Review: Die Saga geht weiter – Saga live (08.03.2020, Hannover)

Das Wort Saga bedeutet übersetzt: die Geschichte, das Märchen. Das passt irgendwie ganz gut, denn die gleichnamige Band aus Kanada hat eine märchenhafte Karriere hingelegt und die geht immer noch weiter. Diese Geschichte ist noch lange nicht zu Ende. Die SAGA-Saga geht weiter.

Saga (Foto: Michael Lange bs! 2020)

Wenn es um den Bereich Progressive Rock, kommt man an SAGA nicht vorbei. Die Kanadier haben die 80er-Jahre mit ihrem Neo-Prog weltweit bestimmt, wie keine andere Band. Erfolgreiche Alben, ausverkaufte Tourneen, das volle Programm. Erfolg auf ganzer Linie. Aber um dieses Niveau zu halten muss man immer und immer wieder nachlegen. Und das wurde von Mal zu Mal schwieriger. Es kam wie es kommen musste. Es kam wie es kommen musste: ausbleibender Erfolg, Alkoholprobleme bei Michael Sadler, Absturz. Doch für Sadler und auch alle anderen gilt: „You ´re not alone“. Mit Unterstützung seiner Familie und ein Umdenken in der Wertefestlegung hat sich Sadler aus dem Sumpf rausgekämpft. Erst Familie, dann Musik, kein Alkohol. Die Geschichte geht weiter. Warum auch nicht. Einmal SAGA, immer SAGA.

That’s why I chose to tell ya
That humble stance and timid glance makes your world turn so slow
You know, you gotta know
There’s no one going to help you

Man könnte einen Abend nicht passender beginnen. Mit „Out of the Shadows“ vom 1985er Album „Behaviour“ legen die Neo-Progger los. Raus aus dem Schatten, rein ins Scheinwerferlicht und dann gleich auf den „Catwalk“. Michael Sadler kommt erholt daher. Charismatisch, sportlich trainiert und hochmotiviert. Er verkündet gleich zu Beginn, dass SAGA sich nie auflösen wollten. Man brauchte eine Pause und wollte mal sehen, ob die Fans die Band noch wollen und umgekehrt. Aber an diesem Abend im mit 1500 Fans fast ausverkauften Capitol in Hannover wird schnell klar: hier will jeder jeden.

Saga (Foto: Michael Lange bs! 2020)

Die Musik der Kanadier ist defintiv keyboardlastig. Zeitweise sind zwei Keyboards und ein Mini-Moog im Einsatz. „Haupt“-Keyboarder ist Jim Gilmour, der kann auch Gesang. Kein Gesang, aber Keyboard und Bass spielt Dusty Chesterfield. Mike Thorne kann „nur“ Schlagzeug und Ian Crichton nur Gitarre. Der „Ansaga“ der Band ist und bleibt Michael Sadler. Er kann Gesang, Keyboard und Bass. Die Instrumentierung ist zwar nicht originell für die aktuelle Musikmode, eher Retro, aber außerordentlich virtuos, komplex und punktgenau. Hier wird keine CD abgespielt, das ist wirklich live. Und egal welche Musikrichtung nach der Silbe Prog folgt, Prog-Musik ist immer mit langen Soli verbunden. Ian Crichton ist ein begnadeter Saitenzupfer und auch die Typen an den Tasten sind fantastisch. Sadler hat Ausstrahlung wie ein Plutoniumkern, wechselt oft vom Gesang zum Keyboard. Er dirigiert die Menge bei „You’re not alone“. In der Mitte des Konzertabends kommt schon der erste ganz große Hit mit „On the Loose“. Analog zum Alter der Band ist auch das Publikum im Capitol. Sie sind mit „ihrer“ Band (auf)gewachsen, ihr treu geblieben, kennen die Texte auswendig. Wie gesagt: einmal SAGA, immer SAGA.

Saga (Foto: Michael Lange bs! 2020)

Man ist unter sich im SAGA-Universum. „Wenn ihr lächelt, dann lächeln wir auch!“ kommt es irgendwann von Sadler. Deutschland ist so was wie die zweite Heimat für die Prog-Rocker. Genauso wie Puerto Rico. Warum ausgerechnet Puerto Rico wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Kein Rätsel ist warum SAGA so erfolgreich war, ist und sein wird. Hier paart sich Leidenschaft mit handwerklichem Können. Im Hintergrund werden auf einer großen Leinwand Bilder aus vergangenen Zeiten gezeigt. Fotos, Cover, Konzertmitschnitte gezeigt. Aber auch Live-Bilder werden an diesem Abend darauf projiziert. Das sieht man auch nicht so oft, bei so einem verhältnismäßig kleinem Venue wie dem Capitol in Hannover. Über „Humble Stance“ als zweitem großem Hit, steuert SAGA auf die Zugabe hin. „ I´m Back“ ( sie waren ja nie weg) und natürlich ihrem Oberkracher „Wind him Up“. Was soll jetzt noch kommen? Erstmal tosender Applaus und ein Sturm der Begeisterung. Und dann? Noch mehr Begeisterung. Sadler und Co. Sind überwältigt. Kurze Beratung und dann machen SAGA mit „The Flyer“ den Abflug. Aber keine Sorge, die Kanadier werden bald wieder landen, denn die Saga geht weiter.

Galerien (by Michael Lange bs! 2020):

Setlist:

  1. Intro
  2. Out of the Shadows
  3. Catwalk
  4. Framed
  5. Mind Over Matter
  6. On the Other Side
  7. You’re Not Alone
  8. Conversations
  9. Trust
  10. Days Like These
  11. On the Loose
  12. No Stranger (Chapter 8)
  13. Careful Where You Step
  14. Drum Solo
  15. Ice Nice
  16. Amnesia
  17. Scratching the Surface
  18. Humble Stance
  19. The Pitchman
  20. Don’t Be Late (Chapter 2)
    Encore:
  21. I’m Back
  22. Wind Him Up
    Encore 2:
  23. The Flyer

Links:
www.sagaontour.moonfruit.com

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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