Review: Das halbvolle Glas – Sirenia & Co. live (05.03.2019, Hannover)

Es gibt Abende, die gestalten sich durchaus schwierig. Das ist zum Beispiel dann der Fall wenn Mike Shinoda, Gründungsmitglied von Linkin Park, die Swiss Life Hall bespielt. Schön für die Fans, die dorthin gehen und überhaupt nichts gegen Mighty Mike, der ein super Konzert abliefert. Schade ist es nur für die Bands, die am selben Abend spielen und einen ähnlichen Musikstil haben. Na wo gehen die Fans wohl hin? Natürlich zum Mike. Die Fans, die dort sind, können logischerweise nicht bei einem anderen Gig sein. Das hat dann zur Folge, dass man aufgrund nur wenig abgesetzter Karten im Vorverkauf von einer größeren in eine kleinere Location verlegt wird. Da freut man sich als Band mal vor vielleicht 300 Leuten im Musikzentrum zu spielen und wird dann verlegt in das weitaus kleinere Lux. Da kann man selbst als Metal-Band schon mal einen Blues kriegen.

Aus Sicht des geneigten Fans ist es ähnlich. Der Gig soll um 20:00 Uhr losgehen. Der normale Verlauf wäre doch: 20:00 Uhr spielt eine Vorband bis ca. 20:45 Uhr, dann Umbau und von 21:00 Uhr bis 22:30 Uhr die Hauptband, noch die Zugabe und schön war’s. Nein so ist es an diesem Abend ganz und gar nicht. Denn heute gibt es gleich mal drei Supports plus den Hauptact. Das bedeutet dreimal 40 Minuten plus Umbaupause plus Headliner = Nicht Schluss vor Mitternacht. Und wenn mensch dann vielleicht sagen wir mal, nach Celle fahren muss, da kann es schon mal nach 1 Uhr werden. Booaah. Und am nächsten Morgen wieder früh raus. Da kriegt auch so mancher Fan einen Blues. Ist das Glas jetzt halb voll oder halb leer?

Für den pünktlichen Fünf-Minuten-vor-Acht-Fan fängt der Abend schon mal etwas frustig an, verpasst er doch weitestgehend den Auftritt von Crossing Eternity, einer rumänisch-schwedischen Band, die Melodic Power Metal raushauen. Schade, ist doch ihre aktuelle Scheibe „The Rising World“ als durchaus starkes und unterhaltsames Album beschrieben. Na gut, freut mensch sich halt auf die zweite Band.

Alight (Foto: Torsten Volkmer bs! 2019)
Alight (Foto: Torsten Volkmer bs! 2019)

Gleich nach der Tagesschau kommt schon die nächste Kombo. „We are Alight from Italy“ so die Ansage. Wie jetzt, Italien? Die können Gothic Metal? Ja wieso denn nicht. Die Band aus Bozen gibt es tatsächlich schon seit 2005.  Hier ist Frauenpower angesagt. Drummer Mirko Montresor und Gitarrist Edward Crow lassen die Mädels, Elena Donolata am Bass und vor allen Dingen Catia als Sängerin die Show machen. Und die lassen sich nicht bitten. Trotz der Tatsache, dass gefühlt so ungefähr, wenn es hochkommt 25 Fans im Lux sind, geben die Mädels (und Jungs) Gas, allen voran Frontfrau Catia, die wirklich super singen kann. So muss das Lebensgefühl Rock´n´Roll sein, immer alles geben. Super Einstellung. Hier ist das Glas mehr als halbvoll. So kann es weitergehen. Tut es auch.

Elyose (Foto: Torsten Volkmer bs! 2019)

Mit Elyose aus Frankreich wird abgebogen in den Alternative Metal. Und auch hier hat wieder eine Frau das Sagen, nein das Singen. Justine Daaé ist der Hingucker, die Antreiberin die Stimmungsmacherin. Ja, mensch wird es nicht glauben, es kommt Bewegung ins Publikum. Schon die zweite Überraschung des Abends. Wenn das so weitergeht…

There’s a voice inside my head
There’s a hope, now long since dead
It’s all a wonder, will I abide?
I hear you calling from the other side
I hear you calling from the other side

Sirenia (Foto: Torsten Volkmer bs! 2019)

Auch der Hauptact kommt aus Europa. Auf die norwegische Symphonic-Metal Band SIRENIA haben sie alle, ja alle 25 (oder sind es sogar 30 Fans) hingefiebert. Die von  Morten Veland  2001 gegründete Band hat sich dem symphonischen Gothic Metal verschrieben und auch schon 8 Alben auf dem Tableau. Die neue Scheibe „Arcane Astral Aeons“ ist Aufhänger ihrer  Europatour und ist wieder mal ein sehr gelungenes, weil handwerklich solides Album geworden. Sirenia sind weiß Gott kein unbeschriebenes Blatt, haben sie doch schon mit Künstlern wie Ozzy Osbourne, Iron Maiden und Aerosmith auf Festivalbühnen gestanden. Selbst in Asien und Australien sind die Gothic Rocker keine Unbekannten. Und Achtung, Achtung Surprise: wieder mal mischt eine  Sängerin den Laden auf.  Emmanuelle Zoldan hat die Kerle, Band und Fans, fest im Griff. Eingängig und melodisch und trotzdem mit Drive kommen die Songs von der Minibühne im Lux.

Sirenia (Foto: Torsten Volkmer bs! 2019)

Nach einer guten Stunde ist leider schon wieder Schluss. Aber okay, ist ja auch schon spät geworden und mensch will oder muss ja schließlich auch noch nach Hause. Aber wider Erwarten war´s ein geiler Gig.  Mehr als nur ein halbes Glas voll. Und wer ist eigentlich dieser Mike?

Sirenia (Foto: Torsten Volkmer bs! 2019)

Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2019)

Setlist Alight:

  1. Disarmed
  2. The Portal
  3. Revolution
  4. Absence of Essence
  5. Let Me Touch the Horizon
  6. Walk to the Line

Setlist Sirenia:

  1. In Styx Embrace
  2. Dim Days of Dolor
  3. Treasure n‘ Treason
  4. Goddess of the Sea
  5. The Twilight Hour
  6. Queen of Lies
  7. Winter Land
  8. Asphyxia
  9. Sister Nightfall
  10. Elixir
  11. Ashes to Ashes
  12. My Mind’s Eye
  13. The Other Side
  14. The Path to Decay
  15. Into the Night


Links:
www.crossing-eternity.com  
www.alight.it
www.elyose.com       
www.sirenia.no          

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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