Am 14. August feierten Century Media Records ihr 20-jähriges Bestehen – und welcher Ort eignete sich besser dafür als Helsinki, Finnlands Hauptstadt und Metal-Mekka?
Damit es aber nicht nur bei Sekt und bunten Partyhütchen blieb, beschloss man den Abend mit der entsprechenden Musikkulisse zu unterlegen. Laut und natürlich heavy sollte es sein, damit auch dem letzten zahlenden oder geladenen Gast klar würde, womit Century Media in den vergangenen zwei Jahrzehnten seit seiner Gründung so erfolgreich war.
Die Moderation des Abends lag vor allem in deutscher Hand, die musikalischen Klänge jedoch waren heimische. Bereits eine halbe Stunde nach Einlass sorgten Kivimetsän Druidi dafür, dass sogar der noch draußen vor den Türen wartenden Menge der Feierwütigen kräftig eingeheizt wurde. Die musikalisch an Finntroll erinnernde Band bemüht sich nach Kräften, auch optisch das Image des "Steinwald-Druiden" aufrecht zu erhalten: Leeni-Maria Hovila, die neue Stimme von Kivimetsän Druidi, präsentierte sich im weißen, steinbesetzten Kleid, während ihre fünfköpfige männliche Besetzung in der Tat so aussahen, als seien sie soeben einem Fantasywald aus Tolkiens "Herr der Ringe" entsprungen. Das dreißigminütige Set war kurz aber überzeugend, und endete mit "Mustan Valtikan Aika" von der 2006 erschienenen gleichnamigen EP. Wer sich die Band in Deutschland ansehen will, hat am 1. November beim Ultima Ratio Festival in Oberhausen die Gelegenheit.
Norther sind bereits seit acht Jahren im Geschäft. Zumindest unter ihrem jetzigen Namen, denn von 1996 bis 2000 trat die Band bereits unter dem Namen Requiem auf. Bis vor einem Jahr noch veröffentlichten Norther ihre Alben über das finnische Label Spinefarm, unterzeichneten dann jedoch im November 2007 einen neuen Vertrag bei Century Media. Ihr neuestes Album "N" erschien am 13. Februar 2008.
Als die Band die Bühne betrat, war die Menge der Zuschauer von zuvor etwa 200 auf das Dreifache angestiegen. Entsprechend knapp fiel dann auch die introduction durch den Century Media Moderator aus: "Zu Norther brauchen wir nicht viel zu erzählen. Ein Stück von ihrem aktuellen Album heißt "We Rock", und das sagt eigentlich schon alles." Wo er recht hat, hat er recht. Schon während der ersten beiden Songs ging es in den ersten Reihen kräftig zur Sache. Dahinter rockte man zunächst verhalten mit, doch in der zweiten Hälfte ihres halbstündigen Sets brachten Norther auch den Rest der Halle zum Kochen und verließen schließlich begleitet von "Zugabe"-Rufen die Bühne.
Überraschenderweise leerte sich die Halle beträchtlich, während das Set für den Hauptact des Abends, Poisonblack vorbereitet wurde. Hatten Norther ihre eigenen Fans mitgebracht, oder lag es an der schweißtreibenden Luft, die die meisten raus ins Foyer und an die neu renovierte Bar trieb? Vielleicht war es beides, dennoch war ich mir sicher, dass die Erfrischungspause nur von kurzer Dauer sein würde, denn wer die lokalen Tageszeitungen gelesen hatte, wusste, dass es vor dem Auftritt von Poisonblack noch ein Bonbon der besonderen Art geben sollte: Finnisches Platin für Sentenced, eine der bekanntesten und erfolgreichsten Export-Metalbands – bis sich 2005 die Wege der Bandmitglieder nach einem spektakulären Abschiedskonzert trennten. Ex-Sentenced-Frontman Ville Laihiala entschloss sich daraufhin, sich seinem im Jahre 2000 gegründeten Nebenprojekt Poisonblack nun Vollzeit zu widmen. Nach Erscheinen von Poisonblacks Debütalbum Escapextacy (2003) hatte er bereits den Part des Leadsängers von JP Leppäluoto übernommen, der sich seinerseits mehr auf Charon konzentrieren wollte. 2006 brachten Poisonblack ihr zweites Album Lust Stained Despair heraus, und auf das Erscheinen der brandneuen Scheibe A Dead Heavy Day dürfen sich die finnischen Fans noch in diesem Monat freuen. Das europäische Release-Datum ist der 1. September 2008.
Zur posthumen Platinauszeichnung äußerte sich Laihiala in einem Interview mit Ilta-Sanomat mit gemischten Gefühlen: "Natürlich rührt uns das, auch wenn der schlimmste Sentenced-Hangover mittlerweile lange vorbei ist. Es war ein angenehmer Hangover; hauptsächlich Erinnerungen daran wie aus unschönen Situationen goldene Momente wurden. Platin fühlt sich insofern gut an, als dass es Beweis für uns ist, dass die Leute unsere Musik gemocht haben. Zur Selbstbewertung aber bedeuten mir Gold- oder Platinschallplatten nichts, außer dass man sie später als Großvater ansehen und an seine Karriere zurückdenken kann."
Nach der Auszeichnung von Sentenced blieb dem ehemaligen Frontman jedoch nicht viel Zeit für Melancholie. Rocken musste es, und zwar kräftig: mit einer gelungenen Mischung aus altem und neuem rundeten Poisonblack den Abend ab. Happy Birthday, Century Media!
Poisonblack Set List:
- Rush
- Soul In Flames
- A Dead Heavy Day**
- Left Behind**
- Love Infernal
- The Kiss Of Death
- Low Life**
- Raivotar
- The Darkest Lie
- Me, Myself & I
- Human-Compost**
- The Living Dead
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- Bear The Cross**
** Vom neuen A Dead Heavy Day Album
Konzertfotos:
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