Review: Verrückt genug? – Therapy? mit The Sore Losers (07.05.2022, Kiel)

Endlich wieder zu einem Konzert und dann noch Therapy?, eine der angesagten Bands aus den 90er Jahren. Doch was ist das? Zum angegebenen Zeitpunkt keine Menschenschlange vor der Pumpe, einer Lokalität im Herzen der Kieler Altstadt, eine gelangweilte Security und lediglich ein paar kleinen Grüppchen, die irgendwo in der Gegend rumstehen.

Ok, es schienen aber wohl nicht so wenig Karten verkauft gewesen zu sein, dass es ausfällt. Also tagesaktuellen negativen Test vorzeigen und rein da. Der Tresen ist ebenfalls leer und somit gibt es erstmal sehr schnell das sogenannte „Hafenbier“ (diesen Begriff hat einer der norddeutschen Konzertfotografen kreiert).

So langsam trudeln doch ein paar Leute ein und könnten sich eigentlich die besten Plätze vor der Bühne sichern. Doch in norddeutscher Manier wird eher hinten gestanden und abgewartet.

Britpop meets Punk

Supportet werden Therapy? von The Sore Losers. Wenn man sie auf YouTube sucht, findet man Songs, die an Blur und Oasis erinnern. Doch live geht es voll zur Sache. Hier wird abgerockt, ohne Rücksicht auf die mangelnde Menschenmenge. Sie scheint es wirklich gar nicht zu interessieren, wer gerade wo ist und sie rocken ihre Songs, wie im Proberaum, wo sie unter sich sind. Irgendwie erweckt es das Gefühl, sie feiern ihre eigene Party. Genau dieses scheint die Norddeutschen aufzuwecken und sie bewegen sich näher zur Bühne und fangen zumindest an mit dem Kopf zu nicken. Hier oben, in SH, ist das schon fast Hochachtung! Und die Bewegungen einzelner Menschen nehmen auch zu. Ja, in der Tat, es wird getanzt. Aber nach acht Songs ist der Spaß aber auch zu Ende.

The Sore Losers (Foto: Olaf Räwel bs! 2022)

Somit wird die Kehle auch trockener und es bildet sich tatsächlich eine Schlange vor dem Tresen in der Umbaupause. So langsam wird es zumindest ein bisschen voller. Nur stellt sich die Frage wo die ganzen Kieler sind. Ist das Wetter zu gut? Gibt es zu viele Parallelveranstaltungen? Oder was ist los?

I think I´ve gone insane

Endlich ist es soweit. Licht aus Spot an! Es geht los. Doch erstmal geschmeidig mit „Nausea“. Aber spätestens nach dem dritten Song kommt „Die Laughing“. Und mit diesem alten Song von der „Troublegum“ ist das Eis nun endgültig gebrochen. Es haben sich nun auch noch mehr Gestalten eingefunden, die in diesem diffusem Licht nicht richtig zu erkennen sind, aber richtig voll wird es in dieser Lokalität trotzdem nicht. Für den Bassisten Michael Mc Keegan ist das kein Problem. Er sprüht nur so vor Elan und Freude auf der Bühne stehen zu können, interagiert mit den Fans und ist sehr viel in Bewegung.

Therapy? (Foto: Olaf Räwel bs! 2022)
Therapy? (Foto: Olaf Räwel bs! 2022)

Weiter geht es mit der Schaffenskraft über die Jahrzehnte hinweg. Aber irgendwie wirkt es alles sehr kurzgehalten und Andy Chairns auch nicht glücklich über die mangelnde Biomasse vor der Bühne. Auch wenn „Trigger inside“ und “Still hurts“, wiederum alte Songs ziehen, wird einfach die eigentliche Setlist zusammengestrichen und verkürzt. Auch wenn entgegengesetzt das Judas Priest Cover „Breaking the law“ vor den eigentlichen Zugaben mit eingeflossen ist, wird mit „Nowhere“ und „Screamager“ einfach durchgezogen und das Licht geht an. Auch wenn das Publikum nun Zugaben einfordert, düdelt doch nur die Musik des Ladens. Sprich, das wars.

Galerien (by Olaf Räwel bs! 2022):

Setlist The Sore Losers:

  1. Tightrope
  2. Yeah Yeah Yeah
  3. Need Some Lovin
  4. Don´t Konw Nothing
  5. Heavyweight Champion
  6. Juvenile Heart Attack
  7. Silver Seas
  8. Tripper

Setlist Therapy? (ohne Gewähr):

  1. Nausea
  2. Stories
  3. Kakistocracy
  4. Die Laughing
  5. Opal Mantra
  6. Prison Breaker
  7. Turn
  8. Callow
  9. Trigger Inside
  10. Church Of Noise
  11. Joy
  12. Still Hurts
  13. Disgrachelands
  14. Loose
  15. Diane
  16. Teethgrinder
  17. Knives
  18. Potato Junkie
  19. Nowhere
  20. Screamager

Links:
https://de-de.facebook.com/Therapyofficial

Olaf Räwel
Olaf Räwelhttps://www.be-subjective.de/
Olaf ist ein mediterran Scharfmacher sondergleichen. Seine Texte sind gewürzt mit den Tränen derer, die auf seiner heimischen, eigenhändig veredelten Chili-Plantage, den Mund zu voll genommen haben. Wenn er sich nicht gerade Live- oder Gaumenerlebnisse scharfzüngig zergehen lässt, jongliert Olaf mit sündhaft teuren Designmöbeln, erfindet die daoistische Harmonielehre neu und verbindet seine ästhetischen Leidenschaften mit Spaß. Olaf, so vermuten wir, ist eigentlich ein Akronym für Ordinary Lover of Art and Flavouring. Genug Rumgeräwelt. Das Spicegirl is(s)t scharf.

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