Es gibt Abende, an denen kann man die Hummeln im Hintern kaum unter Kontrolle bekommen, da sich um ’s Verrecken kein Parkett zum Tanzen, die Augen schließen und Dahinschmelzen finden lässt.1 Und es gibt Abende, da will mensch sich wie Rumpelstielzchen in der Mitte zerreißen, um der Vielfalt die Ehre zu geben, die auf den Bühnen der Stadt geboten wird.
So begab es sich aber zu der Zeit, da Rumpelstilzchen nicht sich selbst, sondern den Vorhang der Nacht in Zwei teilte. So genoss es mit Sand und Sporen die wüsten Zungen des Sartana Western Ensemles und verließ das bunt Hörspieltreiben für ein dunkel romatisches Unplugged-Intermezzo von Solar Fake in der Markuskirche.
Please don’t go,
I want you to stay
„Rumpelstilzchen verlässt Western Vampir Bela B. für den dunkeln Prinzen Sven Friedrich.“ Wenn das keine Schlagzeile ist. Doch wer den kleinen Giftzwerg kennt, der weiß, mit einem Multiinstrumentalisten ist es nicht getan. Solar Fake sind zwei und keiner zuviel. André Feller an der Gitarre, sitzt zu den Füßen der Kanzel und bildet mit Dirk Riegner (den man u.a. von Peter Heppners Bühnen kennt) am Piano den Rahmen einens kleinen Saitenquintett zu dem an diesem Abend auch Norman Selbig (Dreadful Shadows), die Letzten Instanzler M. Stolz (Violine/ Rico Schwibs) und Benni Cellini (Cello, Benni Gerlach) gehören.
Hoping what you need is behind every door
Hinter der schweren geflügelten Pforte der Markuskirche ist es schwarz und still, nur ein Piano weist den Weg. „So why can’t you just stay…“ brutzelt Gänsehaut ins Gemüt. Ausnahmekünstler in einer Location, in der vereinzelt warmes Licht in die Dunkelheit tropft – alles richtig gemacht. Kein Zuviel, keine aufgeblasene Show. Weniger ist mehr. Solar Fake haben ohnehin die reduzierte Sexyness des EBM Leibrocks perfektioniert und sind – anders als so manche/r im Publikum – in den zehn Jahren ihres Bestehens praktisch nicht gealtert. Ob das mit rechten Dingen zugeht oder hier Mephistopheles die Tantiemen einsackt…, wir wissen ’s nicht und vermuten, dass das Wesen der Musiker die Lachfalten mit einem alterslosen Strahlen weichzeichnet.
Rumpelstielzchen wälzt sich manisch auf dem Teppich vor dem Taufbecken, während Friedrich durch’s Programm holpert und für so manchen Lacher sorgt. Der Charme der Berliner ist, wofür sie von ihren Fans ebenso verehrt werden – wie für ihre Musik. Wen kümmert also, ob die Setlist stimmt oder ob Friedrich die Zugaben gleich vorwegnimmt.
Das Set ist ein Potpourri aus „Coverversionen, die man eigentlich nicht covert“ – es hält Interpretationen von Peter Heppner, Depeche Mode, VNC Nation und mehr bereit. Solar Fake machen ja eh nicht, was man so macht. Das Publikum lauscht – wie es sich für die Gothic-Szene gehört – totenstill. Atemberaubend, intim, ruhig ist alles. Niemand, nicht einmal Rumpelstielzchen, kann und will sich den schrecklich romantischen Tönen dieses Abends entziehen.
And Ill shine so bright for you
For a last time tonight
Rumpelstielzchen scheint etwas vom Leuchten gestohlen zu haben, als es vor die Pforte der Kirche gespült, sich noch manisch fühlt und die aufgerissene Nacht in sich wieder zusammenfügt.
Die Hummeln sind „sedated„. Für den Moment.
It’s cold outside
But I have to leave
Galerien (by Isabelle Hannemann):
Setlist:
- Not What I Wanted
- Under Control
- Pain Goes By
- Reset to Default
- Precious (Depeche Mode cover)
- How Sweet The Pain Can Be (The Kaleidoscope cover)
- All The Things You Say
- I Hate You More Than My Life
- Kein Zurück (Wolfsheim cover)
- Meine Welt (Peter Heppner cover)
- Where Are You
- Stay
Part 2 - Hiding Memories From The Sun
- I Don’t Want You In Here
- Until It’s Over
- Sunday (Hurts cover)
- The Race Of The Rats
- The Pages
- Under the Skies
- Illusion (VNV Nation cover)
Encore: - Here I Stand
- Your Hell is Here
Encore 2: - Precious (Depeche Mode cover)
- Pain Goes By
Links:
www.solarfake.de/fanclub
www.shadowplay-fanclub.de
Anmerkungen:
1 Sorry über das Bienensterben sollte mensch eigentlich keine Witze machen.