Review: Wednesday 13 – Dreimal schwarzer Kater… (04.11.2017, Dresden)

Eigentlich entspricht es nicht der Chronik eines Nachberichtes mit dem Ende anzufangen, aber der letzte Eindruck war der Einschneidendeste. Alle Besucher, die sich direkt im Anschluss des Konzertes von Wednesday 13 in Richtung Ausgang begeben haben, mussten feststellen, dass eine verletzte Person im Treppenhaus des Beatpols liegend von hinzu gerufenen Rettungssanitätern behandelt wurde und so der Abend mindestens für einen Menschen kein schönes Ende nahm. Ich habe während des Konzertes nicht mitbekommen, was dazu geführt haben könnte. Auf den viralen Plattformen von Band, Lokalität bzw. Veranstalter war im Netz davon auch nichts zu finden – aber ganz gleich wie, von dieser Stelle aus gute Besserung und eine schnelle Genesung!

Dreimal schwarzer Kater …

So wurde mir wieder sehr schnell verdeutlicht, dass ein Konzertbesuch eben nur eine der schönsten Nebensachen im Leben ist und Gesundheit vor Vergnügen kommt. Allerdings hat Musik manchmal den Zauber bei der Heilung von Wunden ganz gleich welcher Art zu helfen. Auch wenn der Übergang nicht leicht fällt, vielleicht können die nächsten Zeilen vom Entfachen dieser Magie ein wenig rüberbringen. Das Konzert an sich von Wednesday 13 war richtig klasse, aber der Reihe nach…

Teuflischer Boulevard

Diablo Blvd (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Passender Weise bei leicht abnehmenden Vollmond und klaren Abendhimmel fahre ich zur Show der Horror Punks Wednesday 13, welche im Dresdner Westen gelegenen Beatpol statt findet. Dort angekommen übernehmen sehr pünktlich Diablo Blvd. aus Antwerpen das Kommando über das Vorprogramm. Die Label-Kollegen auf Nuclear Blast Records stellen den schon zahlreich Anwesenden ihrer aktuellen Longplayer „Zero Hour“ vor und der Heavy Metal Titeltrack „Animal“ knallt gleich richtig rein. Auf jeden Fall sind die Belgier schon sehr gut eingespielt, schließlich haben sie gerade erst im Oktober ihre eigene Headliner-Tour zum neuen Album beendet. Der bandeigene Klassiker “ Saint Of Killers“ darf nicht fehlen und nach einer knappen halben Stunde ist das Set auch schon vorbei.

Was wird die Nacht bringen?

Wednesday 13 (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Auf den Boxen und im Hintergrund der Bühne prangen die typischen Wednesday 13- bzw. 13-Logos und somit ist unverkennbar, welche Band heute Abend das Hauptprogramm des Abends gestalten soll. Nach einer kurzen Umbaupause geht es los und Mr. Wednesday 13 himself betritt als letzter das Podium, während seine Band das Intro „Last Rites“ der aktuellen LP anstimmt. „What The Night Brings“ ist der erste Song und mal sehen was die Setliste der Amerikaner noch so alles bereit hält. Das neue Album „Condolences“ ist nicht nur auf dem Cover düsterer ausgefallen, sondern ebenso musikalisch eher dem Metal-Genre anzusiedeln, als dem Horror Punk bzw. Glam Rock. Thematisch geht es in den Phantasien von Joseph Poole wieder um Themen wie Sterben und Tod, allerdings mehr mit realitätsbezogenen Charakter des menschlichen Tuns und so fehlt – meiner Meinung nach – der gewaltige Schuss Selbstironie bzw. schwarzer Humor, was frühere Veröffentlichung dieser Musikkapelle ausgemacht haben.

The Demon himself: Mr. Wednesday!

Wednesday 13 (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)
Wednesday 13 (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

So verwundert es jedenfalls mich nicht, dass die Bühnenoutfits von Mr. Wednesday 13 auch eher metallastisch ausfallen. Mal als Demon ‚höchstpersönlich‘ wie bei „Serpent Society“, mal mit doppelter Horror-Maske vorne und hinten (!) beim Song „The Ghost Of Vincent Price“ oder als Priester verkleidet, samt Zylinder, Sonnenbrille und Bibel in der Hand „Condolences“ vom aktuellen Album ist dann auch schon der letzte Akt im Hauptteil des Konzertes. Das zu zwei/dritteln gefüllte Auditorium im Beatpol ist davon total begeistert und fordert eine Zugabe. Joseph Poole ist eh kein großer Fan von langen Ansagen und so gibt es im anschließendem Bonus-Part u.a. den Klassiker „I Walk With A Zombie“ und das bekannte Cover „I Love To Say Fuck“ seiner vorherigen Band Frankenstein Drag Queens From Planet 13. Treffsicher dazu das Old School-Outfit des Sängers mit Schirmmütze und blutverschmierter Fleischerschürze. Alles in Allem sind Shows der Combo die perfekte Vertonung von Horror B-Movies, passend dazu die etwas verstörend klingenden Einspieler aus weniger bis unbekannten Filmen als kurze Überleitungen bzw. Umkleidegelegenheiten von Wednesday 13.

Bad things happen

Wednesday 13 (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Da ist es doch leider bittere Ironie, daß es im letzten Song „Bad Things“ im Refrain heißt „[…] I want bad things happend to you, […]“. Auch wenn er es bezogen auf diesen Abend nicht so gemeint hat, wird aus der filmischen Phantasie eines Songs von Joseph Poole auf dem Konzert in Dresden seiner Band Wednesday 13 Realität. Wie gesagt: ein richtig geiles Konzert von einer Kapelle, welche ihr Handwerk absolut beherrscht. Trotzdem kommt auf der Rückfahrt bei mir nicht wirklich Freude darüber auf, sondern ich erinnere mich an einige Momente, wo mir Musik bei schweren Erkrankungen bzw. Verletzungen Hoffnung und Kraft gibt. Musik hat eben doch diese heilende Wirkung – zumindest stellenweise. In diesem Sinne nochmal gute Besserung.

Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2017):

Wednesday 13 (Foto: Kristin Hofmann bs! 2017)

Setlist – Wednesday 13:
1. Last Rites
2. What The Night Brings
3. Scream Baby Scream
4. Keep Watching The Skies
5. Cadaverous
6. Rambo (Frankenstein Drag Queens From Planet 13 Cover)
7. Bloodline 666
8. Serpent Society
9. The Ghost Of Vincent Price
10. Hail Ming
11. Put Your Death Mask On
12. Condolences
Encore
13. Prey For Me
14. I Walked With A Zombie
15. I Love To Say Fuck (Frankenstein Drag Queens From Planet 13 Cover)
16. Bad Things

Setlist – Diablo Blvd.:
1. Beyond The Veil
2. Rise Like Lions
3. Animal
4. Summer Has Gone
5. Saint Of Killers
6. Black Heart Bleed

Weiterhören:

  • Wednesday 13: „Transylvania 90210: Songs Of Death, Dying, And The Dead“; „Fang Bang“; „Skeletons“; „Calling All Corpses“; „The Dixie Dead“; „Monsters Of The Universe – Come Out And Plague“ & „Condolences“
  • Diablo Blvd.: „The Greater God“; „Builders Of Empires“; „Follow The Deadlights“ & „Zero Hour“

Links:

Veranstalter:

Tobias Richter
Tobias Richterhttps://www.facebook.com/mischband/
Jeder sollte einen Tobi haben. Keiner von uns hat ihn je gesehen, der Typ ist einfach zu groß und artig, der schmeißt aufgeblasene orange Dinger in Einkaufsnetze und - wie man so hört - muss sich der Ü190 Hüne dafür bücken. Eat Sleep Ball Repeat. Ansonsten ist ein Tobi einer, der Kassetten professionell aufwickeln kann, "der immer Ärger macht, der Streiche spielende Anstifter, der, der süchtig nach Furcht ist, ein Sinnbild für Gefahr." Jeder sollte einen Tobi haben. Und eine B-Seite.

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