Viele viele Jahre liegt er zurück, der letzte Besuch der Texaner von Sparta in Deutschland. Anfang des Jahres überraschte die Band mit einer unerwarteten Tourankündigung. Obwohl die jüngsten Alben der Band Trust The River und Sparta dank der Pandemie noch gar nicht richtig betourt werden konnten, haben sich Sparta dazu entschieden, trotzdem das 20-jährige Jubiläum ihres Debütalbums „Wiretap Scars“ zu zelebrieren. Dafür gab es auch vier Tourtermine in Deutschland.
In Bremen fiel die Clubwahl auf den kleinen Tower. Dort eröffnen Kater den Abend. Die Band aus Bremen durfte Sparta beim kompletten Deutschlandabschnitt ihrer Tour begleiten und beendete diesen quasi mit einem Heimspiel. Musikalisch passt das ganz hervorragend mit Sparta zusammen. Post-Grunge, wie die Band selbst ihren Stil bezeichnet, lockt die ersten Gäste vorsichtig vor die Bühne. So richtig brechend voll ist der Tower noch nicht, das sollte sich im Verlauf des Sets aber ändern. Eine selbstbewusste, gute Performance, hier und da wird allerdings der Gesang doch etwas verschluckt.
Wake up, can you hear me?
Kurze Pause. Der Tower füllt sich doch noch ganz gut, überwiegend scheinbar mit Sparta-Fans erster Stunde. Und dann kommt da dieser unverkennbare Typ auf die Bühne, die Haare etwas grauer, die Tattoos etwas verblichener, aber die Stimme hat auch nach 20 Jahren nichts an Wucht verloren. Ohne Begrüßung oder Ansage startet das Set – wie sollte es anders sein – mit Cut Your Ribbon. Sparta spielen sich pausenlos durch ihr Erstlingswerk. Der Tower befindet sich auf einer Zeitreise zurück in die frühen 2000er Jahre, in der die Welt noch eine gänzlich andere war. Nach so langer Zeit hat man natürlich immer etwas Angst, ob das denn noch so klappt, mit den alten Songs. Jim Ward an Mikrofon und Gitarre sowie Matt Miller am Bass sind die einzigen beiden Musiker der Urbesetzung der Band. Ein Gitarrist fiel ersatzlos aus, an den Drums übernimmt Tourschlagzeuger Neil Henessy. Insgesamt kriegen die drei es ganz wunderbar hin, den alten Stücken neues Leben einzuhauchen, auch, wenn sich Henessy hier und da etwas besser hätte zurücknehmen können. Lediglich das emotionale Cataract bringt Ward textlich etwas durcheinander. Nach Assemble The Empire der große Schock: Jim Ward kann ja doch sprechen. Strahlend begrüßt er das Publikum und erklärt, warum die Band bis dato bewusst auf Ansagen verzichtet hat:
Für’s Gefühl natürlich.
Es folgen kurze Entschuldigungen, warum eine neue Tour in Europa so lange hat auf sich warten lassen und das Versprechen, dass es in Zukunft nicht nochmal so lange dauern solle. Von Zugaben und dem Bühne verlassen und unter Applaus zurückkehren, halte die Band nicht viel und würde gern einfach so noch ein paar Stücke aus der restlichen Diskografie anhängen. Das nehmen die Gäste dankend an und feiern While Oceana Sleeps vom Album Porcelain genauso euphorisch wie die neusten Stücke. Und dann ist er auch schnell vorbei, der Ausflug in die Vergangenheit. Vielen dürfte es an dieser Stelle recht schwer fallen, sich in 2023 wiederzufinden. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja bei 20 Jahren Porcelain den nächsten Trip down Memory Lane.
Galerien (by Thea Drexhage bs! 2023):
Kater
Sparta
Setlist Sparta:
- Cut Your Ribbon
- Air
- Mye
- Collapse
- Sans Cosm
- Light Burns Clear
- Cataract
- Red Alibi
- Rx Coup
- Glasshouse Tarot
- Echodyne Harmonic
- Assemble the Empire
- Breaking the Broken
- While Oceana Sleeps
- Empty Houses
- Miracle
- Atlas