Grau, nass, kalt, bäh. Was hilft gegen den Winterblues? Richtig, ein gutes Konzert. Zwar sind Dienstage nicht unbedingt die optimalen Wochentage für geile Konzerte, aber ein Versuch ist’s Wert, oder?
An einem Dienstag im verregneten Leipzig machen sich die frechen schwedischen Rockgören von Royal Republic im Werk 2 breit und bereit. Der Vorverkauf läuft bereits auf Hochtouren bis es schließlich heißt:
Ausverkauft!
Mehr als 1000 Tickets werden an diesem Abend ihre Besitzer sehr, sehr glücklich machen. Das ist in der aktuellen Zeit besonders erfreulich, wo es doch kreuz und quer in der Veranstaltungsbranche geht. Der Einlass läuft pünktlich und ruhig los, die Security und die Crew vor Ort sind sehr freundlich und entgegenkommend. Die harten Fans belagern bereits die ersten Reihen, während ein Großteil noch gar nicht beim Bier, sondern an der Garderobe ansteht, um lästige Jacken und Mäntel loszuwerden. Denn: heiß wird’s gleich.
Pünktlich um 20 Uhr betritt das Duo KO KO MO aus Frankreich die Bühne in der Halle A des Werk 2 in Leipzig. Warren Mutton (Gitarre und Gesang) und Kevin Grosmolard (Drums und Gesang) sind zwar nur zu zweit, doch das hindert die beiden nicht daran, gewaltig über die Bühne zu stürmen. Sie versprühen sofort den Spirit des 70er-Jahre-Rocks auf einmalige Weise. Die perfekte Einstimmung also auf die folgenden Royal Republic. Während Waren Mutton unzählige Tanzeinlagen und Luftsprünge mit seiner Gitarre meistert und trotzdem klar und voluminös singt, tänzelt Kevin Grosmolard gern um sein Schlagzeug herum und animiert das begeisterte Publikum. Zur Einstimmung gibt’s auch schon mal ein Rata-Tata – warm gesungen und gesprungen lassen die euphorischen Zuschauer das Duo nach reichlich 40 Minuten von der Bühne ziehen.
We Are The Royals
Schnell wird die Bühne umgebaut, um sie für die vier Schweden bezugsfertig zu machen. Kurz nach 21 Uhr geht endlich das Licht aus und los geht’s: Adam Grahn (Gesang, Gitarre), Hannes Irengård (Gitarre), Jonas Almén (Bass) und Per Andreasson (Schlagzeug) starten unter frenetischen Applaus mit Fireman & Dancer in den heutigen Abend. Leipzig überlegt keine Sekunde und tanzt direkt los. Der Moshpit in den ersten Reihen kommt wie ein riesiger Schwall und von hinten sieht es aus als wäre das Werk 2 ein riesiger, gut gelaunter Wackelpudding. Mit Getting Along und Rata-Tata ist die Stimmung bereits in den ersten Minuten am Überkochen. 100 Grad? Die sympathischen Skandinavier wollen’s noch heißer.
Wer vorher noch nicht hüpfen konnte, weil sein Bier noch nicht ausgetrunken war, wirft es dann spätestens bei Full Steam Spacemachine in die Luft oder trinkt es auf ex. Das ganze Werk 2 springt, singt und hat einfach eine verdammt gute Zeit. Es fühlt sich nicht wie Dienstag an, eher wie ein geiler Samstag im Sommer. Bei all den hitzigen Innentemperaturen tragen die Vier auf der Bühne stets stilecht ihre schwarzen Lederjacken, die Frisur sitzt. Mit frechen und sehr unterhaltsamen Ansagen witzelt Sänger Adam zwischen den Songs. Kann man diese Band eigentlich nicht mögen?
Doch dann verschwinden Royal Republic ganz unverhofft von der Bühne. Wo sind sie hin? Plötzlich tauchen sie ganz unvermittelt inmitten des Publikums auf und suchen sich ihren Weg zum FOH. Von dort aus gibt es ein kleines, aber grandioses Akustik-Set von Boomerang und Addictive. Und wer sie vorher noch nicht geliebt hat, liebt sie jetzt.
You’re a roundhouse kick to my heart
Der Abend bewegt sich von Superlative zur nächsten. Bei Underwear singt wahrscheinlich nicht nur das komplette Publikum, sondern auch die angrenzende Nachbarschaft. Während des gesamten Konzerts begeht der Lichttechniker gottgleiche Taten. Die Bühne erstrahlt zu jedem Zeitpunkt in wunderbarem und beeindruckendem Licht, der wohl platzierte Bühnennebel sorgt für eine besondere Atmosphäre und die Leuchten könnten nicht besser im Takt “schwingen”.
Bevor Royal Republic ihr verliebtes Publikum in die kalte Nacht entlassen müssen, wird nochmal charmant-frech erklärt, wie das eigentlich mit der Zugabe funktioniert und dann rocken Royal Republic nochmal zusammen mit KO KO MO die Bühne. Es folgen Covers von Lenny Kravitz, Metallica und Motörhead. Ganz ehrlich: die können alle einpacken. Das Werk 2 bebt, springt und singt bis zur letzten Sekunde. Nach reichlich 90 Minuten ist auch das geilste Konzert auf der Welt zu Ende.
Galerien (by Kristin Hofmann bs! 2022)
Setlist Royal Republic:
- Fireman & Dancer
- Getting Along
- RATA-TATA
- All Because of You
- Stop Movin‘
- Full Steam Spacemachine
- Back from the Dead
- Like a Lover
- Boomerang (Acoustic on B-stage)
- Addictive (Acoustic on B-stage)
- Kung Fu Lovin‘
- Underwear
- Tommy-Gun
- Anna-Leigh
Encore: - The End
- Are You Gonna Go My Way (Lenny Kravitz cover) (with KO KO MO)
- Battery (Metallica cover)
- Ace of Spades (Motörhead cover)
- Baby
Links:
Royal Republic
KO KO MO
Semmel Concerts (Veranstalter)
Werk 2 Leipzig