Review: Project Pitchfork & Eisfabrik im Musikzentrum (12.11.2015, Hannover)

Schneeflöckchen tanz. Tick tock tick tock

Der November ist schwarz gleißend. Mystisch. Dunkel. Elektro Wave seht auf dem Programm. Doch bevor Project Pitchfork die Zeit zurückdrehen, schockfrosten Eisfabrik das Musikzentrum.

Eisfabrik. Die Band lebt ein Konzept.

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

Gänzlich in spaciges Weiß gewandet, direkt vom Eisplaneten – so der Name des aktuellen Albums – gelandet. Schneebrillen, Konzeptkunst aus der Schneekanone. ZZ Top auf Frostschutzmittel, die Knicklichter im Anschlag prangt E I S F A B R I K in leuchtenden Lettern auf der Bühne. Optisch geht das Konzept auf. Das Publikum taut auf, tanzt sich zu den E-Piano-Sounds und Lyrics von Dr. Schnee, Der Frost und Celsius die Piste gleißend. Ein Eisbär. Trash. Die Band ist das Konzept.

„Gefroren in ewiger Dunkelheit…

In der Ferne strahlt ein Eisplanet – Eisplanet“

Und es schneit. Schneeflocken tanzen im Scheinwerferlicht. Gefühlte 30°C und es schneit. Es schneit. Oh, es schneit wunderschön. Kitschig? Egal. Es schneit. Ob man Konzept und/oder Band mag, Eisfabrik funktionieren. Weiß. Elektro. Cool.

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

Project Pitchfork sind letzteres auf eine gänzlich andere Weise. Leuchtend Dunkel. Melancholisch heiter. Reduziert. Unnahbar. Auf den Punkt und ambivalent. Das charakteristische Make Up teilt das Sein oder verbindet zwei ungleiche Hälften. Wie man es will. „Locked away from light. And left alone in tears“ Die Fans wollen es. Das Stroboskoplicht zerklüftet die Sekunden, die Bässe bringen das Herz aus dem Takt. Tick tock tick tock. Das Musikzentrum tanzt. Die Zeit scheint zurückgedreht, scheint stillzustehen und gleichzeitig zu rasen. Tick tock tick tock. Das Blut flockt.

„I am your timekiller

I let your mind expand

I am like quicksand

lick it from my hand“

 

 

Foto: © Torsten Volkmer bs!
Foto: © Torsten Volkmer bs!

Peter Spilles und Dirk Scheuber, ein doppeltes Drummset, Elektrosound und diese Stimme. Hmmmm. Project Pitchfork sind. Man schließt unweigerlich die Augen und es fragt sich – tick tock tick tock –, ob es die Band physisch braucht, um diese Stimmung zu erzeugen. Tick tock tick tock. I rest on the bed and I’m sure I slowly get mad. Project Pitchfork sind zeitlos, funktionieren beinahe körperlos und dringen dennoch ein. Am Ende glitzert die dunkle Welle – voller Hoffnung.

„And don’t be afraid, there’s nothing to fear!“

 Und sie tanzt.

Setlist PP:

  1. Intro
  2. Timekiller
  3. Blood-Stained (Give Me Your Body)
  4. Conjure
  5. En Garde!
  6. Midnight Moon Misery
  7. Blood-Diamond (See Him Running)
  8. The Dividing Line
  9. I Am (A Thought in Slowmotion)
  10. Blood-Loss (Sometimes)
  11. View From a Throne
  12. IO
  13. Blood-Pressure (Just for My Pleasure)
  14. Rain
  15. An End
  16. Alpha Omega
  17. Existence v4.1
  18. Beholder
    Encore:
  19. Souls
  20. The Longing
  21. The Queen of Time and Space
    Encore 2:
  22. Acid Ocean
  23. Blood-Thirst


Links:

Isabelle Hannemann
Isabelle Hannemannhttp://www.isabellehannemann.net
Die missratene Hypotaktikerin wird als Redakteurin Schrägstrich Fotografin bei be subjective! geduldet, hat versucht sich als freie Autorin und Herausgeberin verschiedener Artikel und Bände im Bereich der kritischen Sozialwissenschaft für Suchmaschinen selbst zu optimieren und will – wenn sie groß ist – mal sehen. Künstlerisch als Autorin und Fotografin mit diversen Bands und AutorInnen zusammenarbeitend, Texte zu Papier, Gehör und auf die Bühne bringend. Na dann Prost Mahlzeit!

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