Start Events Konzertberichte Review: Panik (01.11.2007, Celle)

Review: Panik [Nevada Tan] (01.11.2007, Celle)

Foto: Torsten Volkmer

Auf Messersschneide.

Die Newcomer Nevada Tan bedienen sowohl die Sehnsüchte junger Mädchen, den absoluten Deutschrock-Fan. „Wir sind nicht US5.“ Eigentlich logisch, wenn man die Songs von Nevada Tan hört, denn kein schmalziger Teenie-Pop schallt aus den Lautsprechern, sondern echt guter Deutsch-Rock- ein Mix aus Rapelementen mit alternativem Rocksound, der an ihre Vorbilder Linkin Park erinnern mag. Und doch verspürte Franky (Fank Ziegler), der Sänger der Band, während des Celler Konzertes mehrfach das Verlange dem überwiegend weiblichen Publikum mit zu teilen, dass sie nicht in eine Schublade mit den anderen 0-8-15 Boy-Bands gesteckt werden wollen, denen man kleine Kuscheltierchen zu wirft. Sogar eine Babysocke im Flaschenpost-Styl bahnte sich zum Grauß der Jungs den Weg auf die Bühne.

Foto: Torsten Volkmer

Sie sind noch ziemlich jung bei einem Durchschnittsalter von 20 Jahren und sehen zu dem nicht schlecht aus. So wundert es keinen, dass die sechsköpfige Deutschrock-Band aus Neumünster pubertäre Mädchenherzen höher schlagen lassen. Doch wenn man ihre Texte hört, merkt man, dass sie ihrem Alter weit voraus sind. Kritisch, frech und auf den Punkt gebracht. Auch der Bandname gleicht einem Fingerzeig auf die Fehlbarkeit bis hin zur Grausamkeit der Menschen. Ihr Name sollte pflichtbewusste Eltern eigentlich warnen, denn er stammt von einem kleinen, japanischen Mädchen, welches zweifelhaften Ruhm erlangte, indem es eine Mitschülerin an Armen und Hals tödlich verletzte.

Foto: Torsten Volkmer

Und auch am 1. November in der Celler CD-Kaserne verkündeten sie eine „Revolution“, der heutigen vernachlässigten, reizüberfluteten Jugend, um in der kalten, leistungsorientierten Gesellschaft der Erwachsenen  Gehör zufinden. Alleine mit dem Song „Wie es ist“ bedienten die sechs Jungs das klassische Boyband Klischee und bewegten die zirka 500 Mädchen im Saal ihre Feuerzeuge zu zücken und in Kuschellaune zu verfallen. Alle anderen Songs der Band ließen diese Art von Atmosphäre nicht. Provokand verkünden sie in „Revolution“: „Die Revolution in Deutschland hat an gefangen, also ziehen wir die Fick-Dich-T-Shirts an. Rebellieren, prvozieren, Nevada Tan ist jetzt dran mit ihrem neuen Klang-Wahl-Programm.“ Mit ihrer Philosophie, die auf die typische Befindlichkeit der Jugendlichen abgestimmt ist, gepaart mit hartem Rock erreichen Nevada Tan ebenso ihre eigentlichen Ansprechpartner, die Eltern der kleinen, kreischenden Mädchen, deren Herzen damals, wie heute, für Musikgruppen, wie die Scorpions oder Metallica schlugen. Somit sind Franky, Timo, Christian, David, Jan und Juri auf dem besten Weg eine neue deutsche Musik zu gestalten, die die Jahre überdauern wird und irgendwann werden auch die kleinen Mädels verstehen, dass nicht alles immer fair, niedlich oder gar perfekt in der sie umgebenden Gesellschaft verläuft, so wie es die Neumünsteraner in ihrem ersten, altersgerechten Texten verkünden.  

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