Review: Herr Rossi sucht das Glück – Status Quo live (22.11.2017, Hannover)

Elektrisch ist nicht mehr, aber elektrisieren tun sie immer noch. Und das bereits seit über 50 Jahren. Status Quo ist eine der der besten Hardrock-Bands auf diesem Planeten. Das ist mal Fakt. Und jetzt wollen die Jungs um Francis Rossi akustisch die Welt erobern. Keine Stromgitarren mehr. Dafür kommen sie mit zwei Background-Sängerinnen und einem Akkordeon-Spieler. Hallo?? Geht’s noch? Fehlen nur noch die Streicher. Aber auch die sind dabei. Ohoh. Sie kommen vom Computer und einem Synthie-Spieler. Hallo??? Wo bleibt die Energie des hochelektrifizierten Boogierocks, ihrem Markenzeichen? Quo akustisch? Funktioniert das?

Status Quo`d erat demonstrandum

Das letzte Konzert im Rahmen der „The Last Night Of The Electrics“-Tour von Status Quo in Hannover war am 25.11.2016. Also fast genau vor einem Jahr. Im Vorprogramm damals war Uriah Heep. Das ist in diesem Jahr nicht anders. Also fast.

Ken Hensley (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Ken Hensley (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Ken Hensley, der Ex-Frontmann von Uriah Heep macht in diesem Jahr den Support. Und das ganz allein. Allein mit seiner Gitarre und seinem Piano. Die 1200 Fans im Kuppelsaal hängen an seinen Lippen. Ken Hensley hat was zu erzählen. Davon wie er in einer Probenpause allein am Klavier sitzt, gedankenverloren vor sich hin spielt, das Gespielte dann den Kollegen vorstellt und die begeistert sind. Schwupps. So ist „Lady in Black“  entstanden. Genial.

Die Stimme des 72-jährigen ist immer noch kräftig ausdauernd, besteht auch in den höheren Lagen. Der Mann bringt Gefühl rüber, ist bescheiden und immer authentisch. Nach dem Set gibt’s Standing Ovations.

You’re showing off
You’re showing out
You look for trouble
Turn around, give me a shout
I take it all
You squeeze me dry
And now today
You couldn’t even say goodbye

Status Quo (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Wie ist eigentlich der Status Quo von Status Quo? Nach dem Tod von Rick Parfitt an Heiligabend 2016, ist lediglich Francis Rossi als einziges Gründungsmitglied übrig geblieben. „Neuere“ alte Bandmitglieder sind Andy Bown, John ‘Rhino’ Edwards und Leon Cave. Den Part von Parfitt hat der Ire Richie Malone ab 2016 übernommen. Und Akustik-Vorschusslorbeeren gibt es auch. Das Magazin Classic Rock erkor „Aquostic“ kürzlich zu einem der besten 25 Akustik-Alben der Musikgeschichte und schrieb: „Wohlbekannte Klassiker erstrahlen in neuem Glanz. Quo akustisch? Das funktioniert. Brillant.“

So weit so gut!?
Aber was geht jetzt ab?
Tabula Rasa. Reiner Tisch.
Reiner Akus-Tisch.

Status Quo haben sich Verstärkung geholt und stehen tatsächlich mit 10 Menschen auf der Bühne. Ein Akkordeonspieler, zwei sehr junge Backgroundsängerinnen („Ob die sich wohlfühlen zwischen den alten Männern?“) und ein Mann am Computer/ Synthie geben dem Quo-Boogie ein neues Gewand. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Ist halt ein Sitzkonzert. So mancher Fan dürfte diesem Gig ferngeblieben sein. Ist halt nicht Quo mit Strom. Nicht so wie man es kennt. In der Menge stehen, bierselig, verschwitzt. Mit Headbanging bis einem schwindlig wird und natürlich laut gröhlend: „Quuooooo“.

Status Quo (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Status Quo (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Nein so ist es nicht. Aber die Akustikversionen bringen auch mal Songperlen ans Tageslicht. Das was sonst zugeschüttet ist von Uutz, uutz und Schrammel, Schrammel, wird hier offen gelegt.

Songs aus 50 Jahren Bandgeschichte gehen  über die Bühne und die Fans reißt es jetzt, wenn auch vorerst nur vereinzelt, von den Stühlen. Die Songs klingen teilweise sehr ähnlich. Kein Wunder. Drei Akkorde für ein Hallelujah. Das funktioniert seit 50 Jahren. Warum ändern? Quo sind halt Quo, sind halt Quo, sind halt Quo, sind halt Status Quo. Again and Again. Die Leute kriegen “What You’re Proposing”, sind auch mal „Down, Down“ oder kriegen „Caroline“ vorgestellt.

Status Quo (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Die Ansagen von Francis Rossi sind witzig unterhaltend, könnten aber ruhig öfter kommen. Auch eine Animation zum Mitmachen, Mittanzen, Mitsingen wäre der Stimmung im Saal nicht abträglich. Manches wirkt  dann doch routiniert. Kein Wunder. Die Band gibts seit einem halben Jahrhundert. Aber den Fans auf der ganzen Welt ist dies egal. Sie kriegen ihr „Rockin’ All Over The World” und sind glücklich. Status Quo akustisch? Funzt. Herr Rossi hat das Glück gefunden.

Galerien (by Michael Lange bs! 2017):

Setlist Ken Hensley:

  1. Free Me
  2. The Wizard
  3. Tales
  4. Mine
  5. Rain
  6. July Morning
  7. Lady in Black
Status Quo (Foto: Michael Lange bs! 2017)

Setlist Status Quo:

  1. And It’s Better Now
  2. Break the Rules
  3. Again and Again
  4. Paper Plane
  5. Rock ’n‘ Roll
  6. Caroline
  7. What You’re Proposing
  8. Lies
  9. Hold You Back
  10. That’s a Fact
  11. Down Down
  12. Pictures Of Matchstick
  13. Down The Dustpipe
  14. All the Reasons
  15. Rollin‘ Home
  16. Don’t Drive My Car
  17. Reason for Living
  18. Claudie
  19. Rain
  20. Marguerita Time
  21. Nanana
  22. Whatever You Want
  23. Rockin‘ All Over the World (John Fogerty cover)
    Encore
  24. Burning Bridges (On and Off and on Again)

Links:
www.ken-hensley.com
www.statusquo.co.uk

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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