Über The National kann so einiges gesagt werden. Nicht umsonst die Lieblingsband von Barack Obama, nicht umsonst (mal wieder) eine ausverkaufte Tour. Wer von dieser Stimme nicht berührt ist, hat einfach noch nicht richtig zugehört.
Köln. Palladium. Wintereinbruch im Pott. Regen. Schnell rein. Erstmal warm werden. Hannah Georgas zum Eingrooven. Nebelverschwommene Scheinwerfer schneiden durch den Dunst. Silhouetten von Instrumenten. Silhouetten der Band. Von Elektro zu Minimal, dazwischen eine Ballade. Immer mal wieder tritt sie aus dem Dunst hervor. Gibt ein gefühlverzerrtes Gesicht frei, Herzblut strahlt heute in rot-orange.
Was für ein schönes Intro. Die Kanadierin springt zwischen Gitarre und Keyboard hin und her. Glasklarer Gesang, immer mal wieder Shoutouts an die Gastgeber, gebanntes Zuhören im Palladium. Und trotzdem warten alle auf The National.
Kurz bevor es beginnt, beginnt es. Auf dem Backdrop Beamerstrahlen. Das Backstage zum gucken nah. Verschwommene Liveübertragungen, schwarz-weiß. Hier noch ein Drink, da noch eine Umarmung. Davor Spannung so intensiv, sie prickelt auf der Haut.
I’m just so tired of thinking about everything
I’m not afraid of being alone
I just don’t know what to do with my time
Das Licht geht an, und die Bühne wird voll. Spannung zuckt durch den Raum. Blitze würde jetzt auch niemanden mehr wundern. Operation am offenen Herzen. Zwei Stunden lang Gänsehaut. Momente, zum Arme in die Luft reißen und verstohlen Tränen aus den Augenwinkeln wischen. Eine Stimme, die umarmt, schreit, singt. Posen mit Scheinwerfern. Der Ruhm gebührt allen Beteiligten. Kriechen über den Boden, die Gefühle reißen den selbigen unter den Füßen weg.
Filmen in der ersten Reihe, das geht näher. Kurzerhand schnappt sich Matt Berninger ein Handy aus dem Publikum. Nimmt es auf die Bühne, singt in die Kamera, filmt rennend und wirft es in hohem Bogen zurück. Naja, fast zurück. Für einen Bruchteil einer Sekunde scheinen alle still zu stehen, still zu sein, gefolgt von einem wehleidigen Raunen. Musste doch grade das gesamte Palladium ansehen, wie ein iPhone im Bühnengraben zerschellt. Autsch. Ein kleinlautes Versprechen verschenkt ein neues Handy.
The first time I saw you, you were walking out
I wanted to ask if you could stay
But you were on something with your friends around
There was nothing I could say
Zwischendurch immer mal wieder Atempausen. Die Band übernimmt. Das Mikrofon fällt, als wär’ eh alles verloren. Unermüdlich sorgt der Stagemanager für Ordnung. Unermüdlich wird Berninger auf die Bühne zurück gejubelt. Neue Drinks, neue Songs, neue Stories.
Wurde die Hose doch grade aus dem Trockner in Düsseldorf gefischt. Irgendwie verzogen, eng kneifend und trotzdem keine Behinderung des Bewegungsdrangs. Immer wieder geht’s in den Bühnengraben, immer wieder ins Publikum, auf Händen getragen, auf dem Boden springend.
Let’s just get high enough to see our problems
Let’s just get high enough to see our fathers‘ houses
Zurück nach oben, zurück mit Plakaten. Zurück fliegen Becher, gefüllt, bis zum Balkon. Drinks für die Massen. Der größte Chor des Abends hält immer wieder inne, Momente einfangen, einbrennen lassen in die Erinnerungen, festhalten kann man da nichts.
Vanderlyle, crybaby, cry
Oh, the waters are rising
Still no surprising you
Die Zugabe stromlos. Vanderlyle, cry baby, cry. So schön ist es. Ein Klassiker, nicht nur in den Zugaben. Gänsehautgarant. Das Wasser steigt und der Abend endet. Sleep well beast.
Galerien (by Daphne Dlugai bs! 2019):
Setlist The National:
- You Had Your Soul With You
- Quiet Light
- Don’t Swallow the Cap
- Bloodbuzz Ohio
- Guilty Party
- Hey Rosey
- Oblivions
- Where Is Her Head
- I Need My Girl
- Dark Side of the Gym
- Secret Meeting
- Day I Die
- The System Only Dreams in Total Darkness
- Rylan
- Carin at the Liquor Store
- I Am Easy to Find
- Graceless
- Fake Empire
Encore: - Light Years
- Mr. November
- Terrible Love
- About Today
- Vanderlyle Crybaby Geeks
Die Links:
http://www.hannahgeorgas.com
https://americanmary.com
https://prime-entertainment.de