Review: Enjoy the show – The Australian Pink Floyd Show (11.04.2018, Hannover)

Im weitesten Sinne gibt es zwei Arten von Konzerten. Da ist zunächst das Mitmach-Konzert.  Der Fan im allgemeinen und im besonderen ist bei diesen Konzerten selbst aktiv. Mitsingen, Mitklatschen, Mitttanzen. Kein Ding. Spaß haben by Doing. Und dann gibt es noch die zweite Konzert-Art: das Zuhörkonzert. Sitzend auf einem Stuhl lauscht der Fan angeregt der Musik und den visuellen Reizen, die ergänzend präsentiert werden. Das nennt mensch dann wohl Spaß haben bei Hearing/Looking. Oder so.

An diesem Abend ist die Mutter aller Zuhör-Konzert-Rockbands zu Gast in Hannover.  Pink Floyd. Ja, ja schön wär´s.  Leider gibt es diese Giganten des Rock nicht mehr. Aber es gibt Bands, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, das Erbe dieser Band hochzuhalten. Gefühlt gibt es Hunderte davon. Aber welche Band ist nun die Beste? Wer spielt wie das Original und  liefert dabei noch so eine multimediale Bombast-Show ab wie Gilmour, Waters und Co.? Das soll jeder für sich entscheiden.

Australian Pink Floyd Show (Foto: Pressefreigabe, hfr.)

Definitiv die erfolgreichste Pink Floyd Tribute-Band ist an diesem Abend in der Swiss Life Hall zu Gast und zieht 2400 Fans in ihren Bann. Und jedes Jahr gibt es irgendwie ein Motto. Dieses Jahr ist es „Zeit“. Was passt da besser, das Aussie Floyd mit ihrer Australian Pink Floyd Show auch schon wieder 30 Jahre besteht. Mit „TIME – 30 Years Of Celebrating Pink Floyd“ feiern die Australier Jubiläum und haben dafür ein grandioses Best of-Set aus Hits und Perlen ihrer britischen Vorbilder zusammengestellt.

Year after year
Running over the same old ground
What have we found?
The same old fears
Wish you were here

The Australian Pink Floyd Show (Foto: Michael Lange bs! 2018)

Aussie Floyd steigen ganz tief ein in die Geschichte ihrer Vorbilder.  Noch hinter einem Vorhang spielend, beginnt mit  „Obscured by Clouds“ (Soundtrack zum Film La Vallée) die Reise in die Dino-Zeit des Rock. Der durchsichtige Vorhang sorgt für überdimensionale Schattenspiele der Protagonisten. Und schon ist mensch drin im Sog aus Musik, Fotos, Videoinstallationen, Licht, Laser, Tralala. Sekündlich wechseln auf der runden Leinwand die Bilder: Lenin, Bond, Blues Brothers, Hammer und Sichel, Pistole, Stopp-Schild und natürlich das Känguru. Maskottchen der Aussies.

The Australian Pink Floyd Show (Foto: Michael Lange bs! 2018)

Die Begrüßung des Publikums erfolgt nach erst nach  drei oder vier Liedern durch Keyboarder Jason Sawford. Sie fällt, und das ist nicht böse gemeint, sehr knapp aus. „Wir freuen uns wieder in Hannover zu sein. Genießt die Show.“

Enjoy the show

Das reicht. Mehr Worten bedarf es auch nicht. Kein Gequatsche. Hier zählt nur das audiovisuelle Gesamtkunstwerk. Ganz im Sinne von Pink Floyd. Eingefleischte FF (Floyd Fans) kennen natürlich auch die Songs aus dem FF. Sie wissen, dass „Shine On You Crazy Diamond“ aus neun Teilen besteht und bei „ Another Brick in the Wall Part 2“ein weiterer Höhepunkt ansteht. Dann tritt nämlich der Lehrer auf den Plan. Und das ist im wahrsten Sinne ein aufgeblasener Kerl. Fünf Meter hoch, droht er mit einem Stock.  „We don´t need no education“. Diese aufblasbaren Figuren werden im zweiten Teil des Konzerts des öfteren eingebaut. Mal ist es ein überdimensionales Känguru, mal bei „Pigs“, (na was wohl?) ein Warzenschwein mit roten Leuchtaugen. Die Stimmung in der Swiss Life Hall ist, obwohl hier „nur“ ein Sitzkonzert über die Bühne geht, sehr gut.

The Australian Pink Floyd Show (Foto: Michael Lange bs! 2018)

Und mensch glaubt es nicht. Drei Personen tanzen, jawohl sie tanzen. Und das geradezu ausgelassen im hinteren Teil des Innenraums. Sind hier, wie so oft in der 70er Jahren, bewusstseinserweiternde Mittel im Spiel? Wohl kaum. Keine Macht den Drogen. Die einzige Droge, die hier in einen Rausch führt, ist die Musik von Pink Floyd. Besser geht nicht. Und dann schreitet Aussie Floyd zum Äußersten, fordert die Fans zum Stehen und Mitklatschen auf. Geht doch.

The Australian Pink Floyd Show (Foto: Michael Lange bs! 2018)

Im nächsten Jahr geht es mit einem neuen Motto von vorne los. Dann wird sich vielleicht an „Money“ orientiert (vielleicht halber Eintritt für alle?) oder „Atom Heart Mother“ (freier Eintritt für Schwiegermütter?).  Was auch immer, eines ist gewiss,  die Australian Pink Floyd Show wird perfekt sein.

Galerien (by Michael Lange bs! 2018):

Setlist:

The Australian Pink Floyd Show (Foto: Michael Lange bs! 2018)

Set 1

  1. Obscured by Clouds
  2. When You’re In
  3. In the Flesh?
  4. Shine On You Crazy Diamond (Parts I-V)
  5. Shine On You Crazy Diamond (Parts VI-IX)
  6. Young Lust
  7. The Great Gig in the Sky
  8. Us and Them
  9. The Happiest Days of Our Lives
  10. Another Brick in the Wall Part 2
    Set 2
  11. See Emily Play
  12. Pigs (Three Different Ones)
  13. Wish You Were Here
  14. Fat Old Sun
  15. Sorrow
  16. One of These Days
  17. Run Like Hell
    Encore
  18. Time
  19. Comfortably Numb

Links:
www.aussiefloyd.com

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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