Review: The Crüxshadows, Garden of Delight (12.07.2008, Hannover)

The Crüxshadows / Garden Of Delight / Musikzentrum Hannover

Dass The Crüxshadows bei ihren Tourneen stets im Musikzentrum Hannover Halt machen, kann man eigentlich schon als selbstverständlich bezeichnen. Die schwarz-bunte Truppe um und mit Frontmann Rogue wusste immer wieder von Neuem zu begeistern und bezaubern. So füllte sich der Konzertsaal zum WOD Festival am 12.07.2008 wieder bis auf den Balkon hinauf. Doch bis zum Beginn des Hauptacts war es noch drei ganze Bands hin. Erstere verpassten wir zugegebenermaßen fast komplett, doch ein paar Songs von Akanoid nahmen wir noch mit. Schade, dass wir nicht mehr hören konnten, denn der Electro-Pop, der aus den Boxen ertönte, hörte sich trotz etwas zu präsenten Gitarren, ziemlich eingängig und gut tanzbar.

 

Das Versäumte konnte man dann jedoch bei der darauffolgenden Show von Psyche nachholen… dachten sich zumindest mit Sicherheit einige Anwesende. Doch die meisten Fans mochten vielleicht etwas enttäuscht worden sein, von der soften Setlist. Die Tanzbeine wurden kaum geschwungen, eher im ruhigen Bereich waren die Songs angesiedelt. Verkehrt war dies jedoch nicht – sanftes Hin- und Herwiegen und manchmal ein wenig Tanz wenn die Songs etwas mehr in die Electro-Pop Richtung tendierten. Hinzu kam, dass die dargebotene Musik zu Frontmann Darrins anfänglicher Scheu passten. Fast schon niedlich konnte man seine verhaltene Kommunikation mit dem Publikum nennen. Im Laufe der Show taute er allerdings immer mehr auf, bewegte sich zur Musik und sprach einige Bruchstücke Deutsch. Dass sich Psyche allerdings an ein Cover von Joy Divisions “Disorder” wagten, ist wirklich mutig. Wahrscheinlich waren sie sich der Verantwortung und der höchstwahrscheinlich sehr kritischen Reaktion des Publikums von vorneherein bewusst, denn sie machten ihre Sache gut. Natürlich kein Vergleich zum Original, doch trotzdem sehr hörbar und zum Ende ernteten Psyche ihren wohlverdienten Applaus bevor sie die Bühne für Garden Of Delight räumten.

Mit reichlich Nebeleffekt traten von Kopf bis Fuss in schwarz gekleidete sehr ernst dreinschauende Personen auf die Bühne. Sofort bretterte den Zuschauern Gothic-Rock vom Feinsten um die Ohren. Mit ordentlich Druck legten Garden Of Delight los. Verhielten sich die Musiker ein wenig statisch, so wusste die Musik immerhin die Gehörgängen durchzublasen. Leider schwachte das Ganze nach wenigen Stücken ziemlich ab und der Rest des Sets bestand aus eher eintönigen, ähnlich klingenden (und nicht enden wollenden) Stücken. Da half auch das Fahnenschwenken und die Massen an Nebelschwaden nichts mehr.

Erst zu später Stunde, gegen 23.30 Uhr wurden Garden Of Delight dann vom Hauptact des Abends abgelöst. The Crüxshadows, zum ersten mal mit neuer Bandbesetzung nachdem Rachel, George und Sarah die Band verließen. Dafür fand man nicht nur in drei neuen Leuten Ersatz. Nein, gleich vier an der Zahl bereicherten die bunte Truppe um Rogue, Keyboarderin Pyromantic und Tänzerin Jessica Lackey. Meiner Meinung nach eine sehr positive Entwicklung. Die beiden Violisten Johanna Moresco und David Wood spielten im Wechsel die Violine am Bühnenrand. Johanna mindestens genauso sexy wie ihre Vorgängerin Rachel und David – um die Männerquote on Stage zu heben – bedächtig und doch mit Energie und guter Bogenführung. Während Gitarristin Valerie Gentile eher als Raubkatze zu bezeichnen wäre. Wild tigerte diese unentwegt über die Bühne, feuerte das Publikum an und vergaß über allem ihre Gitarre nicht, die ihr vorzüglich stand. Ein Wunder, dass sich Rogue und Valerie nie in die Quere kamen. Doch wie gewohnt, wich Rogue des öfteren in Publikumsmitte oder auf Barhocker aus. Auch die betörenden Tänzerinnen fanden auf der ohnehin schon kleinen Bühne noch genügend Platz für ihre exotischen Tanzeinlagen. Dabei fiel gar nicht auf, dass Tänzerin und Sarah Kilgore auch zu den neuen Mitgliedern zählte. Die Performances mit Jessica waren perfekt einstudiert. Hin und wieder wusste man gar nicht wohin das Auge blicken sollte. Jedes der Crüxshadows Individuen agierte mit solch einer überzeugenden Präsenz auf (und vor) der Bühne, perfekt aufeinander eingespielt und als würden alle schon jahrelang gemeinsam im Rampenlicht stehen.

Rogue wusste die Zuschauer nicht nur durch seine Tanzeinlagen und die Publikumsnähe zu begeistern. Auch sein Deutsch schien von mal zu mal besser zu werden. Ein Mann, der weiß was seine Fans an ihm mögen. Auch das romantische Duett mit seiner Ehefrau Jessica ging ans Herz. Bewundernswert, dass die beiden nach derartigen Belastungen durch die Neuheiten in der Band und täglichem strapaziösen Tourens noch so glücklich erscheinen.

Zufriedenheit on Stage als auch bei den Gästen. Somit ließen sich The Crüxshadows zu etlichen Zugaben überreden. Erst gegen 1.50 Uhr nachts schloss das Musikzentrum langsam aber sicher seine Türen. Wir wünschen weiterhin viel Glück mit der neuen Bandbesetzung, der Ehe und der Musik. Wer so hart arbeitet, hat es auch verdient.

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

Weitere Artikel

Ähnliche Beiträge

Preview: Die breiten sich aus – Extrabreit live (2024)

Immer zum Ende des Jahres sind Extrabreit auf Tour....

Review: Mehr als nur eine Saga – SAGA live (26.11.2024, Hannover)

Saga, Saga, Saga. Was bedeutet dieses Wort eigentlich? Nun...

Preview: Nicht zu erwarten – Beth Hart live (2024)

Wenn eine Künstlerin im Blues-Bereich zuhause ist, denkt man...

Review: Verrückt, Verzückt, Verzerrt – Imminence live (23.10.2024, Hannover)

Am Anfang war das Feuer. Die Welt war irgendwie,...