Wer sich auf ein “Tanzwut” Konzert begibt, der weiß, dass diese Band immer wieder für Überraschungen gut ist. Diese Eigenschaft hat den Spielleuten viel Sympathie bei den Fans eingebracht. Man wählt sogar seine Vorbands bewusst aus, sodass den Konzertbesuchern/innen immer ein guter Abend garantiert ist.
Dieses Jahr durften die Steampunk-Rocker von „La Frontera Victoriana“ die Konzertreise eröffnen. Benannt nach ihrem Luftschiff, mit dem sich die norddeutsche Band stets auf den Weg zu ihren Fans macht, bescherten sie Herren dem anwesenden Auditorium ein seltenes Spektakel. Mit ihrer Mischung aus klassischem Klängen, gepaart mit der standesgemäßen Steampunk-Attitüde konnte die Band an diesem Abend sicher einige Fanherzen erobern. Nach den ersten Tönen von „Nie allein“ entwickelte sich eine ausgelassene Feierstimmung im fast ausverkauften Saal. Das wohl ungewöhnlichste Stück des Abends dürfte „Wir tanzen einen Tango“. Ein wirklich außergewöhnlicher Track, der die Vielseitigkeit dieser Band unterstrich. Mit „Systemausfall“ zeigte man sich dann rockiger. Dieser Beitrag vereinte das Beste aus den Welten des Rocks mit der Neuen Deutschen Härte. Mit dem Track „Das Luftschiff“ beendeten die Musiker dann schließlich würdevoll ihren Gig.
Nun war es endlich an der Zeit, dass Teufel und seine Mannen die Bühne enterten. Als Intro wurde das legendäre „Freude schöner Götterfunken“ gewählt, dass „Tanzwut“ einen epischen Empfang bereitete. Dann begann die Show mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „Schreib es mit Blut“ richtig. Nun nahm das Konzert ungeahnt Fahrt auf. Als in der gut gefüllten Halle schließlich die unverwechselbaren Klänge von „Meer“ erklungen, gab es für die Fans kein Halten mehr. Der Funke zwischen Band und Besuchern/innen war endgültig übergesprungen.
Mit „Freitag der 13.“ Wurde der Meute keine Verschnaufpause gegönnt und weiter Vollgas gegeben. Es folgte ein Block aus verschiedenen Schaffensperioden, der mit dem aktuellen Track „Bruder Leichtsinn“ eröffnet wurde und mit dem Everblack „Das Gerücht“ schließlich seinen wohlverdienten Höhepunkt fand. Die Temperaturen im Konzertsaal stiegen unaufhörlich und als dann die Fanhymne „Brüder im Geiste“ zum Besten gegeben wurde, hatte man das Gefühl der Abend würde nie enden. Jedoch gehören natürlich auch die ruhigen Nummern zum Repertoire dieser Band und man entschied sich für die Ballade „Stille Wasser“, die derart gefühlvoll dem Auditorium nähergebracht wurde, wie man es wohl kaum für möglich gehalten hätte. Mit „Reiter ohne Kopf“ ging die wilder Fahrt dann aber im Anschluss direkt weiter, ehe man „Geteert und Gefedert“ dem Berliner Publikum erstmals darbot. Mit den Mid-Tempo Tracks „Heimatlos“ und „Wenn ich tot bin“ gab es für die anwesenden Fans noch einmal die Möglichkeit etwas abzuschweifen und tiefer in die Kompositionen von „Tanzwut“ einzutauchen, ehe „Reicher als ein König“ die Stille abrupt abbrach und wieder zur Parade-Disziplin, dem ausgelassenen Feiern, zurückkehrte.
Gruselige Masken und ein Text, der einfach in unsere Zeit passt, ist zweifelsohne „Spiegelkabinett“. Hier kehrt die Band zu einer zentralen Aufgabe des Spielmanns zurück, nämlich den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten und sie an ihre eigenen Schandtaten zu erinnern. Mit dem legendären „Der Wächter“ und „Nein, Nein“ wurde das reguläre Set ungewohnt historisch beschlossen, ehe man sich mit der Hymne „Lügner“ erneut aufmachte, die Fans zu beglücken. Ein Song darf auf keinem „Tanzwut“-Konzert fehlen und das ist „Die Ärzte“ Coverversion von „Bitte, Bitte“. Kein anderer Track ruft derartige Reaktionen im Publikum hervor, wie dieses Epos der schwarzen Erotik. Mit „Vorbei ist vorbei“ wurde dann schließlich die letzte Runde eingeläutet, ehe sich der Abend bei einer spektakulären Schwarzlicht-Show zu „Hymnus Cerberi“ dem ende neigte.
„Tanzwut“ wurden einmal mehr ihrem Ruf als exzellente Live-Band gerecht. Sowohl die Setlist, als auch Spielfreude und die neuen Show-Elemente kamen bei den Fans hervorragend an. Bemerkenswert war die Textsicherheit des Auditoriums bei den neueren Tracks. Es sieht so aus, als ob Teufel und seine Mitstreiter ein absolutes Meilenstein-Album abgeliefert haben.
Die Vorband „La Frontera Victoriana“ dürfte eine erfolgreiche Zukunft erwarten. Mit ihrer Mischung aus Steampunk, Rock und Neuer Deutscher Härte haben sich die Herren ihr eigenes Genre erschaffen, in dem sie sich frei entfalten können. Die Show ist absolut sehenswert und dürfte für eine breite Fanbase sorgen.