Review: Lovex, New Deadline (15.04.2009, Bremen)

19.45 Uhr. Modernes in Bremen, einige hundert Fans fiebern vor der Bühne der Location dem Auftritt von Lovex entgegen. Die sechs Jungs sind erneut in Deutschland auf Tour und haben sich nach White Flame im vergangenen Jahr mit New Deadline erneut einen Support aus Finnland mitgebracht, der das Publikum zum Kochen bringt. Der Abend sollte ein Feuerwerk aus rockigen Klängen, hysterischem Fan-Kreischen und jede Menge Action werden.


Punkt 20.00 Uhr betraten New Deadline die Bühne. Von Anfang an lieferten Sänger Jonas und seine Bandkollegen eine super Show ab. Bereits vom ersten Lied
Enjoy The Crossfire an, begeisterte Jonas nicht nur mit seiner Stimme sondern zeigte den Fans eine Mikrofon-Akrobatik vom Feinsten. Immer wieder warf er das Mikro in die Luft, wirbelte es am Kabel über die Bühne und fing es wieder auf. Kein Wunder, dass die vielen weiblichen Fans in ekstatisches Kreischen ausbrachen. „Let Me Be Your Terror Chicky“ ließ sogar ein Mädchen in der ersten Reihe über ein Plakat verlauten. „Hallo Bremen wie geht’s“, begrüßte Jonas dann die Fans. Auch wenn nur wenige den Weg ins Modernes gefunden hatten, störte das New Deadline nicht. Im Gegenteil Jonas forderte das Publikum geradezu dazu auf sich doch im Raum zu verteilen und ordentlich zu rocken. Und das taten die Fans auch.

Wenn sie nicht mit ihren Kameras den Auftritt ihrer Lieblinge festhielten, hüpften, klatschten und sangen sie mit. Die Fans rockten ohne Ende. Ebenso wie Frontmann Jonas, Lauri am Bass, Matu an der E-Gitarre und Eemeli am Schlagzeug. Die gute Stimmung hielt bis zum letzten Lied Honestly an. Unter tosendem Applaus beendeten New Deadline nach acht Songs – darunter auch So Say We All, The Final Call und Skin on Skin – um 20.28 Uhr ihren Auftritt und machten die Bühne frei für Lovex.

Doch die Fans mussten sich in Geduld üben, was der kribbligen Atmosphäre keinen Abbruch tat. Das Publikum harrte vor der Bühne aus und wurde mit jeder Minute, die der kleine Zeiger der Uhr näher an 21.00 Uhr heranrückte, unruhiger. Um 20.58 Uhr hielten es die Fans nicht mehr aus und forderten ihre Band mit Lovex-Rufen, lautem Kreischen, Schreien und Klatschen zum betreten der Bühne auf. Und das mit Erfolg.

Um 21.00 Uhr stürmten die Lovex-Jungs, einer nach dem anderen, das Modernes. Sammy und Vivian mit ihren E-Gitarren waren die ersten auf der Bühne. Sammy mit Sonnebrille, Kopftuch und den darunter langen blonden Haaren und Vivian lediglich bekleidet mit einer schwarzen Weste über seinem trainierten Oberkörper, animierten die weiblichen Fans bereits zu hysterischem Kreischen. Als dann Jason (Bass), Christian (Keyboard), Julian (Drums) und zu guter Letzt Theon Lovex komplettierten, waren Anwesenden schon nicht mehr zu halten und stimmten vom ersten Ton von Anyone Anymore in lautstarkes Mitsingen ein. Ein wahres Festival spielte sich von Anfang an auf der Bühne ab. Theon lief zum Stelldichein mit Vivian nach rechts und war kurze Zeit später schon wieder bei Sammy und Jason auf der linken Seite der Bühne. Und auch Vivian schien Hummeln im Hintern zu haben. Er sprang und tanzte mit seiner E-Gitarre über die Bühne zu seinen Bandkollegen und flirtete mit den Fans auf Teufel komm raus.

Dass die finnischen Jungs auch Deutsch können, haben sie auf ihren anderen Deutschlandtouren schon bewiesen. So begrüßte Theon dann auch an diesem Abend seine Fans auf Deutsch. „Dankeschön und guten Abend Bremen. Wie geht’s? Wir sind Lovex und wir kommen aus Finnland.“ Nachdem er dann zugab, dass sie zum ersten Mal in Bremen sind, stimmte er gleich den nächsten Song an. Bei Rid Of Me schlugen den Musikern sämtliche Arme entgegen, die wild im Takt mitwippten. Und auch Bassist Jason ließ sich von der unbändigen Stimmung anstecken und ging schell zu Keyboarder Christian hinüber. Ebenso fanden sich Sammy und Vivian zum gemeinsamen Rocken zusammen. Gitarrist Vivian verfiel in ekstatisch lautes Mitsingen und lieferte den Fans auf der rechten Seite eine dermaßen geile Show, dass es verwundert, dass kein weiblicher Fan umgefallen ist. Und beim Song Divine Insanity zeigte der unterhaltsame Finne, dass er seiner E-Gitarre auch besinnliche Klänge entlocken kann.

Auch Theon war, wie New Deadline zuvor, nicht entgangen, dass das Publikum recht überschaubar war. Dennoch schlug er vor „We could make it to a hellparty“. Und er versprach nicht zu viel. Beim vierten Lied Bleeding tanzte und sang das gesamte Modernes noch wesentlich wilder mit und feierte die finnische Band. Theon trat immer wieder an den Rand der Bühne und berührte die Hände der Fans. Was sie noch mehr zum Kreischen und Rocken animierte. Und er verstand es auch das Publikum zum Lachen zu bringen. Denn für die Party zum vierten Song Bleeding bedankte er sich auf Spanisch. „Ich kann jede Sprache der Welt“, verkündete der Frontmann lachend. „I’m multilingual.“ Mit Halfway ging die Party im Modernes weiter. Akrobatische Einlagen – Vivian zeigte, dass er auch hinterm Rücken Gitarre spielen kann – und wilde Interaktionen der Bandmitglieder auf der Bühne heizten die Stimmung immer weiter an. Bei Belong To No One stellte sich Vivian hinter Sammy und tat so als spielten beide Gitarristen zusammen auf der Gitarre des blonden Finnen. Ein Show-Höhepunkt jagte den nächsten und gipfelte in einer kleinen Weltpremiere. „We try something we had never tryed before“, führte Theon den Auftritt von Drummer Julian ein. Der Schlagzeuger setzte sich auf einen Hocker und nahm eine Akustikgitarre zur Hand. Nur zu zweit zeigten Julian und Theon, dass sie auch unplugged ein gutes Team seien können. Die beiden präsentierten das Lied Everlong von den Foo Fighters und ernteten dafür riesigen Applaus. Und auch im Anschluss mit Turn rockten die sechs Finnen das Bremer Modernes. Theon machte alleine mit seiner A-Gitarre den Anfang und beeindruckte mit stimmlich gefühlvollen Klängen. Nach und nach fanden sich die restlichen Lovex-Mitglieder wieder auf der Bühne ein und wurden vom Publikum mit lautstarker Wiedergabe des Refrains unterstützt. Nach einem nahtlosen Übergang zum neunten Song Writings on The Wall stellte Frontmann Theon fest, wie heiß es doch auf der Bühne geworden war. „Man das ist heiß hier. Schaut euch Vivian an, der schwitzt wegen euch“, witzelte der Finne. Doch auch die Hitze auf der Bühne hielt die finnischen Rocker nicht von ihrer heißen Show ab. Nach wie vor sprangen, liefen und rockten die Musiker quer über das Podium. Mit Save Me läuteten Lovex ihre letzte Runde ein. Nach Time Is Running Out rockten sie mit dem Titelsong der Tour Don’t Let Me Fall noch einmal so richtig das Modernes. Und beendeten ihren Auftritt mit Take A Shot um 21.55 Uhr.

Doch an ein Ende wollten die Fans nicht denken. Mit We-want-more-Rufen und unentwegtem Kreischen forderten sie eine Zugabe ein. Und die sollten sie auch bekommen. Gleich drei Songs gaben Lovex den Bremern mit auf den Nachhauseweg. „Ihr seid wunderbar“, freute sich Theon über die Forderung seiner Fans nach mehr Lovex. Wie schon bei Turn fing Theon Time And Time Again allein auf der Bühne an, nur von Keyboarder Christian unterstützt. Von links flogen Seifenblasen aus den Reihen der Fans auf die Bühne, und das gesamte Modernes stimmte erneut in die Songs der Finnen ein. Zur zweiten Zugabe Ordinary Day waren Lovex wieder komplett und legten noch einmal richtig los. Vor dem letzten Lied des Abends stachelte Theon sein Publikum erneut an. „Jetzt ist für euch die letzte Möglichkeit zu rocken. Zeigt uns wie hart Bremen rocken kann.“ Und das taten die Fans auch. Sie schmetterten Guardian Angel laut mit, ließen ihre langen Haare beim Headbanging fliegen und rissen ihre Arme in die Höhe. Und dann um 22.10 Uhr war alles vorbei. Lovex verschwanden ins Dunkle der Bühne und die Fans zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen.

Setlist Lovex:

  1. Anyone Anymore
  2. Rid Of Me
  3. Divine Insanity
  4. Bleeding
  5. Halfway
  6. Belong To No One
  7. Everlong (Foo Fighters-Cover)
  8. Turn
  9. Writings on The Wall
  10. Save Me
  11. Time Is Running Out
  12. Don’t Let Me Fall
  13. Take A Shot
  14. Time And Time Again
  15. Ordinary Day
  16. GuardianAngel

Links:
http://www.lovex.fi/
http://www.newdeadline.com/

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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