Review: Samsas Traum, The Veil (07.03.2008, Hannover)

Foto: Torsten Volkmer

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Dass Hannover ziemlich schwarz angehaucht ist, war mir schon immer klar. Darum war es auch nicht verwunderlich, dass es zum 03.07.2008 ziemlich viele Menschen ins Musikzentrum Hannover zog. Immerhin war für den Freitagabend Samsas Traum angekündigt. Sehr erstaunlich war das junge Durchschnittsalter der Anwesenden. Zu Beginn des Supportactes „The Veil“ aus Frankreich betrug dies grob geschätzte Anfang Zwanzig. Etwas zaghaft ließ sich das Publikum zu den sanft-düsteren Klängen der ersten Songs erweichen, sich im Takt der Musik zu wiegen. Eine nett anzusehende Frontfrau Jensara Swann mit roter Mähne bewegte sich katzenhaft und anmutig über die Bühne.

 

Anfangs schienen offensichtlich noch Probleme mit dem Sound zu bestehen, wie man an der Tonlage als auch der häufigen Handbewegung zum Knopf im Ohr sehen konnte. Doch zum dritten Song befand sich alles unter Kontrolle. Auch zum Headbangen eignete sich der rote Haarschopf bestens, wie mehr als einmal on Stage bewiesen wurde. Ob die hübsche Jensara die Gäste anzog wie das Licht die Motten bleibt ungeklärt, jedenfalls hatte sich der Raum zum Ende des Auftrittes von The Veil und somit zum Beginn zu Samsas Traum stark gefüllt. Auch ein paar ältere Gesichter konnte man nun erblicken.

Foto: Torsten Volkmer

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Die großen Banner mit dem aktuellen Samsas Traum Logo prangten bereits seit Türöffnung im Raum. Bereits auf der offiziellen Bandpage wurde ein völlig neues Livekonzept, das in seiner Darbietungsweise optisch und musikalisch für einige Überraschungen sorgen würde, angekündigt. Dementsprechend gespannt warteten die Zuschauer vor der Bühne und auf dem geöffneten Balkon. Und ja, alleine die Band um Alexander Kaschte beeindruckte durch auffällige Gesichtsbemalung. Es hatte den Anschein, als wären die Bandmitglieder große Cradle of Filth Anhänger, denn das ein oder andere Make Up kam verdächtig bekannt vor. Auch in Sachen Posing boten allesamt einiges fürs Auge. Die Band harmonierte wunderbar zusammen und besaß eine immense Präsenz auf der Bühne.

Das Publikum hing derweil an Kaschtes Lippen. Textsicher sang es die Zeilen der einzelnen Songs mit. Auch die Energie und Leidenschaft, mit der Alexander Kaschte seine Stücke zum Besten gab, schienen die Menge von der ersten Sekunde an angesteckt zu haben. Da schwangen die Hüften und wiegten die Köpfe, es klatschten die Hände und stampften die Füße. An Stimmung fehlte es an diesem Abend bei weitem nicht. Die Setlist enthielt eine gute Mischung alter und neuer Songs. Erklang jedoch der ein oder andere nagelneue Song des aktuellen Albums „Heiliges Herz – Das Schwert Deiner Sonne“ wurde hie und da die Begeisterung gedämpft. Doch so ist das leider ziemlich oft „in der Szene“ – die neuen Werke brauchen meist lange um warm zu laufen und sich ihren Platz in der Setlist der Hörer zu erkämpfen. Man klammert sich hier lieber an Vergangenes.

Foto: Torsten Volkmer

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Doch ein extravaganter Künstler wie Kaschte handelt nunmal unvorhersehbar. Man muss Opfer bringen, um sich weiterentwickeln zu können, auch wenn die Entwicklung – wie bei diesem Werk – mehr in Richtung zurück zu den Wurzeln geht. Aggressiv und kompromisslos, ebenso wie der Auftritt. Harte Riffs, scharfe Worte und auch das Kunstblut durfte nicht fehlen. Doch nicht willkürlich rumgespritzt, sondern in der Samsas Traum Variante: dekadent im Weinglas. Ob das Mädchen in der ersten Reihe umkippte weil sie kein Blut sehen konnte…?

Jedenfalls waren der Einsatz auf, als auch vor der Bühne sehr emotional und verausgabend. Lediglich das Geplänkel Kaschtes mit einer Igel-Handpuppe bei der Zugabe wirkte doch recht albern. Vielleicht sollte es lustig sein, vielleicht auch die Nähe zu den Fans zeigen, kam allerdings im Endeffekt nur merkwürdig an. Die Homepage von Samsas Traum hielt also ihr Versprechen. Die Livequalität und Professionalität der Band ist um Längen gestiegen und machte den Konzertgang zu einem großen Vergnügen.

Konzertfotos:

 

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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