Am 06.10.2017 erschien die neue Scheibe von Sunrise Avenue. Und was machen die Kritiker? Stürzen sich drauf und zerfleischen die Scheibe. „Heartbreak Century“ sei belanglos, am Reißbrett für das Formatradio gemacht. Liebe Kritiker, ihr habt Recht. Und was sie aber noch sagten: das Ding wird 100.000 fach verkauft. Liebe Kritiker: ihr habt schon wieder so was von Recht. Die erste Single „I Help You Hate Me“ wird in den (Format-)Radios rauf und runter gespielt. Rauf und runter. Immer wieder. Rauf und runter. Und die zweite Single? Na was wohl? Rauf und runter. „Heartbreak Century“ geht direkt auf Platz 1 der Album-Charts.
Und was hat der Support mit diesem ganzen R & R zu tun? Auf den ersten Blick erstmal nichts. Tim Kamrad ist fast 21 Lenze jung und hat das große Glück die finnischen Teenie-Lieblinge auf ihrer ganzen Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz begleiten zu dürfen. Das ist wie ein Sechser im Lotto. Als relativ unbekannter Künstler vor Tausenden von Fans zu performen ist die Chance, die mensch wahrscheinlich nur einmal im Leben erhält. Kommen wir zum zweiten Blick. Tim Kamrad hat pünktlich zum Tourauftakt am 02.03.2018 sein Debüt-Album veröffentlicht. Und wie heißt die Scheibe? Naa?? „Down & Up“ (Runter und rauf). Da haben wir es wieder.
Los geht´s
Und zwar rauf auf die Bühne für den Kameraden Kamrad und rein ins Vergnügen. Ins Vergnügen für Alle? 11.000 Fans begrüßen den Westfalen freundlich. Tim spielt einen durchaus groovenden Gitarrenpop. Gitarre ist sein Ding. Bereits mit 5 Jahren hatte er Unterricht, mit 7 der erste Auftritt, Schulchor, Schülerband und jetzt TUI-Arena. Eine ganz normale Karriere halt (Grins). Das muss man erst mal schaffen. Qualität setzt sich durch. Läuft bei ihm. Der Junge macht seinen Weg. Seine Hits wie „Changes“, „Ruin Me“ und „Down & Up“ haben Hitpotenzial. Hier treffen eingängige Pop-Melodien auf Elemente aus Funk und Soul. Das entzückt nicht nur seine Fans sondern auch die Radio-Macher. Tim Kamrad. Den Namen sollte mensch sich merken. Am 12.09.2018 ist er übrigens wieder in Hannover. Diesmal als Headliner. Läuft bei Tim. Mehr als nur freundlicher Schlussapplaus.
Bye bye, Hollywood Hills
I’m gonna miss you, where ever I go
I’m gonna come back to walk these streets again
Bye bye, Hollywood Hills forever
Der Grundgedanke des neuen Albums ehrt Sunrise Avenue: die Rückkehr zu echten Werten und echten Gefühlen im Gewand von handgemachten Poprock. Ein Jahr haben Samu Haber (Gesang, Gitarre), Raul Ruutu (Bass), Sami Osala (Drums) und Riku Rajamaa (Gitarre) an „Heartbreak Century“ gearbeitet. Und jetzt gibt’s das Ding live auf die Ohren.
triple r
Als die Band die Bühne betritt steigt der Geräuschpegel merklich an. Da haben die Mädels wahrscheinlich wieder nächtelang vor der Halle campiert (Ja, das gibt’s noch), um ihn zu sehen: Samu Haber. Der charismatische, sympathische und auch noch gut aussehende Frontmann der Band zieht sie in seinen Bann. Und diese Stimme? Erotik pur. Eigentlich könnte die Band auch „Samu und die feinen Finnen“ oder so heißen. Die Band ist (fast) nur Beiwerk. Samu ist die Show (fast so wie bei Mick und seinen Steinen).
Aber in die Rock´n ´Roll Hall of Fame, wie die Stones, werden Sunrise Avenue nie kommen. Sie spielen Triple R. Radio Rauf Runter. Und das machen sie in Perfektion. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Hier trifft ein galoppierendes Schlagzeug auf Keyboard und Gitarren. Pop-Rock vom Feinsten. Schöne Melodien und einfache, geradlinige Rhythmen. Schlicht aber perfekt. Songs wie „ Unholy Ground“ oder „Beautiful“ gehen mächtig nach vorn. Die Halle wird zum Chor. „I Help You Hate Me“ ist die erste Partynummer, „Heartbreak Century“ und “Point of No Return” folgen. Das alles ist massentauglich, aber auch reibungslos. Apropos los. Was ist denn mit Samu Haber los?
Als Juror bei „Voice of Germany“ kommt der Sänger irgendwie aufgeschlossener und verschmitzter daher. Und warum sind die Ansagen auf Englisch? Der Kerl kann doch Deutsch. Das würde dem Ganzen noch mehr Würze geben.
Auch die Tatsache, dass die Band auf der Bühne „klebt“, ist nicht förderlich. Junge, geh doch mal mitten rein ins Publikum zu den Ladies und perform dort ein Lied. Die Fans würden es ihm danken und (noch) mehr durchdrehen. Aber Sunrise Avenue stecken leider fest im Korsett einer vorchoreografierten, durchgestylten Show. Aber diese Show ist durchaus perfekt. So perfekt wie die Light-Show. Auf fünf (Bilderrahmen-)Leinwänden kommen immer wieder Einspieler und Liveeindrücke aus der Halle, abgestimmt auf jedes einzelne Lied. Toll.
Point of No Return
Toll. Die Halle entwickelt sich zum Toll-Haus. Den Fans ist es sowieso egal, ob was, wann, wo und wie. Sie wollen nur abfeiern. Und das tun sie. Hier kriegen Sie das All in One-Komplettsorglospaket. Als Zugabe natürlich auch die alten Hits wie „Fairytale Gone Bad“ und „Hollywood Hills“. Frenetischer Jubel.
Das war eine perfekte Show. Zu perfekt.
Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2018):
Setlist:
- Prisoner in Paradise
- Beautiful
- Unholy Ground
- Little Bit Love
- I Help You Hate Me
- Hurtsville
- Heartbreak Century
- Never Let Go
- Room
- Lifesaver
- Question Marks
- Flag
- I Don’t Dance
- Afterglow
- Forever Yours
- Let Me Go
- Point of No Return
- Fairytale Gone Bad
Encore - Home
- Hollywood Hills
Links:
www.timkamrad.com
www.sunriseavenue.de
Veranstalter:
Contra Promotion
Hannover Concerts