Die Nacht vor Allerheiligen, ein Heidenspaß. Leuchtende Fratzen, die den Teufel fernhalten sollen. Monster, Hexen, Untote, der Gehörnte am Kreuz. Wir schreiben den 30. Oktober im Jahre 15 nach der zweiten Jahrtausendwende, die Inquisitional Tourture gastiert im Capitol zu Hannover.
Das musikalische Gruselkabinett eröffnet mit einem Hauch von Lacrimosa, den Darkest Horizon (Hessen) sich anschicken, in ihren Melodic/Death/Epic Metal zu weben. Keyboards. Man möchte weinen, denn mehr als ein Hauch bleibt nicht hängen, die Vorbilder leuchten auf, die Maskerade bröckelt schnell. „Eine Mischung von epischer Filmmusik und auf die Fresse“, sagen Darkest Horizon von und über sich selbst. Etiketten schwindeln ja auch manchmal und brennen gut. Man ruft Ne Obliviscaris, den zweiten Support zur peinlichen Befragung. Eine Geige weint wunderschön, charismatisch wie der Klargesang, der sich durch die banale Härte schlägt. Melodisch und monströs ist er, der Melbournesoundtrack.
„O nein! die Kraft ist schwach,
allein die Lust ist groß.“[1]
Cradle of Filth schlagen den Hexenhammer auf. Der Wahnsinn hat Methode. Dani Filth, ein ins blaue Licht getauchter Teufel, das gezeichnete Tier, die Hexe, Mrs. Campbell, am gewundenen Klavier. Ein Dialog entspinnt sich, gesungen, geschunden, Goth. Der Gehörnte wirft Schatten auf die Leinwand des Capitols. Miss Campell bleibt katzenhaft in Hintergrund. „We are the hangover cure for this evening.“ Eine süße Drohung. Die Meute, die sich heute um den akustischen Scheiterhaufen scharrt – ist überschaubar – genießt die Verwünschung, ist wegen der dunkeln, krächzenden Groteske gekommen, die Filth in der Asche von Mythen und Legenden gefunden, in der Cradlemanie zelebriert.
„Hear Me now!
All crimes should be treasured if they bring thee pleasure somehow…“
Filths hohes Schreien kriecht die Wirbelsäule hoch, ist wie die schwarze klappernde Krähe, die auf dem Galgen sitzt und über Grausamkeit greint. Mit den Hexen lodern die Songs, die doch der Lust nicht Einhalt gebieten können, die man mit ihnen aus der Welt tilgen wollte. Cradle of Filth – selbst Legenden – wirken lebensdurstig und stark, schlagen mit Hammer of the Witches ihre Goth-Metal Krallen in den Abend, brennen ihren treuen Jüngern, die die Wiege aus Dreck anbeten, ihr ganz besonderes dunkles Mal ein. Eine süße Tortur, heitere Grausamkeit, markknisternde Melodien.
Das missratene Monster hat Spaß hat, `s gruselt der Meute.
„I wish upon a star
And think of all the things
I should have asked
Instead, I let the moment pass
And now I’m bleeding
On her faded photographs“
Setlist
- Human Inspired to Nightmare (Intro)
- Heaven Torn Asunder
- Cruelty Brought Thee Orchids
- Blackest Magick in Practice
- Lord Abortion
- Right Wing of the Garden Triptych
- Malice Through the Looking Glass
- Deflowering the Maidenhead, Displeasuring the Goddess
- Queen of Winter, Throned
Encore I - Walpurgis Eve (Intermission)
- Yours Immortally…
- Nymphetamine (fix)
- The Twisted Nails of Faith
- Her Ghost in the Fog
- The Forest Whispers My Name
Encore II - Glided Cunt
- Blooding the Hounds of Hell
[1] Goethe, J.W. Faust. Mephisto, Auerbachs Keller.
Links:
www.cradleoffilth.com
www.darkesthorizon.com
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