Review: Intim. Zauberhaft. The Notwist. (03.05.2019, Oldenburg)

20 Jahre hat es gedauert, bis die Veranstalter der Kulturetage The Notwist nach Oldenburg locken konnten und was soll man sagen?! Das warten hat sich gelohnt! Das konzert ist schon viele Wochen vorher restlos ausverkauft und einen Support gibt es nicht, sodass sich pünktlich um 20 Uhr zahlreichen Menschen in alle Ecken des kleinen Saals quetschen, bis auf die Band, die noch 15 Minuten auf sich warten lässt. Da man es in Oldenburg in der Regel eh gemütlich angeht, hätte ein pünktlicher Start auch viel zu viel Hektik bedeutet.

The Notwist (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Alles gut!

„They follow me“ stellt den Anfang einer fantastischen klangreise durch die vergangenen Alben der Band dar, wobei die Songs, so wie sie an diesem Abend gespielt werden, kaum etwas mit den Albumversionen gemein haben. Die cleanen Indie-Parts von von Songs wie „Kong“ oder dem ikonischen „Pilot“ driften immer wieder ab in endlos lange, überwiegend elektronische Instrumentalparts, die das Publikum regelrecht in Trance versetzen. Wer bisher nicht das Glück hatte, The Notwist live zu erleben (bei einer so langen Bandgeschichte eigentlich unwahrscheinlich), hat die Möglichkeit, einen Teil dieses Gefühls mit der letzten Bandveröffentlichung

The Notwist (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Superheroes, Ghostvillains and Stuff

The Notwist (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

nachzuempfinden. Ohne Pausen oder viel Gerede, bis auf ein obligatorisches Danke hier und da, preschen die Musiker durch ihr faszinierendes Set. Einerseits etwas schade, hätten die Herren doch sicherlich viel zu erzählen, andererseits wird den Gästen so gar keine Zeit gelassen, sich von der großartigen Musik zu lösen.

Der Sound in der Kulturetage ist nicht immer perfekt, aber für die massive Instrumentalisierung überraschend gut. Trotzdem ist es alles etwas wunderlich, zwar hat die Band in internationalen Indiekreisen einen enormen Stellenwert eingenommen und sich über die Jahre auch in die Herzen des Feuilletons gespielt, dennoch sollten die Hallen viel größer sein. So bleibt der Abend intim und schwitzig.

Nach über einer Stunde verlassen die Musiker das erste Mal die Bühne, klar, dass das noch nicht alles war. Natürlich dürfen Stücke wie „Consequence“ und „Gravity“ nicht fehlen, sodass das Publikum erst nach einer zweiten Zugabe und einer fast zweistündigen Show wunschlos glücklich nach Hause entlassen wird.

The Notwist (Foto: Thea Drexhage bs! 2019)

Galerien (by Thea Drexhage bs! 2019):

Links:
www.thenotwist.com

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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