Vom 30.06.2023 bis 02.07.2023 stand Uelzen ganz im Zeichen der Musik. Und zwar für jeden, ob m/w/d, jung oder alt, Rocker, Popper oder Disco-Foxer:in. Es war für jeden Geschmack etwas dabei. Jeden Tag ein anderer Beat. Tag 1 der Sause war ganz dem Rock (Hard, Heavy Metal usw.) verschrieben. Aber wie geht mensch zu so einem Konzert. Das kleine Schwarze plus Stöckelschuhe fällt eher flach. Besser ist dann doch das kleine Schwarze in Form eines T-Shirts mit dem Namen/Logo seiner Band darauf plus Jeans und Turnschuhe. Passt. Da kommt dann einiges zusammen. Von ACDC, Iron Maiden, Judas Priest, Sondaschule bis Metallica ist alles dabei. Aber natürlich sind die Tages-Bands-Shirts zahlenmäßig weit überlegen vertreten. Ob Shirts von der Auftakt-Band Pure Tonic auch zu sehen sind, lässt sich im Nachhinein nicht sagen, da die Anreise, besonders auf der Zufahrt zum Festivalparkplatz, sich hingezogen hat. Schade, schade. Aber nicht nur Gerüchten zufolge haben die Hamburger mit ihrem Sleaze Rock sehr ordentlich vorgelegt. So knackig kann es weitergehen. Und es kommt ja noch einiges.
Bier, Schweiß und Dänen
Rockig geht es weiter, aber irgendwie auch nicht. Steve´n´Seagulls aus Finnland covern Rocksongs auf ihre ganz eigene Art. Steve´n´Seagulls sind Jampaa (Kontrabass, Gesang), Wild Till Hiltunen (Akkordeon, Keyboard), Herman de German (Banjo), Remmel (Gesang, Mandoline) und Schlagzeuger Skubu. Rock mit Banjo, Akkordeon und Mandoline? Keine E-Gitarre? Geht das? Japp. Mit „Master of Puppets“ geht’s los. „My Sharona“ von The Knack ist kaum zu erkennen. „Gimme All Your Lovin“ ist genauso am Start wie „Still Loving You” von den Scorpions. „Carry On Wayward Son“ von Kansas ist geradezu Kunst. Ihr Harmoniegesang ist gut abgestimmt, das Lied hat mit den höchsten Wiedererkennungswert. Der absolute Knaller aber ist das Intro von „Thunderstruck“ auf Mandoline. Jetzt gehen die Fans richtig ab. Danach ist eigentlich Schluss aber die Menge fordert vehement Zugabe. Leider gibt es Tonprobleme beim Moderator und die Suomi-Jungs wollen schon abbauen, da kriegen sie nochmal das GO für „Run to he Hills“. Geht doch.
Wenn man nur nach dem Band-Logo im Hintergrund gehen würde, dann kündigt sich jetzt eine Band an, die (musikalisch) aggressiv nach vorne geht. Die vom ehemaligen Klosterschüler (man glaubts ja nicht) Christoph „Christ“ von Freydorf (Gesang und Gitarre) mitgegründete Band Emil Bulls spielt Alternative Metal. Hartes Gitarrenspiel gepaart mit melodischem Gesang. Also nicht nur Haudrauf, sondern auch was mit Niveau. Komplettiert wird die Band von „Moik“ (Stephan Karl) an der Gitarre, James „Citnoh“ Richardson am Bass, Andy „Bocko“ Bock (Gitarre) und „Fab“ Fabian Füß am Schlagzeug. Jetzt ist Headbangen angesagt. Kopf vor und zurück im harten Rhythmus der Musik. Das geht auch zum Cover „Take on Me“ von AHA und „When God was Sleeping“ und natürlich „Worlds Apart“.
You’ll be my boneshaker
I′ll be your earthquaker
We both want it bad enough
To do it right here
Wenn ein Kind seinen Vater fragen würde: „Du Papa, was ist Rock´n´Roll?“, dann ist die Antwort ganz einfach Airbourne. Was die Jungs aus Australien veranstalten, ist ein Synonym für Rock´n´Roll. Laut, hart, dreckig plus schweißtreibend und bierselig. Australien? Da war doch was, na klar: ACDC. Airbourne haben den gleichen Sound wie ACDC, sind quasi die legitimen Nachfolger von Angus Young und Co., nur halt in jung und agil. Sie sind praktisch ACDC-Azubis, nein stimmt auch nicht. Die Hardrock-Truppe gibt es schon seit 2001, also sind es mindestens ACDC-Gesellen. Was Frontmann und Gitarrist Joel O’Keeffe, Jarrad Morrice (Gitarre), Bassist Justin Street und Schlagzeuger Ryan O’Keeffe da abziehen, hat aller höchsten Unterhaltungswert. Die Band hat da mal was vorbereitet und gibt gerne ab. Die eine oder andere „Bierbombe“ (etwas Bier in einem weichen Plastikbecher) werden von Joel ins Publikum geworfen. Mensch fängt sie oder nicht. Heidenspass, nicht bierernst sondern biernass. Joel lässt es sich auch nicht nehmen, sich auf den Schultern eines Ordners durchs Publikum tragen zu lassen. Volksnähe kommt immer gut an. Als er sich dann doch eine Bierdose an den Kopf haut, bis das Bier nur so spritzt, wird auch hier jedem klar, der Typ ist irre. Positiv irre. In den Songs geht’s natürlich oft um Rock´n´Roll (“It’s All for Rock ’n‘ Roll”, „Stand Up for Rock ’n‘ Roll”). “Rock ’n’ Roll for Life” halt. Und dann gibt´s noch mehr Drinks.
An Lemmys Bar mischt Joel Whisky/Cola für seine Jungs. Das sind sehr ordentliche Mischen und jedes Bandmitglied bekommt eine und wird gleichzeitig nochmal vorgestellt. So macht man das. Sehr stilecht. Die Mischen bleiben natürlich nicht bei den Jungs, sondern gehen ins Publikum. Diesmal nicht geworfen, sondern ganz vorsichtig übergeben, soll ja nichts verschüttet werden. Wie gesagt, Volksnähe ist alles. Was für ein Mega-Auftritt.
Nach dem Gig ist vor dem Gig. Aber es zieht sich jetzt erstmal. Das ist blöd für einen jungen Fan auf der Tribüne, der mit seinem Vater (Musikalische Früherziehung ist so wichtig) da ist und nur auf diesen Auftritt hin fiebert und jetzt noch länger warten muss. Für andere, wie eine Frau in der vorderen Reihe, passt die zeitliche Unterbrechung ins Konzept. Sie kauft erstmal ein T-Shirt und führt es ihrem Mann vor. „Guck mal Schatz“. Der guckt auf das Shirt. Pure Tonic. Geht doch.
Und dann endlich beginnt der Hauptact und 8.436 Volbeat-Shirt-Täger dürfen durchdrehen. Frontmann und Sänger Michael Poulsen, Bassist Kaspar Boye Larsen und Drummer Jon Larsen entern die Bühne und legen mächtig los. Bei der ersten Ansage bedankt sich Poulsen gleich beim neuen Gitarristen Flemming C. Lund, der fleißig war und 20 Lieder in kurzer Zeit spielen gelernt hat. Ohne ihn wäre das einzige Deutschlandkonzert der Dänen ins Wasser gefallen. Vom bisherigen Gitarristen Rob Caggiano hat man sich einvernehmlich getrennt, was Raum für Spekulationen lässt. Worüber mensch absolut nicht spekulieren muss ist die Musik der Band. Um es vorwegzunehmen. Die Band spielt einen superschnörkellosen Heavy Metal. Die Lieder sind eingängig und leicht mitsingbar. Und wer noch nie auf einem Volbeat-Konzert war, wundert sich. Was, das ist auch von Dänen? „Lola Montez“ kennt jeder, „Live to die“ auch.
Ein eingestreuter Johnny Cash sowieso. Die Ansagen sind eher spärlich, stattdessen wird eher ein Hit nach dem anderen aneinandergereiht. Wie bei einer Perlenkette. Die Ansagen sind eher spärlich und wer jetzt sowas wie Volksnähe erwartet, wird enttäuscht. Eine Lady nebenan nennt das nordische Kühle. Dem überwiegenden Teil der Fans ist es egal, Hauptsache das Ding rockt. Und das tut es. „Wait a Minute My Girl“ ist total eingängig, sogar mit Klavier und Saxophon. Aber diese Instrumente sieht man jetzt nicht auf der Bühne. Früher nannte mensch das Playback, heute wohl eher Künstliche Intelligenz. Egal, keiner will hier kleinlich sein. Nach 90 Minuten ist leider schon wieder Schluss und gefühlt gibt es auch keinen nachdrücklichen Wunsch nach Zugaben. Schade, war schön. Jetzt erst mal schnell zum Stand mit den T-Shirts. Da gibt es ja eine große Auswahl.
Galerien (by Michael Lange bs! 2023):
- Airbourne [38]
- EmilBulls [34]
- SteveNSeagulls [34]
Setlist Airbourne:
- Ready to Rock
- Too Much, Too Young, Too Fast
- Rock ’n’ Roll for Life
- Back in the Game
- Girls in Black
- Burnout the Nitro
- Boneshaker
- Bottom of the Well
- Breakin‘ Outta Hell
- It’s All for Rock ’n‘ Roll
- Stand Up for Rock ’n‘ Roll
- Live It Up
- Runnin‘ Wild
Setlist Volbeat:
- The Devil’s Bleeding Crown
- Temple of Ekur
- Seal the Deal
- Lola Montez
- Die to Live
- Sad Man’s Tongue
- (with excerpts of „I Only Want to Be With You“ by Dusty Springfield & „Ring of Fire“ by Johnny Cash)
- Shotgun Blues
- Mary Ann’s Place
- Black Rose
- Hallelujah Goat
- The Devil Rages On
- Becoming
- Fallen
- Wait a Minute My Girl
- For Evigt
- Still Counting
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