Saga, Saga, Saga. Was bedeutet dieses Wort eigentlich? Nun ja, es geht in der Regel um eine Erzählung, eine Fantasy-Story, ein Epos, eine Langerzählung halt. Eine Familiensaga im Literaturbereich wäre zum Beispiel ganz klassisch: „Die Buddenbrooks“, eine Erzählung über einen sich über vier Generationen hinziehenden Niedergang einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Oder im Filmbereich. Wer kennt sie nicht, die Star-Wars-Saga. Und natürlich der Musik-Bereich. Hier heißt die Saga SAGA. Wenn man die Band des Abends mit dem Film-Genre kreuzen würde, kämen Titel wie „SAGA – die Rache der Synthies“, „SAGA – Das Prog-Imperium schlägt zurück“ oder „SAGA – die Rückkehr der Synthie-Ritter“ heraus. So weit, so spaßig. Man sieht, es gibt…
Mehr als nur eine Saga
Die kanadischen Neo-Prog-Rocker SAGA sind auch eine „Langerzählung“. Bereits seit 1977, also fast 50 Jahre, besteht diese Band aus Toronto. Wahnsinn. Da hat man vieles erlebt. Viele unsagbare Höhen, aber auch Tiefen. Ein sich über 4 Jahrzehnte hinziehender Niedergang einer Neo-Prog-Band? Nein, It never ends, so auch der Titel der Tour.
2007 war es fast schon mal so weit. Sänger Michael Sadler hatte seine Alkoholsucht überstanden und wollte in Familie machen. Doch die Sucht war stärker. Die Sehnsucht nach der Bühne. Und so rappelte man sich und ist auch in 2024 wieder auf Tour. Hört sich locker flockig einfach an. Aber einfach kann jeder. Michael Sadler ist inzwischen 70 Jahre alt, aber das Alter ist nicht das Problem. Vielmehr war Sadler noch schwer erkrankt, musste sich zurück kämpfen und wurde noch in diesem Sommer mehrfach operiert. Respekt für seine Leistung an diesem Abend.
Wie gesagt, einfach kann jeder. Stamm-Gitarrist Ian Crichton hat sich vor der Tour das Bein gebrochen. Das nennt man dann wohl dumm gelaufen. Aber wie sagt mensch so schön: Ein Beinbruch ist doch kein Beinbruch. Wird halt durchgetauscht. Dusty Chesterfield übernimmt die Gitarre und übergibt seinen Bass an Mister noch unbekannt. Mike Thorne darf weiter Schlagzeug spielen und Jim Gilmour sowieso sein Keyboard.
Mit einem Medley aus drei Songs (Don’t Look Now / Once is never enough / The Learning Tree) gehts los. Michael Sadler ist warm gesungen und die Fans jubeln. Und einer davon wünscht sich jetzt schon „Wind Him Up“ Freundlich, aber bestimmt und mit einem breiten Grinsen weist Sadler auf Englisch daraufhin, dass dieses Lied noch nicht kommt. Auf Deutsch und zwischen den Zeilen bedeutet das: „Alter bist du irre? Wir spielen doch jetzt noch nicht unseren größten Hit“. Das wird dann zum Running Gag und Sadler hat nunmehr noch mehr Spaß, Titel anzukündigen. Und die kommen wie an einer Perlenkette. „ It Never Ends“, „Days Like These“ und „Framed“. „On the Loose” ist der erste Kracher und wird vielstimmig mitgesungen. Und was macht der neue Mann an der Gitarre? Der gibt richtig Gas, nicht lange fackeln, dann geht´s mit knackigen Soli zur Sache. Guter Typ.
When the pace is too fast
And I think I won′t last
You know where I′ll be found
I’ll be standing here beside myself
Getting ready for the final round
Sadler ist ein erfahrener Entertainer, aber man kann ihn noch überraschen. Wie im Stadion, wenn Nord-Tribüne und West-Tribüne im Wechsel Hannover-Sprechchöre intonieren, so ist es auch im Capitol Hannover, wo 1300 Fans sich gegenseitig „Hannover“ zurufen. „Was ist das?“ fragt Sadler. „Das ist neu“, sagt er gerührt. New sind die Songs von Saga alle nicht, aber komplex und einfach vom Feinsten. Selbst an der Seite im Pressebereich ist der Sound galaktisch, alles ganz klar und mit einem druckvollen Schlagzeug. Mike Thorne sitzt quer zum Publikum, sieht man auch nicht so oft. Und solo darf er auch mal ran. Der markante rote SAGA-Schriftzug hängt diesmal nicht im Hintergrund, dafür ein Foto von Toronto. Dafür hat Sadler ein knallrotes Hemd an, da weiß man immer ganz genau, wo der Sänger sich auf der Bühne gerade aufhält. Man könnte ihn auch an seiner Glatze und dem langen Bart erkennen, voll hipster der Typ. Nach dem wundervollen „Humble Stance“ geht’s langsam auf die Zielgrade. Und da war ja noch was. Der größte Hit wird noch mal ganz speziell angekündigt für diesen einen, „vorlauten“ Fan. Richtig laut fällt dann der Chorus bei „Wind Him Up“ aus. Gänsehaut.
Ganz zum Schluss kommt wie immer bei SAGA „You’re Not Alone“. Das waren zwei sagenhafte Stunden SAGA. Die SAGA-Saga geht weiter. Hoffentlich sieht man sie bald wieder, spätestens dann zum 50ten.
Galerien (by Michael Lange bs! 2024):
Setlist:
- Don’t Look Now / Once is never enough / The Learning Tree
- Careful Where You Step
- It Never Ends
- Days Like These
- Framed
- Conversations
- On the Loose
- The Sound of Strangers
- Drum Solo
- Ice Nice
- Time’s Up
- The Interview
- Humble Stance
- Scratching the Surface
- Tired World (Chapter 6)
- The Pitchman
- Don’t Be Late (Chapter 2)
- Wind Him Up
- You’re Not Alone
Links:
https://saga-germany.de/