Review: Einmal Göttin zum Frauentag – Tarja live im Hellraiser (08.03.2023, Leipzig)

Die Finnen sind ja eher bekannt dafür, still und distanziert zu sein. Und seit jeher bringen Sie hervorragende Künstler und Musiker hervor. Einer der berühmtesten Finnischen Sängerinnen ist gewiss Tarja Turunen. Umso passender, dass gerade sie am internationalen Frauentag mit weiteren Powerfrauen im Gepäck mit ihrer “In The Raw” Tour endlich unterwegs ist. Heute gastiert das Energiebündel mit den Bands Serpentyne und Temperance im ausverkauften Hellraiser Leipzig.

Auch diese Tour wurde Jahr für Jahr verschoben, umso schöner also, dass sich heute der Kultclub in Leipzig Engelsdorf bis an den Rand oben füllen wird. Der harte Fan-Kern wird auch von Schnee und frostigen Temperaturen nicht abgeschreckt. Und so wartet die erste Reihe mindestens anderthalb Stunden in der klirrenden Kälte, um später die begehrten Plätze in der ersten Reihe zu ergattern – mit bester Sicht auf ihr Idol. Zum Glück verläuft der Einlass dank der gechillten Hellraiser Crew vor Ort pünktlich, gelassen und zügig ab. 

Serpentyne – Bekannte Gesichter

Serpentyne (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)

Es geht so zügig weiter, dass die erste Band des Abends Serpentyne bereits eine viertel Stunde vor angekündigtem 20-Uhr-Startschuss den Abend einläutet. Die Londoner Truppe um Sängerin Maggie Beth Sand wirbelt ohne Startschwieirigkeiten direkt los. Das Publikum kennt die “Lavishly Orchestrated Symphonic Rocker” bestimmt noch von Tarjas Tour “A Nordic Symphony” 2018, bei der das Quintett ebenfalls schon am Start war. Die Band bewegt sich musikalisch im ähnlichen Terrain und hat so keine Mühe für reichlich 20 Minuten für angemessene Stimmung zu sorgen.

Temperance – Sympathisches
Großgewusel mit Pommesgabel

Temperance (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)
Temperance (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)

Nach einem kurzen Umbau geht es direkt mit Temperance weiter. Die Italiener sind aktuell am Gesang mit Unterstützung dabei, da ihre eigentliche Sängerin die Band verlassen hat. Wer es gestern nicht wusste, dem ist es nicht aufgefallen. Die Band wuselte und wirbelte wie ein gut gelaunter Hurricane in Einheit über die Bretter des Hellraisers. Die Band veranstaltet so viel auf der Bühne, das man stellenweise gar nicht weiß, wo man zu erst hinschauen soll. Alle strahlen und freuen sich. Die Band schaut in freudige Fangesichter, die wiederum eine extrem gut gelaunte Band betrachten. Einfach alle sind gut drauf. Für Basser Luca gibt’s sogar noch ein Geburtstagsständchen.

Die Sonne geht auf:
STAGE-TIME FÜR TARJA

Tarja (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)

Aber dann endlich, endlich, endlich….kommt sie. Tarja. Man darf sie ruhig Göttin nennen, denn das ist die Strahlefrau für viele. Wenn sie die Bühne betritt, sind sofort alle Blicke auf sie gerichtet. Mit ihrer Aura und sympathischsten Art zieht sie wirklich jeden unmittelbar in ihren Bann. Ihre Freude, auf der Bühne zu stehen, zu singen und zu performen, ist zu 100 % ehrlich und herzlich. Kein Wunder also, dass die euphorische Fangemeinde schon am Kreischen ist, bevor die in Gold Gekleidete mit ihrer Band die Bühne betritt. 

Tarja (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)
Tarja (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)

Aufwärmen ist für Tarja ein Fremdwort. Bereits mit den ersten Takten ist alles da, wo es sein soll: Stimmung, Stimme, Performance. Aber nur weil Tarja keine Aufwärmphase benötigt, heißt das nicht, dass sie nicht immer wie eine Amazone für ihre Musikkarriere gekämpft und gearbeitet hat. Vor 16 Jahren erschien ihre erste Solo-Single “I Walk Alone”, die heute Abend selbstverständlich auch nicht fehlen darf. Nostalgisch ist auch der Anblick eines alten Tourposters im Backstage aus dem Jahre 2000, das ein Nightwish-Konzert zur Wishmaster-Tour im Hellraiser beurkundet. Reue vor ihrer Zeit mit der Band braucht die Sängerin keineswegs zu haben, öffnete sie ihr doch viele Tore. So lässt sie es sich auch nicht nehmen und gibt den Nightwish-Klassiker Nemo zum Besten. 

Tarja (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)
Tarja (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)

Die Songs aus ihren Soloalben stattet die Band live mit deutlich mehr Bumms aus. Was auf Platte äußerst perfekt und sauber klingt, bekommt live eine sehr nette, raue und verspielte Note. So kann sich die Band beispielsweise zu “Goodbye Stranger” instrumental auspowern und gegenseitig solo bespielen. Tarja nutzt die Zeit für einen Outfitwechsel, um noch fantastischer auszusehen als vorher. Obendrauf darf ein kleiner Fan mit ihr auf die Bühne, um mit ihr Hand in Hand Live-Spirit zu verbreiten.

Tarja (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)

Balladen sucht man bis auf eine einzige Ausnahme heute Abend vergebens. Die Setlist ist gepackt mit einer extrem rockigen Basis quer durch ihre Studioalben. Tarja beweist bei jedem Song ihre Stimmgewalt, sodass man sie unterm Strich eigentlich wirklich nur noch für eine Götting halten kann.

Galerien (by bs! Kristin Hofmann 2023):

Tarja (Foto: Kristin Hofmann bs! 2023)

Setlist Tarja:

  1. Serene
  2. Demons In You
  3. My Little Phoenix
  4. Anteroom Of Death
  5. Diva
  6. Goodbye Stranger
  7. Silent Masquerade
  8. Nemo
  9. Acoustic: The Golden Chamber & You And I
  10. Undertaker
  11. Tears In Rain
  12. Victim Of Ritual
  13. Innocence
  14. I Walk Alone
  15. Dead Promises
  16. Until My Last Breath

Links:

Kristin Hofmann
Kristin Hofmannhttp://www.fotokatz.de/
Kristin Hofmann, das schnurrende Fotokatzl, ist uns von den Elbwiesen zwischen Nightwish und Lacrimas Profundere im Fotograben irgendwie zugelaufen. Das „Spätzchen“ fährt in der Regel nicht die Krallen aus, voll auf weißblaue Vierräder ab und hat die anderen sechs Nerdzwerge zwischen Datenkraken, Mediendschungel und Hexadezimal im Blinzelwettbewerb längst platt gemacht. Schnurrbart steht ihr übrigens nicht so gut wie DocMartens, aber irgendwas is’ ja immer. Bitte nicht füttern!

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