Einmal ins akustische Traumland und (leider wieder) zurück.
Eins steht fest: Wer das verpasst hat, wird sich ärgern. Für zwei Konzerte der ganz besonderen Art hatten sich die Künstler Florian Grey und Roberto Vitacca (Lacrimas Profundere) zusammengetan. Die Mission: Dark Rock in ein besinnliches akustisches Gewand hüllen und das Publikum verzaubern.
Eines der beiden exklusiven Konzerte gab es am 20. November in der theARTer Gallery im Berliner Osten zu bewundern. Bereits kurz nach 19 Uhr sammelten sich die ersten Gäste frierend vorm Eingang der kleinen, aber sehr feinen Galerie. Von außen konnte man schon einen ersten viel versprechenden Eindruck erhaschen. Pünktlich um 20 Uhr öffnete die Tür der Galerie und die flott einströmenden Leute wurden sehr nett von Gastgeber Carsten begrüßt. Zu fairen Preisen konnten sich die Gäste mit Getränken und auch allerhand Merchandise-Artikeln eindecken.
Goodbye Alltag
Der Raum der Galerie war nicht sehr groß, doch bot er allerhand für das Auge. Neben vielen Gemälden an den Wänden bildete die wirklich bildhübsch dekorierte Bühne den Mittelpunkt des Raumes. Lichterketten hingen von der Decke, die mit allerlei Spots ausgestattet war. Ein großes Lichtermeer aus Kerzenständern, Laternen und Teelichtern verwandelte die „kleinste Bühne der Welt“ in ein Stück ganz eigene Welt. Hinsetzen, einlassen und abtauchen. Alltagsstress vergessen.
Gegen halb neun wurde das Publikum noch einmal von der Bühne aus offiziell willkommen geheißen. Das Intro der theARTer Gallery flimmerte über die Videoleinwand und sorgte für einen gelungenen Einstieg in den Abend. Das Publikum, das mittlerweile fast das ganze Sitzplatzkontingent in Beschlag genommen hatte, begrüßte mit Applaus den ersten Künstler des Abends: Florian Grey.
Mit „Strange Ways“ abtauchen
Herr Grey eröffnete zusammen mit seinen Mitstreitern Kelly (Gitarre) und Simon (Piano) sein Akustik-Set mit „Strange Ways“ und lies sein Publikum zügig in die „Anderswelt“ abtauchen. Mit toller Stimme und viel Charisma verzauberte Florian Grey die Zuschauer überwiegend mit Songs vom aktuellen Album „Gone“, wie „In Control“ „The Way I Die“ oder auch „In The End“. Dabei durften selbstverständlich auch nicht die erste „Laudanum“ und die letzte Singleauskopplung „A Black Symphony“ fehlen. Die drei Musiker hatten sichtlich Freude, die sich vor allem beim Billy Idol Cover „Rebell Yell“ zeigte. Nach einer reichlichen, sehr gut verpackten Stunde voll Emotionen und Melancholie verabschiedete sich Florian Grey mit „Dein Lied“ von Laith Al-Deen.
Everything will fall apart and you did all to break my heart – Antiadore
Nach einer glücklicherweise nur sehr kurzen Pause betraten Rob Vitacca und Clemens „Clea“ Schepperle von Lacrimas Profundere unter Applaus die Bühne. Der Raum verstummte binnen Sekunden. Das sichtlich gespannte Publikum war bereit für ein einzigartiges und exklusives Set. „Mit „Antiadore“ hatte das Warten endlich ein Ende und alle waren wieder bereit tief in eine andere Welt einzutauchen. Bereits nach wenigen Zeilen herrschte eine atemberaubende Atmosphäre. Das lag nicht nur an Robs emotionsgeladener und wunderschönen Stimme, sondern auch an der Fähigkeit der beiden Musiker 200 Prozent Gefühl und Hingabe in ihre Lieder und ihren Auftritt zu stecken. Zwischen erster Sitzreihe und Instrumenten lagen nur etwa anderthalb Meter und so entstand eine private und intime Stimmung zwischen den Musikern und ihrem träumenden Publikum.
Balsam für Ohren und Seele
Lacrimas Profundere Songs erzählen von Liebe, Schmerz und starken Gefühlen. Und sie erzählen es so, dass sich jeder gut in diese eine gewisse Lage hineinversetzen kann. Ganz egal ob aus eigener Erfahrung oder Mitgefühl. So konnte das gut gemischte Set aus aktuellen und älteren Songs jeden Zuschauer in eine emotionale Zeitreise mitnehmen. Rob begleitete sich selbst auf der Gitarre oder am Piano, Clea übernahm den Bass oder zeitweise Robs Gitarre.
Das Publikum war dermaßen im „(Acoustic)Rock’n’Sad“ Bann, das keiner sich getraute auch nur ein noch so leises Geräusch von sich zu geben, das wohlmöglich die Atmosphäre hätte zerstören können. Mit jedem Lied konnte man in eine kleine Welt eintauchen und mitfühlen. Das ging manchmal sogar so tief, dass man fast den Applaus vergessen hat. Lieder und Arrangements waren einfach Balsam für Ohren und Seele. „Dry your eyes, we are running out of time…”
Mit “A Pearl” vom “Songs For The Last View” Album endete (leider) der erste Part des Sets bevor Clea und Rob mit begeistertem Applaus noch einmal auf die Bühne zurückkamen. Eine Zuschauerin freute sich dann besonders über das folgende Stück „No Matter Where You Shoot Me Down“. Und so zeigt sich das Besondere an diesem exklusiven Konzert. Man kann vor Freude „Ich sterbe“ rufen und findet nickende Zustimmung, aber auch ein Lächeln auf den Gesichtern seiner Mithörer. Das Cover „Blackbird Song“ war dann leider wirklich das letzte Stück des Abends. Das Publikum applaudierte begeistert und war sichtlich dankbar für diesen wirklich großartigen und einzigartigen Abend.
So musste man leider wieder aus der „Anderswelt“ auftauchen. Nach dem Konzert hatten die Fans noch die Gelegenheit Autogramm- und Fotowünsche zu äußern, die gern erfüllten wurden. Sympathische Musiker, atemberaubende Musik und tolle Location. Was will man mehr?
Wer sich im Nachhinein noch einmal oder zum ersten Mal in die akustische Traumwelt von Lacrimas Profundere begeben will, sollte sich unbedingt ihr Akustikalbum „Acousticadore“ besorgen. So lernt man problemlos das Abtauchen.
Fazit: theARTer Gallery + Florian Grey + Rob Vitacca = 10 Points.
Vielen Dank für diesen wirklich atemberaubenden Abend.
Setlist Florian Grey
- Strange Ways
- Serpent Eyes
- In Control
- Laudanum
- Frozen Heart Philosophy (Eves End)
- Blurry (Puddle Of Mudd Cover)
- In The End
- A Black Symphony
- The End (Piano Version)
- Rebell Yell (Billy Idol Cover)
- The Way I Die
- Dein Lied (Laith Al-Deen Cover)
Setlist Roberto Vitacca + Clemens Schepperle
- Antiadore
- Testified
- One Hopes Evening
- Evade (Piano)
- Lonely Road (Cover)
- I Don’t Care
- Head Held High
- Sarah Lou (Piano)
- My Release In Pain (Piano)
- A Pearl
- A Plea
- No Matter Where You Shoot Me Down
- Blackbird Song (Lee DeWyze Cover)