Die Columbiahalle könnte quasi mittlerweile zu meiner Stammvenue gehören. Ein Topact nach dem anderen kehrt hier ein. Dieses Mal waren es die düsteren Jungs von My Chemical Romance, die mich eine lange Autobahnfahrt in Kauf nehmen ließen. Eine lange Schlange, die nur gemächlich voranging kündigte schon an, dass es heute voll werden würde. Schwarze Haare wo man auch hinsah. Übersichtlich war es tatsächlich, denn der Frauenanteil war dieses Mal recht hoch. Drinnen angekommen ließ man uns auch nicht lange warten. Als die Vorband die Bühne betrat mussten wir allerdings schon zweimal hinsehen. Nein, das ist nicht ganz richtig, denn man konnte auf den ersten Blick erkennen, dass das Trio, das gerade zu spielen begann nicht die angekündigten „Funeral for a friend“ waren.
Ja, wir mussten in letzter Zeit schon des Öfteren feststellen, dass ein Triple Feature – sprich Haupt- und zwei Supportacts oder Special Guest, wie auch immer man es nennen mag – gerade absolut in sind. Vom Merchandisestand erfuhren wir denn auch: „Lost Alone“ ward die Truppe genannt. Gutes Emozeug produziert von frischen Jünglingen, das kam gut an in der mit schwarzhaarigen, gepiercten und tourpierten hauptsächlich Kids gespickten Columbiahalle. Die UK-ler von „Lost Alone“ zuletzt bekamen auch ihre wohlverdienten Lorbeeren vom Publikum bevor sie das Feld räumen mussten.
Bereits jetzt war es in der Halle schon heiß. Und es war doch erst Zeit für den zweiten von drei Acts.
Kurze Umbauphase und dann setzten sogleich immens laute Begeisterungsrufe ein, als „Funeral for a friend“ zum Into Oblivion (Reunion) Intro ins Rampenlicht traten. Professionell und publikumsnah ging dieser Auftritt im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne. Eine gute Mischung aus alten Hits und neuen Bald-Hits wurde hier dem Publikum präsentiert und die gesamte Musik war von solch hoher Qualität, dass viele Anwesende die überdurchschnittliche Speichelproduktion nicht verhindern konnten.
Dass diese Band als Support von My Chemical Romance gewonnen werden konnte ist wirklich gewaltig. Das Publikum kam somit mit einer einzigen Konzertkarte voll und ganz auf seine Kosten.
Schlagabtausch – jetzt war Einmarschzeit für die Vorsitzenden der Blackparade. Passend dazu Sänger Gerard mit schwarzer Haarpracht. So manch einer könnte mich nun als mutige Person bezeichnen, da ich mich wage dies zu erwähnen. Zickte Mr. Frontmann doch einige Tage zuvor in Köln rum und brach ein Interview ab als die Sprache auf seine neue/alte Haarfarbe kam. Doch die Fans wurden nicht enttäuscht. Kein Gezicke, keine Starallüren, sondern eine power- und stimmungsvolle Show wurde ihnen geboten. Allerdings gab es einen kleinen Wermutstropfen. Die Gerüchte und Schlagzeilen behielten Recht und Frank Iero stand leider nicht an der Gitarre. Krankheitsbedingt wurde ihm dies untersagt; doch eine würdige Krankheitsvertretung war in Gitarren-Roadie Matt Cortes gefunden. Als hätte er nie etwas anderes getan als in dieser Band zu spielen, fügte er sich nahtlos in das Bühnenbild ein und malträtierte die Saiten seiner Gitarre.
Von überall waren die Fans hergeströmt um ihre Helden zu sehen. Man hörte einige Gespräche in der Konzerthalle und wenig davon war in Deutsch. Selbst eine Finnlandflagge wurde über den Köpfen in den vorderen Reihen geschwenkt. Vielleicht strengten sich My Chemical Romance gerade deshalb so an. Die Qualität des Konzertes und vor allem Gerards Gesangsparts hatte nämlich im Vergleich zu vergangenen Gigs gewaltig zugenommen. Alte wie neue Hits kamen besser rüber als je zuvor und war eine Tonlage mal zu hoch für Gerards Stimme, so duckte er sich geschickt in die tieferen Gefilde ohne dabei ins Straucheln zu geraten. Die Energie und die Qualität des Auftritts blieb auch beim Publikum nicht unbemerkt und die Stimmung kochte über. Ausgelassen wurde mitgesungen, gesprungen und über den Köpfen der Crowd gesurft. Bei den Balladen – auch viel besser und stimmfester gesungen als seinerzeit zum o2 Musicflash – wurden die Feuerzeuge und Handys („If you´re from the future take your mobile“ Zitat Gerard Way) gezückt und geschwungen. Natürlich durfte auch „Helena“ in der Zugabe nicht fehlen und wer bis dahin noch nicht heiser war, verlor das letzte Rest Stimme beim Mitsingen.
Es war ein Geben und ein Nehmen zwischen Publikum und Musikern diese Nacht… und von beiden wurde alles abverlangt. Doch beide haben sie auch die Aufgaben gut gemeistert. MCR haben auf voller Länge bewiesen, dass das so hochgelobte neue Album „The Black Parade“ auch live reinhaut wie Sau!
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