Review: Das Ich, Schneewittchen (20.11.2008, Braunschweig)

Foto: Oliver Garrandt

Foto: Oliver Garrandt

Das Ich spielen in Deutschland und keiner geht hin? Am 20.11. sollte es endlich soweit sein. Eigentlich war der Auftritt bereits zwei Wochen früher geplant gewesen, aber wie mir Bruno nach der Show versicherte, waren einzig gesundheitliche Gründe dafür ausschlaggebend, das Konzert an dem Abend absagen zu müssen. Die Braunschweiger und auch die aus dem nahen Hannover kommenden Gäste waren da wohl nicht so überzeugt. Aber der Reihe nach.

Als ich dann abends im Meier ankam, verwunderte mich erst der leere Parkplatz. Keine Menschentraube und kein Gedränge. So hatte ich denn genügend Zeit und Raum mir den Club genauer anzuschauen. Drinnen warteten erst wenige Gäste und so konnte man sich entspannt auf den Abend vorbereiten.

Foto: Oliver Garrandt

Foto: Oliver Garrandt

Der Anheizer an diesem Abend, war die provokant wirkende Formation „Schneewittchen“. Von der hab ich vorher noch nie was gehört gehabt. Aber ein Blick auf den Merch-Stand zeigte, dass es sich hierbei eher um eine Performance-Gruppe handelt denn um ein reines Musiker-Duo. Die Texte wirken sehr provokant, subtil und mit viel schwarzem Humor gespickt. Wobei der Auftritt von Marianne, der Sängerin des Duos, auch selbst provokant sein sollte. Allein das Makeup war aufwendig inszeniert, die Kleidung wohl gewählt und nach dem ersten Song fiel dann auch der Gaze-Schal, der die unverhüllte Pracht ihrer Brüste zeigte – natürlich auch hier mit viel Makeup verziert. Durch ausladende Tanzeinlagen wurde der Raum der für die Grösse des Clubs relativ kleinen Bühne aber sehr gut ausgenutzt. Am Rande wäre dabei zu erwähnen, das Marianne daher auch mehrfach ihr Wasser (Trinken) auf der Bühne gekippt hatte. Songs, die den Abend über interpretiert wurden, waren „Perlen vor die Säue“ das auch der Titel ihres just neu erschienen Albums ist, „Komm wir ritzen uns die Adern“ oder auch „Rosengarten“. Provokante Texte inklusive! Während sich das Publikum bis zur Hälfte des Auftritts relativ weit von der Bühne entfernt hielt, war es denn auch Bruno Kramm nebst Freundin, die es wagten sich näher als 5m an die beiden Musiker zu stellen. Mehrfach freundliche Gesten und Aufforderungen seinerseits führten dann auch dazu, dass der Kontakt Publikum, Schneewittchen sich auf ein erfreuliches Maß reduzierte. Nach dem sich beide Musiker (Thomas, der hinterm Keyboard stand, fiel eigentlich überhaupt nicht auf) verabschiedet hatten, wurde die Bühne freigemacht für eine der ältesten Goth-Bands die es in Deutschland gibt. „Das Ich“!

Foto: Oliver Garrandt

Foto: Oliver Garrandt

Als die Stephan, Bruno und Gastmusiker Martin, die Bühne betraten waren wohl leider nicht mehr als vielleicht 120 Leute anwesend. Aber für die beiden Akteure Stephan und Bruno kein Grund zur Traurigkeit. Der Opener war dann auch der Titel ihrer aktuellen Scheibe „Kannibale“. Wenig bekannt, aber beim Publikum trotzdem gut angekommen. Danach kamen dann auch Songs, die alten wie neuen Fans bekannter scheinen dürfen. „Kain & Abel“, „Schrei“ und zum späteren Abend „Gottes Tod“ in einer neueren Interpretation. Alle drei Musiker haben auch in diesem Falle die Bühne sehr gut nutzen können und wurden bei der der Zugabe denn auch durch Marianne von „Schneewittchen“ bei dem Stück „Nahe“ unterstützt. Wie der Zufall so wollte, war es auch Marianne, die bei dem Stück als Partnerin für „Das Ich“ in der Studioversion zur Verfügung stand.

Foto: Oliver Garrandt

Foto: Oliver Garrandt

Die Show war wie man es erwarten durfte sehr professionell! Sie beschränkte sich auch nicht auf die extremen Tanz- und Mimikeinlagen des Herrn Ackermann, sondern waren die Keyboards von Martin Soeffker und Bruno Kramm auf Rollen und ermöglichten Ihnen so auch sich mehr oder weniger aktiv in das Geschehen einzubringen. Gerade bei den älteren Songs aber auch nach Aufforderung seitens Stephans hatte das Publikum sich immer wieder an dem Konzert beteiligt. Sei es tanzend oder singend… Auch wurde die anfängliche Distanz zur Bühne immer geringer. Es war ein schöner Club-Gig. In einer kleineren Halle, hätte man fast von einem Privatkonzert sprechen können. Ich hoffe, das es bei den folgenden Konzerten denn auch besser gefüllt sein wird.

 

Links:
www.dasich.de
www.schneewittchenmusik.de
www.meier-music-hall.de

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

Weitere Artikel

Ähnliche Beiträge

Preview: Dan Sperry – DistorteD Sorcery-Tour (2022)

Schock-Illusionist Dan Sperry: Der Anti-Conjuror, der bei RTL's Supertalent...

Preview: Mal wieder ein letztes Mal. Kettcar auf (erneuter) Abschiedstour (2020)

Die schlechte Nachricht?Wir machen mal wieder eine Pause. Die gute...

Preview: Keineswegs unangenehm bei Jason Bartsch (2020)

Jason Bartsch ist keine gewöhnliche One-­Man-­Band. In hohem Tempo...