Die Konzerte von Steve Hackett sind inzwischen zum jährlichen Pflichttermin geworden. Seit 2013 tourt der Brite durch die Welt. Zunächst stand dabei Genesis revisited im Mittelpunkt – Hackett spielte die alten Songs seiner alten Band und füllte so die Hallen. Inzwischen aber hat er auch sein Solo-Werk in das Programm integriert. Und das faszinierende ist: Es wird nie langweilig, der 67-Jährige hat immer die ein oder andere Überraschung mitgebracht.
So auch jetzt beim Konzert in der Hamburger Laeiszhalle. Klar, er hat die „Gänsehaut-Songs“ im Repertoire: „Firth of Fifth“ vom „Selling England by the Pound“-Album und „The Musical Box“ von „Nursery Crime“. Aber eben auch „Inside and Out“. Ein Stück, dass im Jahr 1977 als B-Seite der Single „Match of the Day“ veröffentlicht wurde und es durchaus verdient hat, auf der Live-Bühne präsentiert zu werden.
Den Auftakt der zweieinhalb Stunden bildet aber wie schon auf der vergangenen Tour das Solo-Opus. Mit „Every Day“ aus dem 1979er-Album „Spectral Mornings“ geht es los. Was folgt, ist ein Streifzug durch über 40 Jahre Musikgeschichte.
The Night Siren
Dabei stehen, natürlich, die Stücke seines aktuellen Albums „The Night Siren“ im Mittelpunkt. „El Nino“, „In the Skeleton Gallery“ und „Behind the smoke“ zeigen, welche Wucht Hacketts Musik nach wie vor noch besitzt. Dieses mal steht bei den Stücken Rob Townsend im Mittelpunkt, sei es vermittelt durch das Saxofon, die Querflöte oder die Klarinette. Häufig übernimmt er die Parts, die bei Genesis Keyboarder Tony Banks inne hatte.
Shadow of the Hierophant
Dann wechselt Hackett wieder zu altem Material: „The Steppes“ vom „Defector“-Album aus dem Jahr 1980, „Rise again“ („Darktown“ 1999) oder „Serpentine Song“ („To watch the Storm“ 2003). Und natürlich „Shadow of the Hierophant“ von seinem ersten Solo-Album „Voyage of the Acolyte“ aus dem Jahr 1975. Hier ist es aber – leider – nur der zweite Teil. Ganz einfach weil diesen Song eine Frau singt – die hat Hackett auf der Tour nun mal leider nicht dabei. Der Song bildet praktisch das Scharnier zur Genesis-Ära. Hier gilt es, den 40. Geburtstag von „Wind & Wuthering“ zu feiern. Hackett betont, dass es für ihn das schönste Album der Band ist – gleichzeitig aber auch das letzte vor seinem Ausstieg.
„Eleventh Earl of Mar“, erstmals das sensationelle „One für the Vine“, „Blood on the rooftops“ mit dem wunderschönen Einstieg per Akustik-Gitarre, „…in that quiet Earth“ und abschließend „Afterglow“ mit wummernden Bässen und herrlichen Strings – da hält es die Fans nicht mehr auf den Sitzen. Und es endet so, wie es die Genesis-Gemeinde erwartet: Mit „Los Endos“ nämlich von
„Trick of the Tail“.
Die Setliste lässt keine Wünsche offen, und die Musiker ebenso wenig. Steve Hackett zeigt sich in hervorragender Spiellaune. Keyboarder Roger King ist eher der ruhige Vertreter, gleichwohl musikalisch ein Genuss. Das gilt auch für Drummer Gary O’Toole und Bassist Nick Beggs, der sich zumindest unten rum durch seinen Schottenrock Kühlung verpasst. Und natürlich Sänger Nad Sylvan, der zwar „nur“ im Genesis-Block zum Einsatz kommt, der sich aber mit seiner Stimme weder Probleme mit den Peter-Gabriel– noch mit den Phil-Collins-Songs hat.
Der Kerl ist einfach grandios.
Da stimmt alles an diesem Abend – der Sound, das Licht, obwohl auf der relativ kleinen Bühne wohl eher die Sparversion aufgebaut wurde. Letztlich ist es so wie in den guten alten Genesis-Zeiten: Die Musik steht für sich – viel Theater Drumherum muss nicht sein.
Alle Fotos sind Promofotos © Century Media.
Setlist:
- Every Day
- El Niño
- The Steppes
- In the Skeleton Gallery
- Behind the Smoke
- Serpentine Song
- Rise Again
- Shadow of the Hierophant
- Eleventh Earl of Mar (Genesis song)
- One for the Vine (Genesis song)
- Horizons (Genesis song)
- Blood on the Rooftops (Genesis song)
- …In That Quiet Earth (Genesis song)
- Afterglow (Genesis song)
- Dance on a Volcano (Genesis song)
- Inside and Out (Genesis song)
- Firth of Fifth (Genesis song)
- The Musical Box (Genesis song)
Encore - Slogans
- Los Endos (Genesis song)
Links:
www.hackettsongs.com