Review: Cinema Bizarre, The Glam (17.04.2008, Hannover)

Foto: Torsten Volkmer

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Ja es gibt sie noch… die Konzerte, bei denen Musikbegeisterte bereits am frühen Nachmittag vor den Toren der Konzertlocation auf den Einlass warten, um sich den besten Platz genau vor ihrem Lieblingsbandmitglied sichern zu können. Genau dieses Szenario bot sich am Tage des Cinema Bizarre Konzertes in Hannover. Bereits um 14 Uhr standen einige Fans der Berliner Band vor den Türen des Capitols. Sie trotzten den noch nicht ganz so frühlingshaften Temperaturen, die an diesem Tag herrschten – die Fanliebe und die Hoffnung auf einen lohnenswerten Stehplatz am Konzert hielt warm. Vielleicht einen vorzeitigen Blick auf die Band erhaschen, vielleicht sogar ein Autogramm oder Foto ergattern. Bei solch lockenden Vorstellungen geriet das Blut in Wallung und die frische Brise wurde erträglicher.

Foto: Torsten Volkmer

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Doch bevor das Konzert beginnen sollte hatten die fünf Musiker von Cinema Bizarre andere Verpflichtungen. Ein Fotoshooting für Rockoon! stand für 17 Uhr auf dem Plan. Das Fotografen-Team – pünktlich wie ein schweizer Uhrwerk – wurde sehr freundlich von dem Manager der Band in Empfang genommen und die Stufen hinauf Richtung Backstagebereich geführt. Leider waren Cinema Bizarre noch nicht bereit für das Shooting. Eine Verzögerung des Soundchecks um 1 ½ Stunden war Schuld und Cinema Bizarre befanden sich noch in der Maske. Dies war ein durchaus akzeptabler Grund, denn für die Fans sollte es nur vom Besten, und somit das Make Up zur Vollendung abgerundet sein. Da sich jedoch ein Teil der Band bereits für kameratauglich erklärte, wurde kurzum das Gruppenshooting in ein Einzelshooting umgewandelt. So war Luminor als Erster an der Reihe. Nacheinander standen danach Strify, Yu, Kiro, erneut Luminor und Shin vor der Linse und legten ebenso professionelle Arbeit wie die Fotografen ab. Die Kunst des Posierens beherrschte vor allem Strify einwandfrei, doch auch die anderen jungen Herren agierten selbstsicher vor der Kamera, wodurch die Arbeit schnell verlief und viel Spaß bereitete. Die Zuvorkommenheit und Freundlichkeit der Bandmitglieder sowie des Managements erleichterten das Shooting ungemein.

Der Einlass der Konzertgäste hatte wie geplant um 18 Uhr begonnen, als doch noch das Gruppenshooting durchgeführt werden sollte. Die Zeit drängte und der Balkon des Capitols sollte als Kulisse dienen, in der Hoffnung von den bereits anwesenden Fans nicht entdeckt zu werden. Doch der Blickwinkel wurde unterschätzt. Selbst in der hintersten Ecke sahen die scharfäugigen Besucher die Band und Fotografen und sofort schwoll Geschrei an. Dies machte eine Weiterarbeit unmöglich und die Flucht vom Balkon, außerhalb der Sichtweite, wurde ergriffen. Die Uhr tickte ab nun auch unerbittlich und die Minuten zur Show verflogen.

Für die Fotografen hieß es also: Stop, und hinunter zum Beginn des Support Actes aus Hamburg: The Glam. In dem zu ungefähr einem Drittel gefüllten Capitol war von Klein bis Groß ein sehr gemischtes Publikum vertreten. Ob die Anwesenden fortgeschrittenen Alters nun Elternteile oder Fans waren, war meist nicht auszumachen und im Endeffekt auch einerlei. Es wäre schließlich nicht sonderlich erstaunlich, wenn Cinema Bizarre nicht zuletzt durch ihren Durchbruchshit des vergangenen Jahres „Lovesongs (They Kill Me)“ eine breite Masse jeglicher Altersstufen ansprächen.

Punkt 19.15 Uhr schlug die Uhr für The Glam und die drei Hamburger betraten das Rampenlicht. The Glam hielten was ihr myspace Profil versprach… eine Mixtur aus sphärischem Pop, einer Prise Muse und Razorlight. Ein optisch als auch stimmlich an Crispian Mills (Kula Shaker) erinnernder Frontmann sang sich trotz nicht ganz einwandfreier Abmischung mit Gefühl und Leidenschaft durch die Setlist. Das Publikum nahm die Hamburger so herzlich auf, als handle es sich um den Hauptact. Standen die Jungs auch nur zu dritt auf der Bühne, verbreitete sich eine atemberaubende Atmosphäre im Raum. Die Anwesenden hingen an Sänger Frederics Lippen und lärmten lautstark zwischen den Songs. Ob dies an dem ausgelassenen Publikum, der Vorfreude auf Cinema Bizarre oder The Glam selbst lag, konnte man nicht genau definieren. Letzteres schien am Wahrscheinlichsten, denn in der Umbaupause schwoll jedesmal lautes Gekreische an, sobald sich ein Bandmitglied von The Glam auf der Bühne blicken ließ.

Foto: Torsten Volkmer

Foto: Torsten Volkmer

Der Höhepunkt des Abends begann um 20.18 Uhr. Das Licht erlosch und das Füße scharren hatte ein Ende. Die Zeit der Berliner Jungs von Cinema Bizarre war gekommen. Nach kurzem Intro von Richard Strauss’ „Also Sprach Zarathustra“, erschienen Strify, Luminor, Yu, Shin und Kiro unter ohrenbetäubendem Applaus und freudigem Jubel der Fans auf der Bühne. Ohne Zeit zu vergeuden legten Cinema Bizarre auch sogleich mit „Escape To The Stars“ los. Frontmann Strify, ganz in weiß gekleidet, trug als einzigen Kontrast eine schwarze Maske, die an Karneval in Venedig erinnerte. Von der ersten Minute an besaßen Cinema Bizarre eine hunderprozentige Bühnenpräsenz. Die Nähe zu den Fans war stets greifbar – hier war von Vorteil, dass die Konzerthalle nicht ganz gefüllt war. Dies verstärkte das Zuammengehörigkeitsgefühl und die Stimmung stieß von Anbeginn auf ihren Höhepunkt.

Foto: Torsten Volkmer

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Sympathisch präsentierten sich die Bandmitglieder auf der Bühne, ein jeder in seiner Rolle und seinem Element. Nach „I Don’t Believe“ flog Strify’s Maske zu den Klängen von „She Waits“ und enthüllte sein wie immer makelloses Gesicht. Luminors Keyboards, sowie Shins Schlagzeug waren auf kleinen Emporen positioniert, damit die beiden für jeden gut sichtbar waren. Auf der rechten Seite hatten sich Kiros Fans versammelt. Ein paar laute Rufe nach ihm reichten aus, dass er für einen kurzen Augenblick seine starre Maske ablegte und vielleicht sogar ein Luftküsschen in Richtung der Rufenden warf.

Foto: Torsten Volkmer

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Nicht nur die leicht Visual Kei angehauchten Katzenmädchen in der ersten Reihe miauten sämtliche Songs mit, die Textsicherheit des Publikums erwies sich als immens stark. Auch der Applaus zwischen den Songs vermittelte das Gefühl in einem zum Bersten gefüllten Raum zu stehen. Dies war zwar nicht der Fall, doch die Leute genossen ihre Platzfreiheit genauso wie Yu es ihnen auf der Bühne gleichtat. Dieser tigerte unentwegt von seinem Platz auf dem linken Bühnenteil zu Luminor oder Shin, posierte mit Kiro oder Strify, um wieder zurück auf „seine Seite“ zu rennen. Kiro bevorzugte es an seinem Platz zu verweilen. Doch für Luminor folgte zu „Get Off“ ein Platzwechsel. So wandelte er von seinem Podest hinter seinen Instrumenten hervor in die Mitte der Bühne, um mit seiner tiefen warmen Stimme zu betören. Bedächtigt rockte er zu den harten Gitarrenriffs während Strifys Vocals zum Duett einflossen. Luminors langer schwarzer Rock umwehte die Beine und die Optik schien perfekt. Der schwarz gekleidete mit tiefer Stimme von mysteriöser Aura umgebene Luminor neben Strify in Weiß, mit heller Tonlage – ein perfekter Kontrast und ein schönes Zusammenspiel der Gegensätze.

Für die folgenden Songs „Heavensent“ und „Dysfunctional Family“ wurde Luminor wieder an seinen Keyboards gebraucht und er steuerte von dort aus seine Backgroundvocals bei. Nach „The Silent Scream“ betonte Strify zur Einleitung von „The Way We Are“, dass dieser Song eine Lebenseinstellung darstelle. Denn man solle nicht verstellen, sondern stets so geben wie man sei und zu sich selbst stehen… so wie Cinema Bizarre es selbst vorleben und wie sie von ihren Fans geliebt werden.

Foto: Torsten Volkmer

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Nach dem zwölften Song „Forever Or Never“ verließen die Jungs vorerst die Bühne, um nach kurzem Bitten der Fans für 3 Zugabe-Stücke erneut zu erscheinen. Dabei gab es „Escape To The Stars“ im Akustik-Format. Kiro nahm dazu auf einem Stuhl Platz und ein wohliger Schauer lief bei dem Stück durch das Publikum.

Für die etwas Älteren im Publikum folgte eine große Überraschung mit dem zweiten Zugabe-Song „Spaceman“. Nicht nur, dass Luminor erneut ans Mikrofon gebeten wurde, vielmehr der Ursprung des Songs sorgte für freudiges Erkennen. Es handelte sich hierbei nämlich um eine Coverversion des Babylon Zoo Hits aus dem Jahre 1996. Nicht nur optisch passte der Song zu Luminor, trug doch Babylon Zoo Sänger Jas Mann damals auch Röcke, die dem Luminors glichen.

Zuletzt entließen Cinema Bizarre die Anwesenden mit dem Song, mit dem alles für sie alles begann. Mit „Love Songs“ bewies die Band, dass dieses Stück nicht nur im Radio einen Ohrwurmcharakter besitzt, sondern auch live ein starker Song darstellt und den Fans sicherlich noch den Rest des Abends im Kopf umherspuken würde. Somit neigte sich ein schöner Abend und ein gelungenes Konzert zu seinem Ende. Das Publikum Hannovers kann es sicher kaum erwarten, Cinema Bizarre auch bei künftigen Touren wieder mit offenen Armen empfangen zu dürfen.

Konzertfotos:

Link: www.cinema-bizarre.de

 

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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