten: Nazis.
Die finden im Schlachthof alle doof. Darauf kann man sich einigen und das ist gut. So finden die aktuelleren Nummern „Antifa“ und „Ganz klar gegen Nazis“ klare Worte und im Publikum großen Anklang. An dieser Stelle versucht der Wizo nicht subtil oder lyrisch wertvoll zu sein, sondern brüllt die Dinge so heraus, wie sie eben sind. Und die ganze Menge brüllt mit.
„Ich bin ganz klar gegen Nazis und ich beziehe Position. Ich sage:
Weg mit brauner Scheiße, ganz ohne jede Diskussion!“
Ernstes Thema, klarer Fall. Dennoch kann wohl keine Thematik der Welt dem gemeinen Wizofan den Spaß verderben. Es wird ordentlich gepogt. Und auch Crowdsurfer versuchen ihr Glück, werden am nicht vorhandenen Graben jedoch von den Securities und später auch von der Band angewiesen, sich nach rechts neben die Bühne bewegen zu lassen. Dort könne man sie leichter stapeln und unter ein paar Tüchern verstecken. Zu ernsthaften Personenschäden kommt es an diesem Abend nicht und so nimmt er für alle Beteiligten, außer Goldfisch Michael, ein gutes Ende.
Und was haben wir gelernt?
- LSD kann man nicht backen.
- Mit Sarkasmus muss man umgehen können.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2019):