Wenn diese Band irgendwann mal auf ihr Werk zurückblickt, werden da Zahlen stehen. Römische Zahlen. So was wie I bis XXVIII. Spidergawd machen sich erst gar nicht den Kopf dem Album einen Namen zu geben. Sie nummerieren ihre Werke einfach durch. Eigentlich sehr schlau von den Norwegern. Volle Konzentration auf Songs und Musik. Alben-Namen sind doch nur Schall und Rauch. Witzig ist es dann, wenn Fans sich über Alben austauschen:
„Lied 6 vom Album VIII finde ich voll geil.“
„Quatsch, der Hammer ist Track 3 vom XIV-Album“.
Aber das ist dann doch im wahrsten Sinne des Wortes noch Zukunftsmusik. Angekommen sind die Norweger jetzt bei V. Und auch dieses Album wird, wie schon die Vorgänger, von den Kritikern überaus gelobt. Das dürfte auch daran liegen, dass die Jungs sich ihrem Stil treu bleiben. Die Trondheimer sind Stonerrocker der alten Schule. Inspiriert durch Genregrößen wie Black Sabbath, Motörhead oder auch Monster Magnet setzen sie auf eine Mischung aus Psychedelic-, Blues- und natürlich Hard-Rock. Hart, kräftig, schweißtreibend. Auch die Illustration ihrer Alben ist jedes Mal ähnlich, aber doch immer anders. Die Spinnengötter setzen auf sehr bunte, indisch wirkende Fantasiewelten. Bilder von sich selbst? Anscheinend lieber nicht.
You think I don’t love by now
But I know one thing for sure
I’ve realize that I’m in love with you
As you walk out of my door
I see the other boys picking up your trail
then I know that I’m out of time
Out of time to make you mine
Dass Spidergawd die etwas andere Rock-Band ist, zeugt schon aus der Tatsache, dass sie mit Rolf Martin Snustad einen Baritonsaxofonisten auf der Bühne stehen haben. Ein Saxofon und dieser knackige Rock, geht das? Jein.
Für Intros oder Soli kein Problem, aber wenn die Gitarren richtig los brettern, geht das Sax etwas unter. Auch die Platzierung der Instrumente ist bei Spidergawd ungewöhnlich. Und das liegt nicht an der Mini-Bühne im Lux Hannover. Die Gitarren stehen links und rechts in der (Achtung!) zweiten Reihe, vorne links der Bass, rechts das Sax und in der Mitte, groß und ausladend das Mega-Schlagzeug. In der Muppets-Show-Band sitzt am Schlagzeug „The Animal“. Bei Spidergawd bedient die Schießbude Kenneth Kapstad. Auch er ist ein Verrückter. Ein positiv Verrückter. Der Typ ist tatsächlich studierter Jazz-Drummer, hat in über zwanzig Bands gespielt und (fast) kein Musikgenre ausgelassen. Hammer, der Typ. Komponieren kann er auch. Nicht besonders gut am Piano, aber viel besser an seinen Drums. Für ihn ist Trommeln die schönste Tätigkeit auf der Welt. Mal intensiv, mal innig bearbeitet er seine Drums.
Das ist fast schon Sex.
Aber nur fast. Die Energie, die Kapstad produziert, greift auf das Publikum über. Der Sound so gefühlte 1 Meter 75 vom Schlagzeug entfernt, ist grottig. Aber nur 10 Meter weiter in Front of Drums durchaus angenehm. Mensch kann sogar das Sax raushören. Die gefühlt 100 Fans im kleinen Club haben durchaus ihren Spaß. Auch daran, dass die Jungs sich abwechseln. Jeder darf (oder muss) mal den Gesang übernehmen. Aber alles kein Problem für die seit 2013 bestehende Kombo. „Knights of C.G.R.” erinnert an Sabbath und „Ritual Supernatural“ an die Dünne Lizzy. Kapstad hat nach den ersten Songs Betriebstemperatur erreicht. Nach „Green Eyes“ greift er zum Handtuch, und bei den Zugaben “Do I need a doctor…?”, „Is This Love..?” und “All and Everything” ist Doppel K zum einen Oben Ohne, zum anderen klitschnass. Und sehr sehr zufrieden. Das war fast Sex. Nein Sax heißt das Ding. Und jetzt ab zum Duschen.
Galerie (by Michael Lange bs! 2019):
Setlist:
- Knights of C.G.R.
- Ritual Supernatural
- El Corazon Del Sol
- Sanctuary
- What You Have Become
- Loucille
- Green Eyes
- Get Physical
- The Inevitable
- …Is All She Says
- Stranglehold
- Tourniquet
- Do I need a doctor…?
- Is This Love..?
- All and Everything
Links:
www.spidergawd.no