Im Vorfeld zu diesem Konzert hatte der NDR schon eine große Hörer-Aktion gestartet. Geradezu Bond-Like: Liebesgrüsse aus Moskau. Moskau? Nein. Liebesgrüsse aus dem Radio. Die sind dann doch viel schöner. Die Hörer-/innen konnten ein Meet and Greet mit Rea Garvey gewinnen, wenn sie Ihre(n) Liebste(n) über das Radio grüßten und erklärten, warum diese Person das Nonplusultra für einen ist. Eine Liebeserklärung über das Radio. Das muss mensch sich auch erstmal trauen. Aber wer liebt, hat keine Angst. Mit der aktuellen Single „Kiss Me“ gibt der „Irishman in Berlin“, Rea Garvey, eine Steilvorlage für diesen Abend. Da wird die Swiss Life Hall schnell mal zur Kiss Life Hall.
Das neue Album „Neon“ macht da weiter, wo die drei Vorgänger auch landeten. Mindestens Top 5 der Album-Charts. Und immer waren sie mit einem Ziel verbunden. Bei „Neon“ natürlich was mit Licht. Mal eine Sache durchleuchten. Mal sich durchleuchten.
„Ich habe nicht nur meine eigene Perspektive auf die Welt geändert, ich möchte auch die Hörer ermutigen, ihre Sicht hin und wieder zu überprüfen und die Dinge mit anderen Augen zu betrachten. Vor den Aufahmen habe ich mich gefragt, was ich eigentlich will. In den hektischen Zeiten ist man oft viel zu beschäftigt um auf die eigenen Bedürfnisse zu hören oder kurz inne zu halten und in sich hinein zu horchen, ob man noch bei sich ist. Meine Lieder waren schon von jeher wie kleine Wegweiser, durch die mir gewisse Dinge klar geworden sind und die mir meinen Weg gezeigt haben. Es geht auf dem Album auch darum, loszulassen. Sich freizumachen von all dem unnötigen Ballast und den Sorgen, die wir ständig mit uns herumtragen. Darum, einfach im Moment zu leben und sich trotz aller Mühen über die schönen Seiten des Lebens zu freuen.“ Gut so. Das Leben ist nicht immer einfach. Aber es ist schön. Das ist die Botschaft von Rea Garvey. Der Ire ist ein positiver Mensch. Seine Authentizität macht ihn glaubhaft. Doch bevor der Ire auftritt, tritt der andere Ire auf.
Ryan Sheridan ist nicht nur in seiner Heimat ein gefeierter Musiker. Sein Debütalbum „The Day You Live Forever“ holte Platin und auch der Nachfolger „Here and Now“ ging auf Platz 1 der irischen Charts. Sheridan ist ein Künstler den mensch eher aus kleineren Hallen kennt. Kleine Halle ist gut, es sind eher kleine Clubs. Hier fühlt er sich wohl. Direkter Kontakt zu den Fans schafft spürbare Energie. Deswegen har er auch eine eigene Bühne. Nicht die große Hauptbühne: da geht er verloren. Eine kleine Bühne beim Mischpult. Hier verbreitet er zusammen mit (nur) seinem Schlagzeuger, Clubfeeling. Und das vor 4300 Fans.
Ryan Sheridan hat Ausstrahlung, die Leute hängen an seinen Lippen. Der Sound ist klar, ausgewogen und transparent. Sheridan hat seinen eigenen Stil entwickelt. Percussionlastiges Gitarrenspiel in Perfektion. Die Leute tanzen. Während seines letzten Songs gibt steigt Rea Garvey auf der Hauptbühne in das Lied seines Kumpels Ryan ein. Perfekter Übergang.
And you you you
You colour me in
Turn me round when I’m wrong
You make me strong
You colour me in
Rea Garvey ist überall. Der Mann ist Radio-tauglich, TV-tauglich, einfach tauglich-tauglich. Ob neues Album, Konzerte oder Fernseh-Auftritte (The Voice Of Germany). Der Ire ist irre viel präsent. Die neue Single „Kiss me“ läuft in den Radios rauf und runter. Rea Garvey weiß was schön ist:
Wo Lippe gern auf Lippe ruht, da geht’s den Lippen aber gut.
An den Liedern der Setlist erkennt mensch alle Facetten, die die Liebe so mitbringt. Nach dem Kennenlernen die ersten Ängste, ob es ernst gemeint ist („Is it Love?“), natürlich „Kiss Me“, dann die Gewissheit („It´s a Good Life“) und „Hold my Heart“ und auch das Gefühl der Sehnsucht („Stay Stay“) darf nicht fehlen. Auch andere Gefühle, wie die Verbundenheit zu seiner absoluten Lieblingsstadt Dublin („Hometown“) werden thematisiert. Hier herrscht ständige Veränderung. Nichts ist mehr so vertraut wie er es aus früheren Jahren kennt.
Aber auch das Leben ist ständige Veränderung. Rea hat das erkannt und es gehört auch einfach dazu. Veränderungen gibt es immer. Auch den Platz ändert er noch mal. Einige Titel performen R & R gemeinsam auf der kleinen Bühne. Jetzt herrscht eine ruhige, sehr entspannte Atmosphäre. Doch es geht auch ausgelassener bei den Tanz- und Mitsingnummern „Can´t Say No“ und dem musikalisch einfachen, aber stimmungstechnischem Feuerwerk „Colour Me In“, das er mit seiner Band performt. Richtig rockig ist „Guten Tag“ von Judith Holofernes für das er nach eigener Aussage mächtig viel Deutsch lernen musste um diese Nummer – Achtung!, da haben wir es wieder- im TV bei „Sing meinen Song“ zu performen. Hat sich gelohnt. Die Nummer ist ein Kracher, zumindest auf den Seitentribünen. Der Sound ist hier deutlich besser als im Innenraum.
Mit „Can’t Stand the Silence“ und „Never Giving Up“ geht der Abend nach 2 Stunden zu Ende und das Licht an. Eine Zugabe im eigentlichen Sinne gibt es nicht wirklich. Das kennt mensch nur aus durchchoreografierten Shows. Programm-Shows halt. Stellt sich die Frage: war der Mann zu viel im Fernsehen? Noch nicht. Aber manchmal ist weniger mehr.
Galerien (by Torsten Volkmer bs! 2018):
Setlist Ryan Sheridan (leider unvollständig):
- Call My Name
- Jigsaw
- Perfect Storm
- This Is Our World
Setlist Rea Garvey:
- Is It Love?
- Armour
- Beautiful Life
- Hometown
- Water
- Can’t Say No
- Oh My Love
- Darkness
- It’s a Good Life
- Hold my heart
- Stay Stay
- Kiss Me
- Colour Me In
- Guten Tag
- Catch Me When I Fall
- Lions in Cages
- Wild Love
Encore - Can’t Stand the Silence
- Never Giving Up