Review: Bullet For My Valentine, Lacuna Coil (08.12.2008, Helsinki)

Foto: Torsten Volkmer

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Ungewohnter Ort, ungewohnte Zeit. Die Türen für das Trio Bleeding Through – Lacuna Coil – Bullet For My Valentine öffneten sich an diesem dunklen, kalten Montagabend bereits um 19 Uhr. Die Freude über den noch relativ leeren Innenhof vorm eigentlichen Haupteingang währte nur kurz, denn eingelassen wurde heute durch einen Hintereingang auf der Rückseite des Gebäudes. Als ich um die Ecke bog, fand ich mich am Ende einer Menschenschlange wieder, die sich scheinbar um das halbe Haus wand, und irgendwo hinter einer Mauer ihren Anfang nahm.

Trotz ausverkaufter Halle und eisigem Wind vom Meer verlief der Einlass dann jedoch überraschend flott. In der ehemaligen Fabrikhalle, in der sonst vorwiegend Messen und Ausstellungen stattfinden,  finden selten Rockkonzerte statt, und als ich den schlauchförmigen 110m langen, aber nur 24m breiten Saal betrat, in dem man die Bühne am gegenüberliegenden Kopfende im Halbdunkel fast nur erahnen konnte, wusste ich weshalb. Entsprechend schlecht war auch die Akustik, die während des Konzerts zum Teil draußen an der Garderobe besser zu sein schien, als drinnen.

Foto: Torsten Volkmer

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Knapp 30 Minuten nach Einlass machte sich bereits die erste Band des Abends einsatzbereit. Bleeding Through, eine 1999 gegründete Metalcore Band aus Kalifornien, sollte das Publikum eine halbe Stunde lang anheizen. Was sie auch nach allen Kräften versuchten.

Leider schien der Abend noch zu jung für einen mosh pit zu sein, der in finnischen Landen sowieso eher unüblich ist, und den ich zuvor nur ein einziges Mal bei Flogging Molly erlebt hatte. Zwar rockten die Metalfans vor der Bühne kräftig mit; den meisten waren aber zunächst Pizza, Bier und Lonkero im hinteren abgesperrten Bereich des Saals wichtiger.

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Als es an den Umbau für das nächste Set ging, änderte sich die Situation jedoch schlagartig. Lacuna Coil Fans drängten sich in den vorderen Teil der Halle, um sich einen guten Platz irgendwo zwischen Bühne und Soundboard zu sichern. Die Gothic/Metal-Band aus Mailand ist schon seit fast 15 Jahren im Geschäft. Was macht Lacuna Coil so besonders und hebt diese Band von anderen ihres Genres hervor? Zum einen die Tatsache, dass es nicht viele FrontFRAUEN gibt, die in der Sparte Metal zu Hause sind. Zum anderen sicherlich auch die Kombination zweier Leadsänger, die stimmlich hervorragend miteinander harmonieren. Andrea Ferro, Gründungsmitglied der Band, spielte in den Anfängen zusätzlich Bass, während Cristina Scabbia lediglich für backing vocals mit ins Boot geholt wurde. Schnell stellte sich heraus, dass Ferro und Scabbia allein erfolgreich, aber als Duo unschlagbar sind, und seither gibt es sie nur noch im Doppelpack.

Foto: Torsten Volkmer

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Live sind Lacuna Coil mindestens genauso gut wie ihre Studioaufnahmen, jedoch fehlt ihnen leider oft der Mut zur Improvisation, was aber die Qualität ihrer Shows nicht mindert. Die Stimmung während des 30minütigen Sets erreichte den Höhepunkt mit dem Depeche Mode Cover "Enjoy The Silence" vom Album Karmacode (2006). Diesen Song, der in Finnland seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner ist, können aus eben diesem Grunde nicht nur Lacuna Coil- sondern auch BFMV-Fans mitgrölen, und sie ließen es sich auch nicht zweimal sagen. Die Band verabschiedete sich mit dem Versprechen, im nächsten Jahr zurückzukehren, um ihr im Frühling 2009 erscheinendes neues Album vorzustellen.

 

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Foto: Torsten Volkmer

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Da sowohl die zweite Warm-Up Band als auch der eigentliche Headliner des Events bekannte Gruppen mit großem Fananhang waren, war es interessant zu beobachten, wie sich das Publikum im Verlauf des Abends veränderte. Zahlreiche Lacuna Coil Fans verabschiedeten sich noch bevor das Set von Bullet For My Valentine begann. Viele Bullet For My Valentine Fans kamen erst kurz vor dem Auftritt ihrer Lieblingsband, und die Halle füllte sich nun bis in den letzten Winkel. Entsprechend groß war dann auch das Gejohle, als die Band die Bühne betrat. Und die Fans wurden entschädigt: Die ungünstige Wahl des Veranstaltungsortes und die mittelmäßige Akustik wurde durch eine fantastische Lichtshow wettgemacht, die sogar noch aus den hintersten Reihen zu sehen war, und beeindruckte. Auch musikalisch ließen Bullet For My Valentine ihre Fans nicht im Stich – mit einer ausgewogenen Mischung aus altem und neuem vom aktuellen Album "Scream Aim Fire" gab die Band alles. Wer Bullet For My Valentine in Deutschland erleben möchte, sollte sich Karten für das Wacken Open Air Festival am 31. Juli 2009 sichern.

Konzertfotos:

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Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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