Da denkt mensch diese schwedische Truppe macht eben mal nur einen kleinen Mini-Abstecher mit lediglich zwei Konzerten in Deutschland (Dortmund und Hannover), da wird man doch sofort eines Besseren belehrt. Tatsächlich hat sich hier eine Schweden-Connection gebildet. Die schwedische Heavy-Metal-Band Ghost hat sich die Dienste dieser Truppe als Vorband im Wechsel mit Halestorm aus den USA gesichert. Eine sehr gute Wahl, denn die Schweden-Rocker The Hellacopters sind nicht nur Kult, sondern tatsächlich auch das erste Mal in Hannover.
Aber bevor die Schweden im Capitol landen, eröffnet Pabst (nicht zu verwechseln mit dem Mann aus Rom) den Abend. Pabst ist eine deutsche Indie-Rock-Band aus Berlin. Die Berliner spielen eine Mischung aus Indie, Garage Rock, Grunge, Stoner Rock und Noise Pop.
Diese hohe Bandbreite an unterschiedlichen Musikstilen gepaart mit englischen Texten lässt viel Raum für Entfaltungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Sänger und Gitarrist Erik Heise ist der Frontmann und kommt mit wenigen Ansagen aus. Schlagzeuger Tore Knipping ist ein Malocher am Gerät und Bassist Tilman Kettner ein bisschen speziell. Während andere Gitarristen ihr Spielgerät eher auf Hüfthöhe tragen, hält TK sein Instrument eher auf Brusthöhe, ja fast unter den Achseln.
Ungewohnt und ungewöhnlich aber why not, so kann er die eine oder andere Pirouette in sein Gitarrenspiel einbauen und das rockt dann wieder, wie auch die ganze Band unter Beweis stellt. Den 500 Fans im Capitol gefällt´s.
Wir sind Pabst.
Gotta-gotta-go-go light up the ignition
Gotta kill that sacred cow
Please spare me all of your futuristic visions
Cause I gotta get some action
Gotta get some action now!
Wie eröffnen wohl The Hellacopters den Abend? Natürlich mit einem Intro. Und was kann das wohl für ein Intro sein? Na? Wie originell und überraschend, es sind die Rotoren eines Hubschraubers. Das machen die Schweden bestimmt schon seit 1994 so. Die Hellacopters, die von 2008 bis 2016 schon mal aufgelöst waren, haben wieder zusammengefunden und mit dem 2022er-Album „Eyes of Oblivion“ mehr als ordentlich abgeliefert und an alte Erfolgsalben angeknüpft. Nach dem Intro kurze Aufstellung, zack und ab geht´s. Die Hellacopters spielen Sleaze Rock. Wie bitte? Nie gehört. Sleaze-Rock ist einfach eine Spielart des Glam Rock, nur in der Metal-Version. Mitte der 90er-Jahre sorgten vor allen Dingen Bands aus Skandinavien für eine regelrechte Sleaze-Rock-Welle. Und diese Welle schwappt heute durchs Capitol in Hannover und macht die Fans nass.
Sänger, Gitarrist und Frontmann Nicke Andersson ist klarer Chef auf der Bühne. Um sich geschart hat er alte Weggefährten wie Robert Eriksson an den Drums, Dolph de Borst am Bass und Anders Lindström am Keyboard. Laut Andersson ist die Band das erste Mal in Hannover. Stimmt. Also fast. Da ist noch einer auf der Bühne: markanter Typ, markante Gitarre, markantes Hütchen.
Dregen, so nennt sich der Hütchen-Spieler, war schon mit den Backyard Babies (natürlich auch Schweden) im Capitol. Der Name der Band ist übrigens Programm:
Wir machen die Geräusche, und ihr rotiert
Und dann wird auch rotiert. Mit „Hopeless Case of a Kid in Denial“ geht’s los, gefolgt von “Crimson Ballroom”. Ballern bis der Arzt kommt. Warum die Band einen Keyboarder hat, erschließt sich nicht so ganz. Herrn Lindström hört man irgendwie nicht raus, weil die Gitarren alles überlagern. Die Höllenschrauber erfüllen jegliches Klischee einer Rockband.
Mit breitbeinigen Gitarren, Posen bis zum Umfallen, Rudelrock, die Schweden liefern ab. Und die Gitarre von Dregen hängt sogar unter der Hüfte, also extratief. Die Songs sind alle ähnlich gestrickt: knackiges Riff und eingängige Hook. Passt. Rockt. Pogo. Irgendwann darf Herr Lindström auch mal eine Gitarre halten. Geht doch. Apropos gehen. Im Zugabenteil geht’s nochmal richtig ab, die Stimmung hochgeschraubt. „Reap a Hurricane“, “I’m in the Band” und der absolute Mitgröler „(Gotta Get Some Action) Now!”. Der erste Gig der Hellacopters in Hannover war grandios. Schwupps sind die Schweden runter von der Bühne und machen was? Ganz klar, den Abflug.
Galerien (by Michael Lange bs! 2023):
Setlist Pabst:
- Daddy’s Boy
- Legal Tender
- Shake The Disease
- Ibuprofen
- Mercy Stroke
- Crushed
- Forever O.K.
- Skinwalker
- Kiss Me (Sixpence None the Richer cover)
Setlist Hellacopters:
- Hopeless Case of a Kid in Denial
- Crimson Ballroom
- Carry Me Home
- Positively Not Knowing
- So Sorry I Could Die
- Toys and Flavors
- Tab
- The Devil Stole the Beat From the Lord
- Rainy Days Revisited
- Try Me Tonight
- Eyes of Oblivion
- The Pressure’s On
- Soulseller
- By the Grace of God
- Like No Other Man
- Reap a Hurricane
- I’m in the Band
- (Gotta Get Some Action) Now!