Start Events Konzertberichte Review: Alesana, Fall From Grace, The Parachutes (20.05.2009, Hamburg)

Review: Alesana, Fall From Grace, The Parachutes (20.05.2009, Hamburg)

Foto: Torsten Volkmer

Nach einem anstrengenden Tourtag mit Staus, Verzögerungen, Interviewterminen und einer nicht funktionierenden Klimaanlage im Tourbus könnte man vermuten, dass man am selben Abend keine immense Bühnenaction mehr von einer Band erwarten könnte. Doch obwohl es den Jungs von Alesana auf ihrem beschwerlichen Weg nach Hamburg genau so erging, bewiesen sie wenige Stunden später, dass dies alles nebensächlich ist, solange die Musik im Herzen bleibt.

Die Fans hatten von den Leidenswegen keine Ahnung und tummelten sich frühzeitig vor dem Grünspan, in das die Show aufgrund der hohen Nachfrage verlegt wurde. In der Hoffnung das ein oder andere Autogramm erhaschen zu können ging es erstmal nur sekundär um den Einlass. Und wer sich geduldete und den Startschuss des ersten Supportacts verpasste, konnte die Jungs auf ihrem Rückweg von einem kurzen Snack zum Tourbus abpassen.

Foto: Torsten Volkmer

Doch der Großteil hatte sich hinein begeben, um die erste Band des Abends – die Saarbrücker Parachutes, die bereits 2008 mit Alesana unterwegs waren – zu sehen. Während Parachutes um 19.30 Uhr die für den Konzertabend noch jungfräuliche Bühne betraten, ging es für die Alesana Bandmitglieder in die erste Interviewrunde.

Eine knappe halbe Stunde gab es Screamo-Hardcore vom Feinsten auf die Ohren während sich das Grünspan kontinuierlich füllte.

Foto: Torsten Volkmer

Läutete für Alesana im immer wärmer werdenden Tourbus die zweite und letzte Interviewrunde ein, eroberte die ebenso zweite und letzte Vorband Fall From Grace um 20.13 Uhr das Rampenlicht. Auch wenn man vielleicht nur die letzten vier Songs dieser Band mitbekam, so wusste man sofort dass sie sich nicht umsonst in einem Bandcontest in Amerika gegen 7000 Mitstreiter durchgesetzt hatten. Die Headbanger in der ersten Reihe tauten erst richtig auf und Sänger Tryg Littlefield motivierte das Publikum bis zum letzten Song der Setlist. Die Menge schien gewaltig aufgewärmt zu sein, die Temperaturen hatten bereits vor dem Hauptact Backofengrade erreicht. Fall From Grace schienen noch nicht genug von den Hamburger Fans bekommen zu haben. Während der Umbauphase erschien Tryg erneut und streckte eine Digicam in die Höhe, um den offensichtlich beeindruckenden Abend fest zu halten.

Dann wurde es ruhiger und der Umbau lief vor sich hin. Als Drummer Jeremy zu seinem Schlagzeug marschierte um eigenhändig sein Equipment zurecht zu rücken, kam Leben in die Menge, die gleich aufschrie. Leider bedeutete Jeremys Erscheinen nicht den Beginn der Alesana Show. Als das Stimmen der Gitarren begann, verschwand er, während die anderen Bandmitglieder höchstpersönlich ihre Instrumente vornahmen. Der goldene Buddha des Grünspan leuchtete munter im Bühnenhintergrund als wollte er sagen „In der Ruhe liegt die Kraft“ –weise Worte und wie Recht er hatte, denn es ging nicht mehr lange und das Licht wurde um 21.10 Uhr gelöscht.

Zum imposanten Intro enterte zuerst Shane die Bühne und nahm rechts seinen Platz ein während Jake ihm auf den Fersen folgte und sich ganz rechts außen positionierte. Um das Bühnenbild zu vervollständigen kamen mittig Dennis und links Shawn. Jeremy, der eigentlich während des Umbaus der erste auf der Bühne war, erschien dieses mal als letzter und nahm auf dem Hocker Platz.

Foto: Torsten Volkmer

Ohne Umschweife legten Alesana mit Alchemy Sounded Good At The Time los. Es konnte keinen besseren Song geben, der die Fans aus dem Introtaumel riss und in Höchstform brachte. Beim ersten Ton besprengte Dennis das Publikum mit Wasser. Zu dem Gewitter aus Gitarren und Drums rannte er über die Bühne wie ein Löwe kurz vor der Attacke und shoutete und schrie was das Zeug hielt. Auch Shawn ließ sich anstecken und legte bald seine Gitarre ab, um im Securitygraben in unmittelbarer Publikumsnähe zu singen. Zum Stoboskopeinsatz kehrte Shawn zu seinen allesamt schwarz gekleideten Bandkollegen auf die Bühne zurück und griff zur Gitarre. Lediglich Jeremy wusste was ihn erwartete und hatte erst gar kein Shirt angezogen. Wie man an Dennis, der gerade das Publikum begrüßte „How are you guys doing tonight? We are Alesana from America and we are excited to play here tonight!“ konnte man erkennen, dass Jeremys Vorahnung richtig war, denn bereits beim folgenden Song Sweetheart, You Are Sadly Mistaken, waren Publikum als auch Band komplett erhitzt.

Zum Intro begaben sich die drei Gitarristen an den Bühnenrand mit dem linken Bein auf der Box, um gleichzeitig zum Übergang in den Song nach hinten zu schreiten und synchron in die Luft zu springen. Währenddessen trieb es Dennis nach vorne um dem Publikum die Lyrics entgegenzuschreien. Shawn schwang neckisch seine Hüften zu seinem Einsatz und wühlte sich in theatralischer Verzweiflung die Haare – doch nicht zuviel, damit die Frisur noch hielt. Als Dennis sich erneut in den Securitygraben begab, zögerten die ersten Reihen nicht lange und hoben ihn in die Höhe. Zurück auf der Bühne endete der Song mit einem Strobo-Drum-Wirbel.

Foto: Torsten Volkmer

Nur eine kurze Ansage lang hielt die Atempause an, bevor es mit Seduction weiterging. Auch hier ruhten weder Musiker noch Zuschauer und nach Dennis Aufforderung sangen alle mit. Auch die Mitspring-Motivation fand Anklang und der Boden bebte. Es folgte eine erneute Wasserdusche von Dennis während Shawn This Is Usually The Part Where People Scream ankündigte und im hinteren Bühnenteil auf und ab galoppierte. Zum Refrain erschien plötzlich Tryg, schnappte sich das Mikro am rechten Bühnenrand und verschwand im Securitygraben. Als kurzzeitig die Musik abbrach wurde das Publikum zur Wall of Death aufgefordert. Die jugendliche Energie hielt sich auch durch Ambrosia und als die Band die Coverversion von What Goes Around, Comes Around anspielte, gerieten alle völlig in Rage. Dennis tanzte ausgelassen den Roboter und salutierte zum Ende ein „Thank you very much!“. Unersättlich spielten sich Alesana bei vollem Körpereinsatz durch die Songs. Als sich Jeremy erhob und die Arme in die Höhe schwang, zeigte sich am entgegenbretternden Jubel, dass auch das Publikum noch motiviert war und es ertönte Endings Without Stories.

Doch leider hat jedes Konzert ein Ende und nach dem schweißtreibenden Congratulations, I Hate You bei dem Shane sein Handtuch in die Menge reichte, Jeremy sich erneut erhob und Dennis durch den Securitygraben spurtete, verließen Alesana die Bühne.

Foto: Torsten Volkmer

Das rhythmische Klatschen des Publikums zu einer Rückkopplung lockte bald Dennis zurück. Mit einem Handtuch um den Nacken grinste er ins Mikro „You guys are still here? You want to have one more song?“ und schon standen Shawn, Jake, Pat, Shane und Jeremy an seiner Seite als Shane auch schon mit Tilting The Hourglass begann. Jeremy genoss die ersten Sekunden am Bühnenrand mit Luftgitarre und Hüftschwung, bevor er sich hinter sein Schlagzeug begab. Die Hände im Publikum schossen in die Höhe und bei dem unbekannten Flugobjekt, das sich der Bühne näherte handelte es sich um eine Armstulpe, die sachte von Dennis auf den Drums positioniert wurde. Als sich Shawns Gitarre beim Körperwirbel verselbstständigte und über die Bühne schlitterte, zögerte er nicht lange und sprang in den Securitygraben um noch einmal nah der Fans zu sein. Zurück auf der Bühne motivierte er in graziler Pose das Publikum mit ihnen zu schreien „Hamburg, Germany – one more time!“ und das Grünspan erzitterte. Nach Apology verabschiedeten sich Alesana um 22.10 Uhr. Einige glückliche Fans konnten sich noch das ein oder andere Plek aus den Händen der Musiker ziehen. Eine kräftezehrende und grandiose Show, die nach mehr schreit!

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