Die gesundheitlichen Probleme von Sänger Mart spielten Stahlmann Anfang des Jahres einen fiesen Streich. Das neue Album „Bastard“, dessen Release für Februar geplant gewesen ist, hätte die gleichnamige Tour einleiten sollen. Der Release musste verschoben werden, doch die Tour war bereits eingetütet. Zum Glück ließen es sich die fünf Stählernen nicht nehmen, uns trotz alledem noch einmal vor dem Release so richtig einzuheizen und zu zeigen, was sie denn so auf dem Kasten haben.
Doch bevor sich Stahlmann an diesem Freitagabend in Hannover die Ehre geben, liegt es erst einmal an der Hamburger Vorband Johnny Deathshadow das Publikum mit ihrem elektronischen Goth-Metal in Wallung zu bringen. Das tun sie gehörig. Der Sound dringt fast schon brutal durch die Ohren ins eigene Bewusstsein ein, lässt die Köpfe der Konzertgäste im Saal wie in Hypnose zum Takt der Musik mitnicken.
Die Kombination aus Skull-Facepaint, Roten Scheinwerfern, Stroboskoplicht und dicker Nebelwand lässt die ganze Performance zu einem einzigen Mindfuck werden. Was als einfacher Konzertgast eine Sinnesexplosion hervorruft, ist für FotografInnen an diesem Abend ein einziges Ärgernis.
Dennoch: Die Band haut auf die Kacke und müsste sich nicht hinter Nebelwand und Co. verstecken.
Es folgt nach dem düsteren Geschrammel von Johnny Deathshadow eine kurze Raucherpause für das Publikum, dann geht es auch schon mit Stahlmann los. Vereinzelt kreischen junge Mädels beim ersten Anblick der fünf Silber schimmernden Männer auf der Bühne, ehe das Intro verstummt und das erste Lied „Bastard“ durch die Boxen schallt.
Leider setzen auch Stahlmann trotz ihres sehr selbstbewussten Auftretens leider auf eine Dicke verschleiernde Nebelwand.
„Das werde ich niemals für irgendeinen Pressefutzi der Welt ändern!“
Sänger Mart spielt damit auf die Behauptung an, er würde bei jedem Konzert dasselbe tun. Er allerdings wehrt sich gegen diese Aussage, denn er würde sich ja immer etwas dabei denken. Auch andere kecke Ausdrucksweisen hat der Sympath parat. Mit einem Augenzwinkern behauptet er „Frauen sind alles Terroristen“ [sic] was mit einem derben schmunzeln aus dem Publikum hingenommen wird, ehe er mit dem Song „Teufel“ seine Theorie in der Richtung weiter ausführt.
„Denn du bist mein Leib
Du bist mein Licht
Und du bist die Welt,
Die mich am Ende zerbricht
Du bist alles was bleibt
Am Ende der Kraft
Denn du bist das Leid,
Das mich glücklich macht
Bis der Teufel lacht“
Interaktion mit dem Publikum
Wird an diesem Abend GROßGESCHRIEBEN. Auch auf den Jugendschutz wird zumindest sporadisch acht genommen. „Wer ist denn hier alles unter 18? Könne denen mal die Ohren zugehalten werden?“ [sic] Denn jetzt gehe es mit „Der Sadist“ um Sex; keinen Gänseblümchensex, sondern richtigen Sex.
Groß anrechnen kann man Stahlmann aber auch das eingestehen von Fehlern. Denn Sänger Mart beichtet, nach Ende des Songs „Schwarz“, welcher an das Kinderlied „Grün, Grün, Grün sind alle meine Kleider“ angelehnt ist, diesen vergeigt zu haben. Die Konzertgäste scheinen es kaum bemerkt zu haben, doch er selber sei nicht zufrieden und würde von seinen Bandkollegen dafür eins auf den Deckel bekommen. Als er dann verkündet, die Band werde „Schwarz“ gegen Ende noch einmal richtig performen wollen, gibt es mächtig Applaus.
Die Stimmung im Publikum bleibt konstant hoch und die vereinzelnd quiekenden Terroristinnen kreischen – animiert durch die offenen Hemden der Bandmitglieder – gleich noch etwas mehr. Außerdem gibt es ganz nebenbei auch noch Applaus für Drummer Max, der vor kurzem erst Papa geworden ist. Der größte Abschnitt des Konzertes ist schon vorüber, da wird schon gespoilert, dass es nach dem heutigen „letzten Song“ („Tanz mit Mir“), eventuell ja für diesen Abend noch nicht ganz vorbei sein könnte. Was ein Wunder.
Als richtiger Rockstar tut man immer so,
als wäre es [Der letzte Song] etwas ganz Besonderes.
Ihr kennt das Spiel ja.
Zugegeben – die Zugaberufe aus dem Publikum wirken im ersten Moment sehr ernüchternd. Erst verstummen die Rufe nach einigen Sekunden gänzlich, ehe das leidenschaftliche Party-Feuer bei den Konzertgästen wieder auflodert und gemeinschaftlich dann lautstark nach mehr verlangt wird. Natürlich lässt sich die Band dann noch einmal auf der Bühne blicken und wie zuvor versprochen, wird in der Zugabe noch einmal der Song „Schwarz“ gespielt. Diesmal aber so richtig. Volle Möhre und mit mächtig viel Körpereinsatz. Sogar mit so viel Körpereinsatz, dass Mr. Mart währenddessen doch glatt die Hose am Hintern aufreißt. Nach dem Song kommt eines der Crewmitglieder auf die Bühne um das Problem zu beheben. Und womit sollte es auch besser funktionieren, als mit einer schönen Rolle Gaffatape? Ein Hoch auf Gaffatape und die Crewmitglieder die es sinnvoll Nutzen!
So fett ist mein Arsch auch nicht,
kommentiert Front-Stahlmann das Hosendebakel, während das Publikum auf die Gaffatapelösung des Crewmitgliedes mit Gelächter reagiert. Mit geklebter Hose kann der Abend dann auch mit dem letzten Song „Asche“ langsam zu Ende gehen. Die Band bedankt sich, es wäre für sie ein „ungeschlagenes Ereignis“ gewesen. Es gibt Applaus und Jubelrufe aus dem Publikum, während die Band sich verneigt.
Mit dieser Performance kann man wahrlich gespannt auf das neue Album „Bastard“ sein, welches am 16.06.2017 erscheinen wird.
Text: Dragana Urukalo.
Galerien (by Dragana Urukalo bs!):
Setlist Stahlmann:
- Bastard
- Adrenalin
- Stahlmann
- Hass mich, lieb mich
- Der Schmied
- Teufel
- Sadist
- Stahlwittchen
- Engel der Dunkelheit
- Spring nicht
- Schwarz
- Plasma
Encore - Tanzmaschine
- Nichts spricht wahre Liebe frei
- Süchtig
- Schwarz
- Asche