Review: Oomph!, All Ends, Mina Harker (15.11.2008, Dresden)

Foto: Kristin Hofmann

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Eisig wehte der Wind durch das Dresdner Industriegelände am Samstagabend des 15. November 2008. Doch trotz der fröstelnden Temperaturen waren Leutchen nur in T-Shirts unterwegs. Das konnte nur eins bedeuten: irgendwo musste es verdammt heiß hergehen!

Gepilgert wurde zielstrebig in die backsteinfarbene Reithalle, in Richtung Wärme. Die Tore waren schon weit geöffnet, als wir gegen 19.45 Uhr gemütlich eintrudelten. Und da ging es auch schon los!

 

Foto: Kristin Hofmann

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Mina Harker standen bereits auf der Bühne.  Das hiesige Gothic Rock Duo leistete gute Aufwärmarbeit, besonders war sie jedoch nicht., obwohl die Stimme von Sängerin Mina durchaus kraftvoll herüberkam. Nach ca. 20 Minuten war auch schon Schluss und die Bühne wurde in Rekordzeit für den zweiten Supportact aus Schweden, All Ends, umgebaut.

 

Wer All Ends vorher gar nicht kannte, dachte zunächst, hier kommt eine 6-köpfige männliche Langhaarbande auf die Bühne. Das stimmte aber nur zum Teil.  Es kamen langhaarige Männer, jawohl, aber an den Mikrofonen standen zwei stimmgewaltige Damen, die so fast alles weggefegt haben, was man auf der Bühne wegfegen konnte.

Foto: Kristin Hofmann

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Mit ihren Stimmen versteht sich. Durch die Boxen donnerte also alternativer Rock vom Feinsten, so auch eine Coverversion von „Apologize“ (A.d.R.: Original von Timbaland feat. One Republic). Und so ganz und gar nicht auf die Charts abgestimmt, hatte dieser Song wirklich wieder an Klasse gewonnen. Große Klasse hatte auch der Rest ihres umjubelten Auftritts, der auch nach einer reichlichen halben Stunde beendet war.

Im erneuten Eiltempo wurde die Bühne oomphgebaut. Hinter all den Strahlern und Boxen prangerte ein riesiger „Monster“ Banner  –  der Spaß konnte also beginnen!

Oomph! starteten gegen 21 Uhr ihren über zwei-stündigen (!) Auftritt der Extraklasse. Schon bei ihrem ersten Song „Beim ersten Mal tut’s immer weh“ hatten Oomph! die volle Bühnenkontrolle. Besonders Sänger Dero vermag es wie kein Zweiter, sein Publikum 200%ig im Griff zu haben und zu dirigieren.  Wo der Sound noch anfangs etwas dumpf daherkam, gewann er mit fortschreitendem Abend immer mehr an Gewalt bis man beim letzten Lied schließlich taub war. Positiv taub, das versteht sich von selbst. Für die Augen gab es auch nur Positives. Die Bühne wurde in wirklich richtig gutes Licht gehüllt, das passend zu Lied und Takt wechselte. Die Bühneneinräucherung mittels Nebel hielt sich zum Glück in Grenzen. An dieser Stelle ein großes Lob an den Lichttechniker.

Foto: Kristin Hofmann

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Das Publikum, bestehend aus Jung und Alt, Bunt und Schwarz, Warm angezogen bis latent gekleidet, fand in einer ca. dreiviertel vollen Halle genug Platz zum Tanzen, Toben, Pogen, Singen, Springen, Klatschen und Feiern.  Jedes Lied, sei es uralt oder brandneu gewesen, wurde mit offenen Armen empfangen. Wobei, und das freut mich, kamen alte Klassiker, wie „Unsere Rettung“, „Sex“, „Fieber“ oder auch „Das weiße Lied“ um Einiges besser an als ein neuer Schinken. 

Es wurde mit der Zeit sehr warm in der Halle, die Konzentration des Sauerstoffgehaltes konnte nur durch das sporadische Öffnen der Eingangstür erhöht werden. Angeheizt wurde die Stimmung zusätzlich von Dero durch Sprüche wie „Ihr seid so geile Säue, wisst ihr das?“ oder „Seid ihr noch da?!“. Einen Dero mit seiner einzigartigen Mimik und Gestik auf der Bühne zu erleben, ist immer wieder ein unvergessliches Erlebnis.

Nach 20 Liedern war der erste Teil beendet, der Nummer-1-Block mit „Gott ist ein Popstar“ und „Augen Auf“ folgte.  Nach drei weiteren Songs und unendlichen Zugaberufen, verließ das Publikum glücklich erschöpft, mit der A Capella Version von „The Power Of Love“ im Ohr,  den Ort des Geschehens und marschierte, teilweise immer noch (nur) im T-Shirt, zur überfüllten Haltestelle in Richtung Heimat.

Setlist Oomph!

  1. Beim ersten Mal tut's immer weh
  2. Träumst Du
  3. Unsere Rettung
  4. Fieber
  5. Wer schön sein will muss leiden
  6. Du willst es doch auch
  7. Wach auf
  8. Das letzte Streichholz
  9. Das weiße Licht
  10. Sex
  11. Mitten ins Herz
  12. Bis zum Schluss
  13. Revolution
  14. Sex hat keine Macht
  15. Mein Schatz
  16. Lass mich raus
  17. Die Schlinge
  18. Niemand
  19. Gekreuzigt
  20. Labyrinth
  21. Gott ist ein Popstar
  22. Augen auf!
  23. Menschsein
  24. Die Leiter
  25. Power of Love (a capella)

 
Konzertfotos:

Link:
www.oomph.de
www.allends.com
www.myspace.com/minaharkerband

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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