Review: Imaginäres Moshpit bei Catapults (01.08.2020, Oldenburg)

„Klatscht mal bitte über euren Köpfen, sonst sieht das hier ja aus wie im Fernsehgarten“ – ja, und ein bisschen so fühlt es sich auch an. Sicher muss das Gefühl für eine junge Rockband vor sitzendem Publikum zu spielen ein merkwürdiges sein, aber es sei gesagt, dass es sich als Gast genauso komisch anfühlt, nicht aufstehen und tanzen zu dürfen. Gerade an Abenden wie diesem, wo auf der Bühne doch etwas mehr passiert.

Loose Lips Foto: Thea Drexhage bs! 2020

Eröffnet wird das Konzert von den Oldenburgern Loose Lips, die nen ganz ordentlichen Stoner Rock auf die Bretter legen – zwar gerät das Zusammenspiel hier und da mal etwas aus dem Rhythmus, doch das sei der Gruppe, die sich vor etwa einem Jahr zusammengeschlossen hat, verziehen. Da ist es auch ganz logisch, dass noch keine große Fülle an eigenem Material vorhanden ist und das ein oder andere Cover als Lückenfüller herhalten muss – danke dafür, wir waren den „Bad Guy“-Ohrwurm des letzten Jahres gerade erst wieder los. Bei „Never gonna give you up“ hingegen, wird das imaginäre Moshpit hingegen richtig wild…also das Fußwippen und Kopfnicken. Norddeutsche Ekstase, ihr wisst schon.

Loose Lips Foto: Thea Drexhage bs! 2020

„Macht euch bereit zum NICHT ausrasten“

Catapults Foto: Thea Drexhage bs! 2020
Catapults Foto: Thea Drexhage bs! 2020

Nach einer kurzen Pause, die bei der guten Verpflegung und der mittelguten Pausenmusik bei „Einfach Kultur“ wie im Flug vergeht, übernehmen Catapults, ebenfalls aus Oldenburg, die Bühne und können von Stoner Rock ihres Supports kaum weiter entfernt sein. Eingängiger Post -Pop-Punk mit Einflüssen irgendwo zwischen Yellowknife, Shoreline sowie Fall Out Boy und Panic at the Disco. Jung frisch und modern. So ist auch die Show. Präsentiert wird Material aus den beiden bisher veröffentlichten EPs „Greyscale“ und „Cold Alley“ aber auch zahlreiche neue Songs vom kommenden Album werden dem heimischen Publikum präsentiert. Die Eingängigkeit an diesem Abend ist das große Problem. Man möchte tanzen, die Band möchte, dass man tanzt, doch so richtig bewegen können sich nur die Musiker. Natürlich kann man an dieser Stelle mit „besser als nix“ argumentieren, aber Sitzkonzerte sind eben etwas, an das sich der Mensch evolutionär wohl erst noch gewöhnen muss. Neben „Boxes“ dessen Live-Version einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, bleibt der Höhepunkt des Sets jedoch das, mit Loose Lips gemeinsam performte, „I’m Scum“ der britischen Post-Punker Idles, bei dem selbst die Moves von Sänger Joe Talbot par excellence übernommen wurden. Chapeau.

Loose Lips Foto: Thea Drexhage bs! 2020

Galerien: (by Thea Drexhage bs! 2020)

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Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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