Review: The Last Dinner Party laden zum Feiern ein und belohnen den frühen Wurm (16.02.2024, Berlin)

Wenn ein riesiger Hype um eine vollständig neue Band ausbricht, sodass diese nicht mal einen Zwischenschritt in Form einer EP machen muss, sondern sofort ein vollständiges Album abliefern darf, dann kann das wirklich Einiges heißen. The Last Dinner Party kamen vollständig aus dem Nichts, und jetzt spricht die ganze Welt seit letztem Herbst pausenlos über ihre Songs, ihre Ästhetik und ihr Talent.

The Last Dinner Party (Foto: Franz Naumann bs! 2024)

Erstmalig konnte ich The Last Dinner Party im September beim Reeperbahn Festival Live bestaunen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie nur eine offizielle Single veröffentlicht, und sonst gab es Nichts, außer einige Live Auftritte, und verschiedene Fotos. Dass nur wenige Wochen die ganze Welt ein Auge auf sie werfen würde, schien damals noch vollständig irrational. Im Dezember gewannen sie dann den Rising-Star-Award, den Talentpreis der BRIT Awards. Auch bei der BBC-Umfrage Sound of 2024 zu den vielversprechendsten zukünftigen Musiker*innen belegten sie Anfang 2024 Platz 1. Das Debüt-Album Prelude to Ecstasy kletterte in den UK-Charts bereits auf Platz 1. Ebenso in Deutschland begeistert das Album die Menschen, sodass es hier aktuell Platz 15 in den Charts belegt. Die fünfköpfige Band besteht aus Sängerin Abigail Morris, Gitarisstin Emily Roberts, welche auch Mandoline und Flöte spielt, Gitarisst*in Lizzie Mayland, Bassistin Georgia Davies und Keyboarderin Aurora Nishevci

Der frühe Vogel fängt den Wurm!

Die Tourtermine in Deutschland waren schnellstens ausverkauft, was höchstwahrscheinlich daran liegt, dass die Band die Herzen der treuen Fans von Artists wie Hozier, Florence + the Machine oder Ethel Cain erobert haben. Fans dieser Musiker*innen sind dafür bekannt, lange vor den Shows anzustehen und enge Verbindungen untereinander zu knüpfen. Dies machte Eindruck beim Label Universal. Kurzerhand wurden die ersten zehn Fans vor dem Gretchen zum Meet & Greet mit der Band eingeladen. Die Mitglieder*innen sagten übrigens, dass das ihr erstes Meet & Greet war, sodass sie auch gar nicht wirklich wussten, was sie hier taten. Die Gruppe der Fans tauschte sich mit der Band über die Tour aus, es konnten Fotos gemacht und CD’s, Poster und Vinyl signiert werden. Etwa zwei Stunden später begann dann der Einlass. 

Lana Lubany (Foto: Franz Naumann bs! 2024)

Eröffnet wurde der Abend von der Musikerin Lana Lubany, welche poppige Einflüsse gekonnt mit Middle-East Einflüssen vermischte und eine schillernde Performance auf die Bühne brachte. Es war absolut beeindruckend, wie sie von der Englischen zur Arabischen Sprache fließend in den Songs gewechselt ist und gesanglich ausdrucksstark und einprägsam in ihrem gesamten Set geblieben ist. Obwohl der Auftritt sehr minimalistisch war, war es leicht zu erkennen, wie viel Spaß die Musikerin auf der Bühne hatte und wie sehr sie sich über den Support vom Publikum freute. Hinter der Bühne konnten die ersten Fans auch schon einige Mitglieder*innen vom Hauptact beobachten, welche sich das Set von Lana Lubany anschauten. Am Ende des Abends begrüßte sie die Fans am Merchtisch. 

Lasst die Dinner Party beginnen!

The Last Dinner Party (Foto: Franz Naumann bs! 2024)

The Last Dinner Party betrat um etwa 21:00 Uhr die Bühne. Die fünf Musiker*innen teilten sich die etwas eng bemessene Bühne im Club Gretchen, und konnten sogar die Säule auf der Bühne gekonnt einbinden. Die Band spielte an diesem Abend nicht nur ihr vollständiges Debüt-Album, sondern konnte auch bisher noch unveröffentlichte Songs vorstellen, welche einen weitaus rockigeren Klang auffingen. Absolut beeindruckend war die Live-Instrumentation der Songs, welche nochmal weitaus frischer klang. Die Musiker*innen wussten genau, wie sie den Songs den perfekten Schliff verleihen konnten, und wie sie dem Publikum am besten einheizen konnten. Die Sängerin Abigail Morris beeindruckte mich, wie sie durchgängig Blickkontakt zu allen Personen in den ersten Reihen pflegte. Beim Song Portrait of a Dead Girl animierte die Band das Publikum dazu, einen Chor zu formen, um gemeinsam das Outro vom Lied zu singen. Beim Song My Lady of Mercy sprangen Abigail Morris und Aurora Nishevci in das Publikum, und konnten so perfekt den rockigen Vibe des Songs auffangen und die Energie an das Publikum weitergeben. Bei Beautiful Boy beeindruckte die Gitarristin Emily Roberts das Publikum, als sie von der Gitarre zur Flöte gewechselt ist, und eine perfekte Darbietung zeigte. Bei der Performance von Mirror steckte die Sängerin Abigail Morris so viel Gefühl in den Gesang, dass sie sich kurzerhand die Lippe am Mikrofon anschlug und blutete. Sie witzelte anschließend „Was ist schon eine The Last Dinner Party-Show ohne ein kleines Blut-Opfer?“. Der Kontakt zum Publikum war generell geprägt von Witz und Wertschätzung. Besonders dankbar zeigte sich die Band über die Geschenke, die das Publikum übergeben hat. Das Konzert fand ein lautes und beeindruckendes Ende mit der ersten Single Nothing Matters, welche definitiv der go-to Track der Band ist.

The Last Dinner Party (Foto: Franz Naumann bs! 2024)

Wer jetzt noch Wünsche offen hatte, konnte sich mit einigen Merch-Artikeln eindecken. Jetzt blieben noch zwei Gedanken übrig, die ich nicht mehr wegschieben konnte: so klein werden wir die Band nie wieder sehen… und ja, der Hype ist absolut berechtigt. Was für eine beeindruckende Band, was für tolle Songs und was für eine starke Präsenz auf der Bühne. 

Galerien (by Franz Naumann bs! 2024):

Setlist Lana Lubany:

Lana Lubany (Foto: Franz Naumann bs! 2024)
  1. I Wish I Was Normal
  2. Where’s My Iris
  3. Clones
  4. Renaissance
  5. Point of No Return (Acoustic)
  6. Another Year
  7. On My Way
  8. The Snake
  9. Sold

Setlist The Last Dinner Party:

The Last Dinner Party (Foto: Franz Naumann bs! 2024)
  1. Prelude to Ecstasy 
  2. Burn Alive
  3. Caeser on a TV Screen
  4. The Feminine Urge
  5. Beautiful Boy
  6. On Your Side
  7. Gjuha
  8. Sinner
  9. Second Best
  10. Portrait of a Dead Girl
  11. Mirror
  12. My Lady of Mercy
  13. Big Dog
  14. Godzilla
  15. Nothing Matters

Links:
www.thelastdinnerparty.co.uk/
www.facebook.com/TheLastDinnerParty/

Franz Naumann
Franz Naumannhttp://www.be-subjective.de
Franz wird auch oft einfach Dino(junge) genannt, denn wenn er einmal anfängt, von Dinos zu erzählen, hört er so schnell nicht mehr auf. Passend zu seiner Liebe für MySpace & Tumblr, könnte man meinen, dass Franz in der Zeit stehen geblieben ist, aber vielleicht ist es auch einfach eine grosse Portion Nostalgie. Er liebt analoge Fotografie & kennt Pop-kulturelle Momente & die Indie-Szene so gut, wie die Welt der Dinos. Schwarz ist die einzige Farbe, die er trägt, weil „alles Andere in Berlin einfach gefährlich ist“. Und wenn er nicht gerade mit seiner Fuji vom Fotograben aus fotografiert, gibt er viel zu viel Geld für Schallplatten aus.

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